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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.

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Die fünffte Stund.
pflantzet auch das Sehnenblat/
anbefeuchtet von dem Weinen.

5.
Sein Lob sol bey uns verbleiben/
das wir in die Baumen schreiben/
und den Felsen einverleiben:
Sein Ruhm lebt bey den Gemeinen/
ihm wird üm die Zeit im Jahr
klagen unsre Schäferschaar.
Nymphen höret auf zu weinen.

Hierbey ist nicht zu vergessen der Gesprächrei-
men/ (von welchen zu sehen in der IX. Stund §.
14. nachgesetzten zweyten Theils/) und Nach-
ahmung
(Parodia.) welche die Reimwort durch-
gehends behalten/ und den Jnhalt ändern/ des-
sen wollen wir ein Exempel anfügen.

Parodia oder Nachahmung
Herrn Martin Opitzen: Jch empfinde fast ein
Grauen/ daß ich Plato für und für etc.
Jn welcher alle Reimwörter behalten/ und der
Jnhalt auf geistlichen Verstand gerichtet worden.
Jn seiner eignen Melodey/ unter Herrn Hein-
rich Alberten Liedern das 21.
1.
JCh empfinde fast ein Grauen/
daß ich Eitelkeit in dir
bin verwickelt für und für;
Es ist Zeit hinauf zu schauen/
und

Die fuͤnffte Stund.
pflantzet auch das Sehnenblat/
anbefeuchtet von dem Weinen.

5.
Sein Lob ſol bey uns verbleiben/
das wir in die Baumen ſchreiben/
und den Felſen einverleiben:
Sein Ruhm lebt bey den Gemeinen/
ihm wird uͤm die Zeit im Jahr
klagen unſre Schaͤferſchaar.
Nymphen hoͤret auf zu weinen.

Hierbey iſt nicht zu vergeſſen der Geſpraͤchrei-
men/ (von welchen zu ſehen in der IX. Stund §.
14. nachgeſetzten zweyten Theils/) und Nach-
ahmung
(Parodia.) welche die Reimwort duꝛch-
gehends behalten/ und den Jnhalt aͤndern/ deſ-
ſen wollen wir ein Exempel anfuͤgen.

Parodia oder Nachahmung
Herrn Martin Opitzen: Jch empfinde faſt ein
Grauen/ daß ich Plato fuͤr und fuͤr ꝛc.
Jn welcher alle Reimwoͤrter behalten/ und der
Jnhalt auf geiſtlichen Verſtand gerichtet worden.
Jn ſeiner eignen Melodey/ unter Herrn Hein-
rich Alberten Liedern das 21.
1.
JCh empfinde faſt ein Grauen/
daß ich Eitelkeit in dir
bin verwickelt fuͤr und fuͤr;
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[98[94]/0112] Die fuͤnffte Stund. pflantzet auch das Sehnenblat/ anbefeuchtet von dem Weinen. 5. Sein Lob ſol bey uns verbleiben/ das wir in die Baumen ſchreiben/ und den Felſen einverleiben: Sein Ruhm lebt bey den Gemeinen/ ihm wird uͤm die Zeit im Jahr klagen unſre Schaͤferſchaar. Nymphen hoͤret auf zu weinen. Hierbey iſt nicht zu vergeſſen der Geſpraͤchrei- men/ (von welchen zu ſehen in der IX. Stund §. 14. nachgeſetzten zweyten Theils/) und Nach- ahmung (Parodia.) welche die Reimwort duꝛch- gehends behalten/ und den Jnhalt aͤndern/ deſ- ſen wollen wir ein Exempel anfuͤgen. Parodia oder Nachahmung Herrn Martin Opitzen: Jch empfinde faſt ein Grauen/ daß ich Plato fuͤr und fuͤr ꝛc. Jn welcher alle Reimwoͤrter behalten/ und der Jnhalt auf geiſtlichen Verſtand gerichtet worden. Jn ſeiner eignen Melodey/ unter Herrn Hein- rich Alberten Liedern das 21. 1. JCh empfinde faſt ein Grauen/ daß ich Eitelkeit in dir bin verwickelt fuͤr und fuͤr; Es iſt Zeit hinauf zu ſchauen/ und

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 98[94]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/112>, abgerufen am 03.05.2024.