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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

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Die zehende Stund.
Mir ist/ doch ohn Gefahr/ wie Scevola
geschehen:
Jch hab die Schreiberschar für König'
angesehen.

III. Wannich grosses mit kleinem gleiche/ also:

Man schändet diesen Mann/ daß ihn der
Wein ergetzt;
und Cato * hat doch selbst die Tugend so
benetzt.

Hieher gehöret/ was von der alten Poeten Ge-
dichten/ als geschehen angeführet wird/ und sol auch
dessenwegen der Poet viel gelesen haben/ und seine
Wissenschaft schicklich einzuflechten wissen/ auch
wohin er zielet/ an dem Rand beysetzen; weil son-
sten das Reimgebänd den Jnhalt zu zeiten ver-
dunkelt.

7. III. Die dritte Art ist/ wann viel Gleichnis-
se zu einem Zweck angeführet werden: Solcher
gestalt zielet folgendes auf die Veränderung der
Teutschen Sprache.

Es führet Frau Natur so manchen Wun-
derhandel:
sie wechselt aus und ein gleich einem Kauf-
mannshandel/
ver-
* Senec. 1 de Tranqtril. c. 15. Horat. l. 3. od. 21.
Die zehende Stund.
Mir iſt/ doch ohn Gefahr/ wie Scevola
geſchehen:
Jch hab die Schreiberſchar fuͤr Koͤnig’
angeſehen.

III. Wannich groſſes mit kleinem gleiche/ alſo:

Man ſchaͤndet dieſen Mann/ daß ihn der
Wein ergetzt;
und Cato * hat doch ſelbſt die Tugend ſo
benetzt.

Hieher gehoͤret/ was von der alten Poeten Ge-
dichtẽ/ als geſchehẽ angefuͤhret wird/ und ſol auch
deſſenwegen der Poet viel geleſen haben/ und ſeine
Wiſſenſchaft ſchicklich einzuflechten wiſſen/ auch
wohin er zielet/ an dem Rand beyſetzen; weil ſon-
ſten das Reimgebaͤnd den Jnhalt zu zeiten ver-
dunkelt.

7. III. Die dritte Art iſt/ wann viel Gleichniſ-
ſe zu einem Zweck angefuͤhret werden: Solcher
geſtalt zielet folgendes auf die Veraͤnderung der
Teutſchen Sprache.

Es fuͤhret Frau Natur ſo manchen Wun-
derhandel:
ſie wechſelt aus und ein gleich einem Kauf-
mannshandel/
ver-
* Senec. 1 de Tranqtril. c. 15. Horat. l. 3. od. 21.
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[56/0070] Die zehende Stund. Mir iſt/ doch ohn Gefahr/ wie Scevola geſchehen: Jch hab die Schreiberſchar fuͤr Koͤnig’ angeſehen. III. Wannich groſſes mit kleinem gleiche/ alſo: Man ſchaͤndet dieſen Mann/ daß ihn der Wein ergetzt; und Cato * hat doch ſelbſt die Tugend ſo benetzt. Hieher gehoͤret/ was von der alten Poeten Ge- dichtẽ/ als geſchehẽ angefuͤhret wird/ und ſol auch deſſenwegen der Poet viel geleſen haben/ und ſeine Wiſſenſchaft ſchicklich einzuflechten wiſſen/ auch wohin er zielet/ an dem Rand beyſetzen; weil ſon- ſten das Reimgebaͤnd den Jnhalt zu zeiten ver- dunkelt. 7. III. Die dritte Art iſt/ wann viel Gleichniſ- ſe zu einem Zweck angefuͤhret werden: Solcher geſtalt zielet folgendes auf die Veraͤnderung der Teutſchen Sprache. Es fuͤhret Frau Natur ſo manchen Wun- derhandel: ſie wechſelt aus und ein gleich einem Kauf- mannshandel/ ver- * Senec. 1 de Tranqtril. c. 15. Horat. l. 3. od. 21.

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/70>, abgerufen am 24.11.2024.