Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.

Bild:
<< vorherige Seite

von dem Verstande ohne Absicht auf die Besserung der Seelen ergriffen wird: und unter derjenigen Wahrheit, welche zu der Ruhe und Seeligkeit der Seelen angeleget wird, und durch diese Absicht thätig zu werden beginnet. In dem ersten Falle findet eine illuminatio obiectiva & incidens in intellectum statt, welche aber weder wärmet noch lebendig macht. In dem andern Falle findet sich eine Erleuchtung, welche ich subiectivam & animi emendatricem totius nenne, weil sie nicht allein den Verstand anscheinet und durch auswärtige Gründe, die in Sätzen bestehen, überführet, wie die illuminatio obiectiua, sondern auch erwärmet und die Seele in die Würckung, welche der göttlichen Seeligkeit gemäß ist, setzet, auch durch die innerliche Erfahrung überführet. Die andere Art wirfft die erste nicht über den Haufen, sondern setzt sie zum Grunde. Die erste Art gehet auf alle Wahrheiten, welche den Verstand rühren können; Die andere Art gehet nur auf solche Wahrheiten, welche etwas zur Seeligkeit der Seelen beytragen. Es ist aber nicht eines jeden Sache, den Zusammenhang der Wahrheiten mit die Glückseeligkeit einzusehen. Es komt darauf an, daß man sein Augenmerck dahin richte, damit man so viel Sachen gehörig erkennen möge, als zur Erkäntnis und Erreichung der Glückseeligkeit nöhtig und zugänglich sind. Es giebt haushälterische Gemühter, so alles zu nutzen wissen. Es sind aber viele Persohnen, so auch die nützlichsten Dinge verwerffen, weil sie die Umstände der Welt und der Gemühter nicht erkennen, worin man dieselbe anwenden kan. Einige Dinge dienen lediglich

von dem Verstande ohne Absicht auf die Besserung der Seelen ergriffen wird: und unter derjenigen Wahrheit, welche zu der Ruhe und Seeligkeit der Seelen angeleget wird, und durch diese Absicht thätig zu werden beginnet. In dem ersten Falle findet eine illuminatio obiectiva & incidens in intellectum statt, welche aber weder wärmet noch lebendig macht. In dem andern Falle findet sich eine Erleuchtung, welche ich subiectivam & animi emendatricem totius nenne, weil sie nicht allein den Verstand anscheinet und durch auswärtige Gründe, die in Sätzen bestehen, überführet, wie die illuminatio obiectiua, sondern auch erwärmet und die Seele in die Würckung, welche der göttlichen Seeligkeit gemäß ist, setzet, auch durch die innerliche Erfahrung überführet. Die andere Art wirfft die erste nicht über den Haufen, sondern setzt sie zum Grunde. Die erste Art gehet auf alle Wahrheiten, welche den Verstand rühren können; Die andere Art gehet nur auf solche Wahrheiten, welche etwas zur Seeligkeit der Seelen beytragen. Es ist aber nicht eines jeden Sache, den Zusammenhang der Wahrheiten mit die Glückseeligkeit einzusehen. Es komt darauf an, daß man sein Augenmerck dahin richte, damit man so viel Sachen gehörig erkennen möge, als zur Erkäntnis und Erreichung der Glückseeligkeit nöhtig und zugänglich sind. Es giebt haushälterische Gemühter, so alles zu nutzen wissen. Es sind aber viele Persohnen, so auch die nützlichsten Dinge verwerffen, weil sie die Umstände der Welt und der Gemühter nicht erkennen, worin man dieselbe anwenden kan. Einige Dinge dienen lediglich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0132" n="134"/>
von dem Verstande ohne Absicht auf die Besserung der Seelen ergriffen wird: und unter derjenigen Wahrheit, welche zu der Ruhe und Seeligkeit der Seelen angeleget wird, und durch diese Absicht thätig zu werden beginnet. In dem ersten Falle findet eine <hi rendition="#aq">illuminatio obiectiva &amp; incidens in intellectum</hi> statt, welche aber weder wärmet noch lebendig macht. In dem andern Falle findet sich eine Erleuchtung, welche ich <hi rendition="#aq">subiectivam &amp; animi emendatricem totius</hi> nenne, weil sie nicht allein den Verstand anscheinet und durch auswärtige Gründe, die in Sätzen bestehen, überführet, wie die <hi rendition="#aq">illuminatio obiectiua,</hi> sondern auch erwärmet und die Seele in die Würckung, welche der göttlichen Seeligkeit gemäß ist, setzet, auch durch die innerliche Erfahrung überführet. Die andere Art wirfft die erste nicht über den Haufen, sondern setzt sie zum Grunde. Die erste Art gehet auf alle Wahrheiten, welche den Verstand rühren können; Die andere Art gehet nur auf solche Wahrheiten, welche etwas zur Seeligkeit der Seelen beytragen. Es ist aber nicht eines jeden Sache, den Zusammenhang der Wahrheiten mit die Glückseeligkeit einzusehen. Es komt darauf an, daß man sein Augenmerck dahin richte, damit man so viel Sachen gehörig erkennen möge, als zur Erkäntnis und Erreichung der Glückseeligkeit nöhtig und zugänglich sind. Es giebt haushälterische Gemühter, so alles zu nutzen wissen. Es sind aber viele Persohnen, so auch die nützlichsten Dinge verwerffen, weil sie die Umstände der Welt und der Gemühter nicht erkennen, worin man dieselbe anwenden kan. Einige Dinge dienen lediglich
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0132] von dem Verstande ohne Absicht auf die Besserung der Seelen ergriffen wird: und unter derjenigen Wahrheit, welche zu der Ruhe und Seeligkeit der Seelen angeleget wird, und durch diese Absicht thätig zu werden beginnet. In dem ersten Falle findet eine illuminatio obiectiva & incidens in intellectum statt, welche aber weder wärmet noch lebendig macht. In dem andern Falle findet sich eine Erleuchtung, welche ich subiectivam & animi emendatricem totius nenne, weil sie nicht allein den Verstand anscheinet und durch auswärtige Gründe, die in Sätzen bestehen, überführet, wie die illuminatio obiectiua, sondern auch erwärmet und die Seele in die Würckung, welche der göttlichen Seeligkeit gemäß ist, setzet, auch durch die innerliche Erfahrung überführet. Die andere Art wirfft die erste nicht über den Haufen, sondern setzt sie zum Grunde. Die erste Art gehet auf alle Wahrheiten, welche den Verstand rühren können; Die andere Art gehet nur auf solche Wahrheiten, welche etwas zur Seeligkeit der Seelen beytragen. Es ist aber nicht eines jeden Sache, den Zusammenhang der Wahrheiten mit die Glückseeligkeit einzusehen. Es komt darauf an, daß man sein Augenmerck dahin richte, damit man so viel Sachen gehörig erkennen möge, als zur Erkäntnis und Erreichung der Glückseeligkeit nöhtig und zugänglich sind. Es giebt haushälterische Gemühter, so alles zu nutzen wissen. Es sind aber viele Persohnen, so auch die nützlichsten Dinge verwerffen, weil sie die Umstände der Welt und der Gemühter nicht erkennen, worin man dieselbe anwenden kan. Einige Dinge dienen lediglich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-31T14:52:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-31T14:52:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-31T14:52:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • ſz, ſ sowie ſſ werden durch ß, s bzw. ss transkribiert.
  • Ligaturen wie z.B. Æ und Œ, werden zu zwei getrennten Zeichen transkribiert, im Beispiel also zu Ae und Oe.
  • Die Buchstaben mit dem kleinen e darüber werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Die Transkription folgt dem Original.
  • Trennungsstriche (=) werden als - wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/132
Zitationshilfe: Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/132>, abgerufen am 25.11.2024.