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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Worauf ihm der Schweitzer folgenden Bericht er-
theilete: Gleich wie es dem gemeinen Wesen hoch
daran gelegen/ daß die Laster gestraffet werden; Also
erfordert es auch dasselbe Interesse, daß die Tugenden
belohnet werden/ zu dem Ende sind die Academische
Gradus erfunden worden/ daß darmit die Jenige/
welche sich wol gehalten/ und fleissig studiret haben/
mögen beschencket werden. Wie alt sothane Gra-
dus
seyen/ ist nicht wol zu wissen. vide Antiquitates
Academ. Oxoniens. Apol. libr. 3. num. 331. seq. Be-
sold. 1. Polit. 12. §. 3. n.
40. doch ist bekandt/ daß sie
vor dem Decreto Gratiani und vor den Sententiis deß
Petri Lombardi nicht üblich gewesen. Majol. Tom. 2.
dier. canicul. colloq. 6. p.
507. das Decretum aber
fället ins Jahr Christi 1151. und deß Lombar-
di
Sprüche ins Jahr 1160. Etliche Scriben-
t
en sagen hiervon also: Nachdem Käyser Lotha-
rius II.
das Jus Civile Lateinisch beschrieben in dem
Feldzug wider Rogerium, König von Sicilien/ ge-
funden/ und dasselbe durch den Juris-Consultum Ir-
nerium
auß der Finsternüß in die Schulen und Ge-
richte einführen lassen/ da haben die Päpste/ damit
das Päpstliche Recht in mehrere Consideration kä-
me/ ums Jahr Christi 1151. die Gradus erfunden und
eingeführet/ daß sie Baccalaureos, Magistros und
Doctores gemacht/ die sich fleissig darinn geübet/ da-
mit aber solcher Gestalt das Bürgerliche Recht nicht
gar unter die Füsse käme/ haben die Römische Käyser
auch solche Gradus darbey eingeführet. Die nun sol-
che Gradus verlangen/ werden Candidati genannt/
nach denen/ die weyland ein hohes Amt verlangeten/
und deßwegen ein weisses Kleid (indumentum can-
didum,
) anlegten. Diese Candidati musten damahl
in blossem Wambs ohne Rock gehen/ damit man

sehe/

Deß Academiſchen
Worauf ihm der Schweitzer folgenden Bericht er-
theilete: Gleich wie es dem gemeinen Weſen hoch
daran gelegen/ daß die Laſter geſtraffet werden; Alſo
erfordert es auch daſſelbe Intereſſe, daß die Tugenden
belohnet werden/ zu dem Ende ſind die Academiſche
Gradus erfunden worden/ daß darmit die Jenige/
welche ſich wol gehalten/ und fleiſſig ſtudiret haben/
moͤgen beſchencket werden. Wie alt ſothane Gra-
dus
ſeyen/ iſt nicht wol zu wiſſen. vide Antiquitates
Academ. Oxonienſ. Apol. libr. 3. num. 331. ſeq. Be-
ſold. 1. Polit. 12. §. 3. n.
40. doch iſt bekandt/ daß ſie
vor dem Decreto Gratiani und vor den Sententiis deß
Petri Lombardi nicht uͤblich geweſen. Majol. Tom. 2.
dier. canicul. colloq. 6. p.
507. das Decretum aber
faͤllet ins Jahr Chriſti 1151. und deß Lombar-
di
Spruͤche ins Jahr 1160. Etliche Scriben-
t
en ſagen hiervon alſo: Nachdem Kaͤyſer Lotha-
rius II.
das Jus Civile Lateiniſch beſchrieben in dem
Feldzug wider Rogerium, Koͤnig von Sicilien/ ge-
funden/ und daſſelbe durch den Juris-Conſultum Ir-
nerium
auß der Finſternuͤß in die Schulen und Ge-
richte einfuͤhren laſſen/ da haben die Paͤpſte/ damit
das Paͤpſtliche Recht in mehrere Conſideration kaͤ-
me/ ums Jahr Chriſti 1151. die Gradus erfunden und
eingefuͤhret/ daß ſie Baccalaureos, Magiſtros und
Doctores gemacht/ die ſich fleiſſig darinn geuͤbet/ da-
mit aber ſolcher Geſtalt das Buͤrgerliche Recht nicht
gar unter die Fuͤſſe kaͤme/ haben die Roͤmiſche Kaͤyſer
auch ſolche Gradus darbey eingefuͤhret. Die nun ſol-
che Gradus verlangen/ werden Candidati genannt/
nach denen/ die weyland ein hohes Amt verlangeten/
und deßwegen ein weiſſes Kleid (indumentum can-
didum,
) anlegten. Dieſe Candidati muſten damahl
in bloſſem Wambs ohne Rock gehen/ damit man

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[864/0884] Deß Academiſchen Worauf ihm der Schweitzer folgenden Bericht er- theilete: Gleich wie es dem gemeinen Weſen hoch daran gelegen/ daß die Laſter geſtraffet werden; Alſo erfordert es auch daſſelbe Intereſſe, daß die Tugenden belohnet werden/ zu dem Ende ſind die Academiſche Gradus erfunden worden/ daß darmit die Jenige/ welche ſich wol gehalten/ und fleiſſig ſtudiret haben/ moͤgen beſchencket werden. Wie alt ſothane Gra- dus ſeyen/ iſt nicht wol zu wiſſen. vide Antiquitates Academ. Oxonienſ. Apol. libr. 3. num. 331. ſeq. Be- ſold. 1. Polit. 12. §. 3. n. 40. doch iſt bekandt/ daß ſie vor dem Decreto Gratiani und vor den Sententiis deß Petri Lombardi nicht uͤblich geweſen. Majol. Tom. 2. dier. canicul. colloq. 6. p. 507. das Decretum aber faͤllet ins Jahr Chriſti 1151. und deß Lombar- di Spruͤche ins Jahr 1160. Etliche Scriben- ten ſagen hiervon alſo: Nachdem Kaͤyſer Lotha- rius II. das Jus Civile Lateiniſch beſchrieben in dem Feldzug wider Rogerium, Koͤnig von Sicilien/ ge- funden/ und daſſelbe durch den Juris-Conſultum Ir- nerium auß der Finſternuͤß in die Schulen und Ge- richte einfuͤhren laſſen/ da haben die Paͤpſte/ damit das Paͤpſtliche Recht in mehrere Conſideration kaͤ- me/ ums Jahr Chriſti 1151. die Gradus erfunden und eingefuͤhret/ daß ſie Baccalaureos, Magiſtros und Doctores gemacht/ die ſich fleiſſig darinn geuͤbet/ da- mit aber ſolcher Geſtalt das Buͤrgerliche Recht nicht gar unter die Fuͤſſe kaͤme/ haben die Roͤmiſche Kaͤyſer auch ſolche Gradus darbey eingefuͤhret. Die nun ſol- che Gradus verlangen/ werden Candidati genannt/ nach denen/ die weyland ein hohes Amt verlangeten/ und deßwegen ein weiſſes Kleid (indumentum can- didum,) anlegten. Dieſe Candidati muſten damahl in bloſſem Wambs ohne Rock gehen/ damit man ſehe/

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 864. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/884>, abgerufen am 22.07.2024.