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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.

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Die fünffte Stund.
und ietzt zu deß Heiles Quellen
in deß HERREN Haus zu gehn/
von den Sünden abzustehn/
und sich heilig einzustellen.

2.
Jn deß Höchsten Wort studieren
mindert alles Ungemach/
daß der Trübsal Threnenbach
sich lässt nach der Tugend führen:
wenn wir offt erinnert werden/
wie die Zeiten eilen hin/
und mit heilig-klugen Sinn
denken an die Mutter-Erden.
3.
Mancher höret/ daß ich frage/
wo das schönste Buch mag seyn/
das ich liebe/ mehr als Wein?
Alles Trauren/ Leid und Klage/
wie wir Menschen täglich haben/
eh der Tod uns hingerafft/
mindert solches Trostes Safft/
den wir aus der Bibel graben.
4.
Weltlingsfreude gleicht Melonen/
dauret lange Zeite nicht/
und die Reue nie gebricht/
mit viel Leid uns zu verschonen.
Jch

Die fuͤnffte Stund.
und ietzt zu deß Heiles Quellen
in deß HERREN Haus zu gehn/
von den Suͤnden abzuſtehn/
und ſich heilig einzuſtellen.

2.
Jn deß Hoͤchſten Wort ſtudieren
mindert alles Ungemach/
daß der Truͤbſal Threnenbach
ſich laͤſſt nach der Tugend fuͤhren:
wenn wir offt erinnert werden/
wie die Zeiten eilen hin/
und mit heilig-klugen Sinn
denken an die Mutter-Erden.
3.
Mancher hoͤret/ daß ich frage/
wo das ſchoͤnſte Buch mag ſeyn/
das ich liebe/ mehr als Wein?
Alles Trauren/ Leid und Klage/
wie wir Menſchen taͤglich haben/
eh der Tod uns hingerafft/
mindert ſolches Troſtes Safft/
den wir aus der Bibel graben.
4.
Weltlingsfreude gleicht Melonen/
dauret lange Zeite nicht/
und die Reue nie gebricht/
mit viel Leid uns zu verſchonen.
Jch
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[99[95]/0113] Die fuͤnffte Stund. und ietzt zu deß Heiles Quellen in deß HERREN Haus zu gehn/ von den Suͤnden abzuſtehn/ und ſich heilig einzuſtellen. 2. Jn deß Hoͤchſten Wort ſtudieren mindert alles Ungemach/ daß der Truͤbſal Threnenbach ſich laͤſſt nach der Tugend fuͤhren: wenn wir offt erinnert werden/ wie die Zeiten eilen hin/ und mit heilig-klugen Sinn denken an die Mutter-Erden. 3. Mancher hoͤret/ daß ich frage/ wo das ſchoͤnſte Buch mag ſeyn/ das ich liebe/ mehr als Wein? Alles Trauren/ Leid und Klage/ wie wir Menſchen taͤglich haben/ eh der Tod uns hingerafft/ mindert ſolches Troſtes Safft/ den wir aus der Bibel graben. 4. Weltlingsfreude gleicht Melonen/ dauret lange Zeite nicht/ und die Reue nie gebricht/ mit viel Leid uns zu verſchonen. Jch

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 99[95]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/113>, abgerufen am 02.05.2024.