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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
werden. Dahero sagt man auch/ daß den rechten und fleissigen
Studenten allein die Academische Freyheiten gebühren/ und lie-
set man unter andern Academischen Gesetzen in Franckreich/
daß der Jenige/ so sich auf ihrer Universität aufhält/ und nicht
studiret/ sondern nur andere Exercitia treibet/ die Freyheiten
der Academie nicht geniessen sollen. Louvys XII. 1498. Article 2.
au Code de Henry III. liv. 11. tit. 8. de Scholarite Constit. 3.
Arrest. Parlem. 3. Julii Anno
1550. Es müssen aber die Studen-
ten nur gute Bücher lesen/ im Anfang wenige/ hernach mehrere/
und müssen sich nicht zu viel verlieben in den Amadys, Eulen-
spiegel/ Garten-Gesellschafft/ Rollwagen/ Grillen Vertreiber/
Hortensium, Aloysiam, Sigeam, und dergleichen theils possier-
liche/ theils schändliche Bücher/ welche wol auß der Welt zu ban-
nen wären. Wann Disputationes gehalten werden/ muß ein
Student fleissig zuhören/ auch wol selber opponiren/ oder re-
spondi
ren. Dann durch ein offentliches Disputier-Gezänck
werden die Geister bey einem Menschen gleichsam auß dem
Schlaff auf gewecket/ und wacker/ da muß man aber gute und
nutzliche Materien zu disputiren wählen/ und sich der unnützen
Fragen gäntzlich entschlagen/ als da sind etwa folgende: Ob die
Ilias älter sey/ als Odissea? Ob Hesiodus vor Homero gelebet
habe? Wie viel Knoten an Herculis Keule gewesen? Welchen
Fuß AEneas zum ersten in Jtalien gesetzet? Ob Anacreon den
Wein oder das Frauenzimmer am liebsten gehabt? Was die
Syrenen gesungen baben? Wie die geheissen/ so in dem Traja-
nischen Pferd gesessen? Wie deß Ulyssis Gefährten geheissen/
und welche auß ihnen der Polyphemus auf gefressen habe? Ob
die Mücken mit dem Mund oder mit dem Hintern brummen?
Und dergleichen mehr.

Troll fiel dem Schweitzer jetzo ins Wort/ und sagte: Mein
Herr/ es sind nicht alle vergebliche Fragen/ welche bey Unver-
ständigen also scheinen/ sonsten würde folgende/ die man auf den
Welschen Academien schon vorlängst zu Catheder gebracht
hat/ auch für dergleichen müssen gehalten werden: An Chy-
maera bombinans in mari possit comedere notiones secundas?
Utrum quatuor equi Phaetontis possint trahere per cacumen
montis, magnum currum Phantasticum, per campum cathego-
ricum ad campum hypotheticum per infinitum & vacuum usq;
ad duodecimum Physicorum? Utrum Chymera phantastica
sedens in arbore Porphyriana, comedens Genus & Species, Dif-
ferentias & Qualitates, per intentionem primam & secundam

descen-

Deß Academiſchen
werden. Dahero ſagt man auch/ daß den rechten und fleiſſigen
Studenten allein die Academiſche Freyheiten gebuͤhren/ und lie-
ſet man unter andern Academiſchen Geſetzen in Franckreich/
daß der Jenige/ ſo ſich auf ihrer Univerſitaͤt aufhaͤlt/ und nicht
ſtudiret/ ſondern nur andere Exercitia treibet/ die Freyheiten
der Academie nicht genieſſen ſollen. Louvys XII. 1498. Article 2.
au Code de Henry III. liv. 11. tit. 8. de Scholaritè Conſtit. 3.
Arreſt. Parlem. 3. Julii Anno
1550. Es muͤſſen aber die Studen-
ten nur gute Buͤcher leſen/ im Anfang wenige/ hernach mehrere/
und muͤſſen ſich nicht zu viel verlieben in den Amadys, Eulen-
ſpiegel/ Garten-Geſellſchafft/ Rollwagen/ Grillen Vertreiber/
Hortenſium, Aloyſiam, Sigeam, und dergleichen theils poſſier-
liche/ theils ſchaͤndliche Buͤcher/ welche wol auß der Welt zu ban-
nen waͤren. Wann Diſputationes gehalten werden/ muß ein
Student fleiſſig zuhoͤren/ auch wol ſelber opponiren/ oder re-
ſpondi
ren. Dann durch ein offentliches Diſputier-Gezaͤnck
werden die Geiſter bey einem Menſchen gleichſam auß dem
Schlaff auf gewecket/ und wacker/ da muß man aber gute und
nutzliche Materien zu diſputiren waͤhlen/ und ſich der unnuͤtzen
Fragen gaͤntzlich entſchlagen/ als da ſind etwa folgende: Ob die
Ilias aͤlter ſey/ als Odiſſea? Ob Heſiodus vor Homero gelebet
habe? Wie viel Knoten an Herculis Keule geweſen? Welchen
Fuß Æneas zum erſten in Jtalien geſetzet? Ob Anacreon den
Wein oder das Frauenzimmer am liebſten gehabt? Was die
Syrenen geſungen baben? Wie die geheiſſen/ ſo in dem Traja-
niſchen Pferd geſeſſen? Wie deß Ulyſſis Gefaͤhrten geheiſſen/
und welche auß ihnen der Polyphemus auf gefreſſen habe? Ob
die Muͤcken mit dem Mund oder mit dem Hintern brummen?
Und dergleichen mehr.

Troll fiel dem Schweitzer jetzo ins Wort/ und ſagte: Mein
Herꝛ/ es ſind nicht alle vergebliche Fragen/ welche bey Unver-
ſtaͤndigen alſo ſcheinen/ ſonſten wuͤrde folgende/ die man auf den
Welſchen Academien ſchon vorlaͤngſt zu Catheder gebracht
hat/ auch fuͤr dergleichen muͤſſen gehalten werden: An Chy-
mæra bombinans in mari poſſit comedere notiones ſecundas?
Utrum quatuor equi Phaëtontis poſſint trahere per cacumen
montis, magnum currum Phantaſticum, per campum cathego-
ricum ad campum hypotheticum per infinitum & vacuum usq́;
ad duodecimum Phyſicorum? Utrum Chymera phantaſtica
ſedens in arbore Porphyriana, comedens Genus & Species, Dif-
ferentias & Qualitates, per intentionem primam & ſecundam

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[862/0882] Deß Academiſchen werden. Dahero ſagt man auch/ daß den rechten und fleiſſigen Studenten allein die Academiſche Freyheiten gebuͤhren/ und lie- ſet man unter andern Academiſchen Geſetzen in Franckreich/ daß der Jenige/ ſo ſich auf ihrer Univerſitaͤt aufhaͤlt/ und nicht ſtudiret/ ſondern nur andere Exercitia treibet/ die Freyheiten der Academie nicht genieſſen ſollen. Louvys XII. 1498. Article 2. au Code de Henry III. liv. 11. tit. 8. de Scholaritè Conſtit. 3. Arreſt. Parlem. 3. Julii Anno 1550. Es muͤſſen aber die Studen- ten nur gute Buͤcher leſen/ im Anfang wenige/ hernach mehrere/ und muͤſſen ſich nicht zu viel verlieben in den Amadys, Eulen- ſpiegel/ Garten-Geſellſchafft/ Rollwagen/ Grillen Vertreiber/ Hortenſium, Aloyſiam, Sigeam, und dergleichen theils poſſier- liche/ theils ſchaͤndliche Buͤcher/ welche wol auß der Welt zu ban- nen waͤren. Wann Diſputationes gehalten werden/ muß ein Student fleiſſig zuhoͤren/ auch wol ſelber opponiren/ oder re- ſpondiren. Dann durch ein offentliches Diſputier-Gezaͤnck werden die Geiſter bey einem Menſchen gleichſam auß dem Schlaff auf gewecket/ und wacker/ da muß man aber gute und nutzliche Materien zu diſputiren waͤhlen/ und ſich der unnuͤtzen Fragen gaͤntzlich entſchlagen/ als da ſind etwa folgende: Ob die Ilias aͤlter ſey/ als Odiſſea? Ob Heſiodus vor Homero gelebet habe? Wie viel Knoten an Herculis Keule geweſen? Welchen Fuß Æneas zum erſten in Jtalien geſetzet? Ob Anacreon den Wein oder das Frauenzimmer am liebſten gehabt? Was die Syrenen geſungen baben? Wie die geheiſſen/ ſo in dem Traja- niſchen Pferd geſeſſen? Wie deß Ulyſſis Gefaͤhrten geheiſſen/ und welche auß ihnen der Polyphemus auf gefreſſen habe? Ob die Muͤcken mit dem Mund oder mit dem Hintern brummen? Und dergleichen mehr. Troll fiel dem Schweitzer jetzo ins Wort/ und ſagte: Mein Herꝛ/ es ſind nicht alle vergebliche Fragen/ welche bey Unver- ſtaͤndigen alſo ſcheinen/ ſonſten wuͤrde folgende/ die man auf den Welſchen Academien ſchon vorlaͤngſt zu Catheder gebracht hat/ auch fuͤr dergleichen muͤſſen gehalten werden: An Chy- mæra bombinans in mari poſſit comedere notiones ſecundas? Utrum quatuor equi Phaëtontis poſſint trahere per cacumen montis, magnum currum Phantaſticum, per campum cathego- ricum ad campum hypotheticum per infinitum & vacuum usq́; ad duodecimum Phyſicorum? Utrum Chymera phantaſtica ſedens in arbore Porphyriana, comedens Genus & Species, Dif- ferentias & Qualitates, per intentionem primam & ſecundam deſcen-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 862. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/882>, abgerufen am 23.11.2024.