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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.

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Die sechste Stund.

Sein Grimm ist gantz entbrant.

Jn der mehrern Zahl aber so machen solche Wör-
ter ein richtigeres Reimmaß. Also klinget in den
zwölf vnd dreyzehensyllbigen kurtzlangen Gebänden
sehr übel/ wann ein Füg-oder Geschlechtwort die
sechste Syllbe schleust. Zum Exempel:

[Abbildung] [Abbildung] Wer grossen Reichthum und auch manche [Abbildung]
[Abbildung]
[Abbildung] [Abbildung]
[Abbildung] Sorgen liebt etc. [Abbildung]
[Abbildung] von dem sagt man/ daß er Sinn und Verstand [Abbildung]
[Abbildung] betrübt.
Viel leichter geht der Vers also:
Wer grosses Geld und Gut/ samt grossen Sor-
gen liebt etc.
von solchem wird gesagt/ daß er den Sinn be-
trübt.

18. Die Wörter sollen seyn höflich und er-
bar/ die unzüchtigen aber gäntzlich vermieden
werden: dann zu geschweigen/ daß wir/ als Chri-
sten/ wissen sollen/ daß wir von einem ieden un-
nützen Worten Rechenschaft geben müssen/ so
träget unsre Sprache gleichsam von Natur ein
Abscheuen von aller Unsauberkeit/ daß wir viel
unflätige Sachen nicht wol nennen können oh-
ne sondere Umschreibung. Herr Opitz sagt

von
Die ſechſte Stund.

Sein Grimm iſt gantz entbrant.

Jn der mehrern Zahl aber ſo machẽ ſolche Woͤr-
ter ein richtigeres Reimmaß. Alſo klinget in den
zwoͤlf vñ dreyzehenſyllbigẽ kurtzlangẽ Gebaͤnden
ſehr uͤbel/ wann ein Fuͤg-oder Geſchlechtwort die
ſechſte Syllbe ſchleuſt. Zum Exempel:

[Abbildung] [Abbildung] Wer groſſen Reichthum und auch manche [Abbildung]
[Abbildung]
[Abbildung] [Abbildung]
[Abbildung] Sorgen liebt ꝛc. [Abbildung]
[Abbildung] von dem ſagt man/ daß er Sinn und Verſtand [Abbildung]
[Abbildung] betruͤbt.
Viel leichter geht der Vers alſo:
Wer groſſes Geld und Gut/ ſamt groſſen Sor-
gen liebt ꝛc.
von ſolchem wird geſagt/ daß er den Sinn be-
truͤbt.

18. Die Woͤrter ſollen ſeyn hoͤflich und er-
bar/ die unzuͤchtigen aber gaͤntzlich vermieden
werden: dann zu geſchweigen/ daß wir/ als Chri-
ſten/ wiſſen ſollen/ daß wir von einem ieden un-
nuͤtzen Worten Rechenſchaft geben muͤſſen/ ſo
traͤget unſre Sprache gleichſam von Natur ein
Abſcheuen von aller Unſauberkeit/ daß wir viel
unflaͤtige Sachen nicht wol nennen koͤnnen oh-
ne ſondere Umſchreibung. Herr Opitz ſagt

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[114[110]/0128] Die ſechſte Stund. Sein Grimm iſt gantz entbrant. Jn der mehrern Zahl aber ſo machẽ ſolche Woͤr- ter ein richtigeres Reimmaß. Alſo klinget in den zwoͤlf vñ dreyzehenſyllbigẽ kurtzlangẽ Gebaͤnden ſehr uͤbel/ wann ein Fuͤg-oder Geſchlechtwort die ſechſte Syllbe ſchleuſt. Zum Exempel: [Abbildung] [Abbildung] Wer groſſen Reichthum und auch manche [Abbildung] [Abbildung] [Abbildung] [Abbildung] [Abbildung] Sorgen liebt ꝛc. [Abbildung] [Abbildung] von dem ſagt man/ daß er Sinn und Verſtand [Abbildung] [Abbildung] betruͤbt. Viel leichter geht der Vers alſo: Wer groſſes Geld und Gut/ ſamt groſſen Sor- gen liebt ꝛc. von ſolchem wird geſagt/ daß er den Sinn be- truͤbt. 18. Die Woͤrter ſollen ſeyn hoͤflich und er- bar/ die unzuͤchtigen aber gaͤntzlich vermieden werden: dann zu geſchweigen/ daß wir/ als Chri- ſten/ wiſſen ſollen/ daß wir von einem ieden un- nuͤtzen Worten Rechenſchaft geben muͤſſen/ ſo traͤget unſre Sprache gleichſam von Natur ein Abſcheuen von aller Unſauberkeit/ daß wir viel unflaͤtige Sachen nicht wol nennen koͤnnen oh- ne ſondere Umſchreibung. Herr Opitz ſagt von

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 114[110]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/128>, abgerufen am 23.11.2024.