Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.solchen Häusern, da er hat angeklopffet. Denn vor welchem Hause er angeschlagen, daraus ist bald darauf einer mit Tode abgegangen. Er hat auch bey seiner hinterlassenen Wittwen sich eingefunden, und dieselbe würcklich beschlaffen, welche aber, weil sie einen Abscheu vor ihm getragen, endlich zu dem Supan (oder Marckt-Schultzen) Mibo Radetich hingeloffen, auch bey ihm verblieben und gebeten, er wollte ihr doch wider ihren verstorbenen Mann Hülffe verschaffen. Der Supan bittet deßwegen etliche behertzte Nachbarn zu sich, gibt ihnen zu sauffen und spricht ihnen zu, sie sollen ihm Beystand leisten, daß solchem Ubel möge abgeholffen werden; weil dieser Georg oder (Guire) Grando, allbereit viele Ihrer Nachbarn gefressen hätte, dazu die Wittwe alle Nächte überwältigte und beschlieffe. Worauf sie sich entschlossen, den unruhigen Nachtgänger anzugreiffen, und ihm das Handwerck zu legen. Diesemnach haben sich ihrer 9. aufgemacht, mit zweyen Wind-Lichtern und einem Crucifix, und das Grab geöffnet; Da sie denn deß entdeckten todten Cörpers Angesicht schön roth gefunden, welcher sie auch angelacht, und das Maul aufgethan. Worüber diese streitbahre Gespenst-Bezwinger dermassen erschrocken, daß sie alle mit einander davon geloffen. Solches kränckte den Supan, daß ihrer neune Lebendige mit einem einzigen Todten nicht sollten zu rechte kommen können, sondern für einen blossen Anblick desselben, zu flüchtigen Hasen würden: Derhalben sprach er ihnen zu solchen Häusern, da er hat angeklopffet. Denn vor welchem Hause er angeschlagen, daraus ist bald darauf einer mit Tode abgegangen. Er hat auch bey seiner hinterlassenen Wittwen sich eingefunden, und dieselbe würcklich beschlaffen, welche aber, weil sie einen Abscheu vor ihm getragen, endlich zu dem Supan (oder Marckt-Schultzen) Mibo Radetich hingeloffen, auch bey ihm verblieben und gebeten, er wollte ihr doch wider ihren verstorbenen Mann Hülffe verschaffen. Der Supan bittet deßwegen etliche behertzte Nachbarn zu sich, gibt ihnen zu sauffen und spricht ihnen zu, sie sollen ihm Beystand leisten, daß solchem Ubel möge abgeholffen werden; weil dieser Georg oder (Guire) Grando, allbereit viele Ihrer Nachbarn gefressen hätte, dazu die Wittwe alle Nächte überwältigte und beschlieffe. Worauf sie sich entschlossen, den unruhigen Nachtgänger anzugreiffen, und ihm das Handwerck zu legen. Diesemnach haben sich ihrer 9. aufgemacht, mit zweyen Wind-Lichtern und einem Crucifix, und das Grab geöffnet; Da sie denn deß entdeckten todten Cörpers Angesicht schön roth gefunden, welcher sie auch angelacht, und das Maul aufgethan. Worüber diese streitbahre Gespenst-Bezwinger dermassen erschrocken, daß sie alle mit einander davon geloffen. Solches kränckte den Supan, daß ihrer neune Lebendige mit einem einzigen Todten nicht sollten zu rechte kommen können, sondern für einen blossen Anblick desselben, zu flüchtigen Hasen würden: Derhalben sprach er ihnen zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0035" n="37"/> solchen Häusern, da er hat angeklopffet. Denn vor welchem Hause er angeschlagen, daraus ist bald darauf einer mit Tode abgegangen. <hi rendition="#fr">Er hat auch bey seiner hinterlassenen Wittwen sich eingefunden, und dieselbe würcklich beschlaffen</hi>, welche aber, weil sie einen Abscheu vor ihm getragen, endlich zu dem Supan (oder Marckt-Schultzen) <hi rendition="#aq">Mibo Radetich</hi> hingeloffen, auch bey ihm verblieben und gebeten, er wollte ihr doch wider ihren verstorbenen Mann Hülffe verschaffen.</p> <p>Der Supan bittet deßwegen etliche behertzte Nachbarn zu sich, gibt ihnen zu sauffen und spricht ihnen zu, sie sollen ihm Beystand leisten, daß solchem Ubel möge abgeholffen werden; weil dieser Georg oder <hi rendition="#aq">(Guire) Grando,</hi> allbereit viele Ihrer Nachbarn gefressen hätte, dazu die Wittwe alle Nächte überwältigte und beschlieffe. Worauf sie sich entschlossen, den unruhigen Nachtgänger anzugreiffen, und ihm das Handwerck zu legen. Diesemnach haben sich ihrer 9. aufgemacht, mit zweyen Wind-Lichtern und einem <hi rendition="#aq">Crucifix,</hi> und das Grab geöffnet; Da sie denn deß entdeckten todten Cörpers Angesicht schön roth gefunden, welcher sie auch angelacht, und das Maul aufgethan. Worüber diese streitbahre Gespenst-Bezwinger dermassen erschrocken, daß sie alle mit einander davon geloffen. Solches kränckte den Supan, daß ihrer neune Lebendige mit einem einzigen Todten nicht sollten zu rechte kommen können, sondern für einen blossen Anblick desselben, zu flüchtigen Hasen würden: Derhalben sprach er ihnen zu </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0035]
solchen Häusern, da er hat angeklopffet. Denn vor welchem Hause er angeschlagen, daraus ist bald darauf einer mit Tode abgegangen. Er hat auch bey seiner hinterlassenen Wittwen sich eingefunden, und dieselbe würcklich beschlaffen, welche aber, weil sie einen Abscheu vor ihm getragen, endlich zu dem Supan (oder Marckt-Schultzen) Mibo Radetich hingeloffen, auch bey ihm verblieben und gebeten, er wollte ihr doch wider ihren verstorbenen Mann Hülffe verschaffen.
Der Supan bittet deßwegen etliche behertzte Nachbarn zu sich, gibt ihnen zu sauffen und spricht ihnen zu, sie sollen ihm Beystand leisten, daß solchem Ubel möge abgeholffen werden; weil dieser Georg oder (Guire) Grando, allbereit viele Ihrer Nachbarn gefressen hätte, dazu die Wittwe alle Nächte überwältigte und beschlieffe. Worauf sie sich entschlossen, den unruhigen Nachtgänger anzugreiffen, und ihm das Handwerck zu legen. Diesemnach haben sich ihrer 9. aufgemacht, mit zweyen Wind-Lichtern und einem Crucifix, und das Grab geöffnet; Da sie denn deß entdeckten todten Cörpers Angesicht schön roth gefunden, welcher sie auch angelacht, und das Maul aufgethan. Worüber diese streitbahre Gespenst-Bezwinger dermassen erschrocken, daß sie alle mit einander davon geloffen. Solches kränckte den Supan, daß ihrer neune Lebendige mit einem einzigen Todten nicht sollten zu rechte kommen können, sondern für einen blossen Anblick desselben, zu flüchtigen Hasen würden: Derhalben sprach er ihnen zu
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Zitationshilfe: | Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/35>, abgerufen am 16.07.2024. |