Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. tor & anus, der die Buben nur bey dem Hintern auf-zäumet/) so zu Rom ein Schulmeister gewesen/ und an dem unbescheidenen Orbilio, (Orbilius quasi orbis- bilis, die Geisel/ Ruthe oder Zorn der Welt/) so zur Zeit Ciceronis zu Benevent ein Schulmeister gewe- sen. Item, an Rhennio Palamone, welcher sich bedun- cken ließ/ es wären die freyen Künste mit ihm aufkom- men/ und solten auch wiederum mit ihm absterben. Item, an Lionide, der ein Paedagogus Alexandri gewe- sen/ und wie Diogenes Babylonicus schreibet/ dessen Gemüth in der Jugend zu allerhand Untugend ange- führet/ und an einem andern/ welchen Crates Philoso- phus mit Fäusten geschlagen/ dieweil er einen ihm vertrauten Knaben in seiner Jugend verderbet hatte. Was soll ich sagen von etlichen bösen Lästermäulern/ welche alles wollen tadeln/ reformiren und critisiren? Einer schilt den Platonem, daß er keine Ordnung hält in seinen Schrifften/ der andere sagt vom Virgilio, er habe den Theocritum und Homerum beraubet/ ja wol gar geschunden. Ein anderer sagt vom Cicerone, daß er auch nicht die beste Ordnung überall gehalten ha- be. Ein anderer wil an den Salustium, daß er zu sehr gezwungen sey. Ein anderer schnurret den Terentium an/ daß er seine Comoedias von Labeone und Scipione gebettelt. Macrobius muß auch ein Undanckbar- und Unverschämter seyn. Plinius ein Lügner/ Ovidius ein Eigenrühmiger. Jn Summa/ es gehet keiner vor- über/ der ihnen nicht muß herhalten/ und sich von ih- nen lassen meistern. Was soll ich sagen von einem närrischen Hochmuth etlicher/ welche/ damit sie ge- sehen werden/ mit einem Spruch/ welchen sie auß dem Cicerone, oder auß einem Poeten außwendig geler- net/ aufgezogen kommen/ recitiren/ exponiren und glossiren sie denselben mit Magistralischer Kunst/ daß den H h h 2
Romans II. Buch. tor & anus, der die Buben nur bey dem Hintern auf-zaͤumet/) ſo zu Rom ein Schulmeiſter geweſen/ und an dem unbeſcheidenen Orbilio, (Orbilius quaſi orbis- bilis, die Geiſel/ Ruthe oder Zorn der Welt/) ſo zur Zeit Ciceronis zu Benevent ein Schulmeiſter gewe- ſen. Item, an Rhennio Palamone, welcher ſich bedun- cken ließ/ es waͤren die freyen Kuͤnſte mit ihm aufkom- men/ und ſolten auch wiederum mit ihm abſterben. Item, an Lionide, der ein Pædagogus Alexandri gewe- ſen/ und wie Diogenes Babylonicus ſchreibet/ deſſen Gemuͤth in der Jugend zu allerhand Untugend ange- fuͤhret/ und an einem andern/ welchen Crates Philoſo- phus mit Faͤuſten geſchlagen/ dieweil er einen ihm vertrauten Knaben in ſeiner Jugend verderbet hatte. Was ſoll ich ſagen von etlichen boͤſen Laͤſtermaͤulern/ welche alles wollen tadeln/ reformiren und critiſiren? Einer ſchilt den Platonem, daß er keine Ordnung haͤlt in ſeinen Schrifften/ der andere ſagt vom Virgilio, er habe den Theocritum und Homerum beraubet/ ja wol gar geſchunden. Ein anderer ſagt vom Cicerone, daß er auch nicht die beſte Ordnung uͤberall gehalten ha- be. Ein anderer wil an den Saluſtium, daß er zu ſehr gezwungen ſey. Ein anderer ſchnurret den Terentium an/ daß er ſeine Comœdias von Labeone und Scipione gebettelt. Macrobius muß auch ein Undanckbar- und Unverſchaͤmter ſeyn. Plinius ein Luͤgner/ Ovidius ein Eigenruͤhmiger. Jn Summa/ es gehet keiner vor- uͤber/ der ihnen nicht muß herhalten/ und ſich von ih- nen laſſen meiſtern. Was ſoll ich ſagen von einem naͤrriſchen Hochmuth etlicher/ welche/ damit ſie ge- ſehen werden/ mit einem Spruch/ welchen ſie auß dem Cicerone, oder auß einem Poeten außwendig geler- net/ aufgezogen kommen/ recitiren/ exponiren und gloſſiren ſie denſelben mit Magiſtraliſcher Kunſt/ daß den H h h 2
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Romans II. Buch.
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an dem unbeſcheidenen Orbilio, (Orbilius quaſi orbis-
bilis, die Geiſel/ Ruthe oder Zorn der Welt/) ſo zur
Zeit Ciceronis zu Benevent ein Schulmeiſter gewe-
ſen. Item, an Rhennio Palamone, welcher ſich bedun-
cken ließ/ es waͤren die freyen Kuͤnſte mit ihm aufkom-
men/ und ſolten auch wiederum mit ihm abſterben.
Item, an Lionide, der ein Pædagogus Alexandri gewe-
ſen/ und wie Diogenes Babylonicus ſchreibet/ deſſen
Gemuͤth in der Jugend zu allerhand Untugend ange-
fuͤhret/ und an einem andern/ welchen Crates Philoſo-
phus mit Faͤuſten geſchlagen/ dieweil er einen ihm
vertrauten Knaben in ſeiner Jugend verderbet hatte.
Was ſoll ich ſagen von etlichen boͤſen Laͤſtermaͤulern/
welche alles wollen tadeln/ reformiren und critiſiren?
Einer ſchilt den Platonem, daß er keine Ordnung haͤlt
in ſeinen Schrifften/ der andere ſagt vom Virgilio, er
habe den Theocritum und Homerum beraubet/ ja wol
gar geſchunden. Ein anderer ſagt vom Cicerone, daß
er auch nicht die beſte Ordnung uͤberall gehalten ha-
be. Ein anderer wil an den Saluſtium, daß er zu ſehr
gezwungen ſey. Ein anderer ſchnurret den Terentium
an/ daß er ſeine Comœdias von Labeone und Scipione
gebettelt. Macrobius muß auch ein Undanckbar- und
Unverſchaͤmter ſeyn. Plinius ein Luͤgner/ Ovidius ein
Eigenruͤhmiger. Jn Summa/ es gehet keiner vor-
uͤber/ der ihnen nicht muß herhalten/ und ſich von ih-
nen laſſen meiſtern. Was ſoll ich ſagen von einem
naͤrriſchen Hochmuth etlicher/ welche/ damit ſie ge-
ſehen werden/ mit einem Spruch/ welchen ſie auß dem
Cicerone, oder auß einem Poeten außwendig geler-
net/ aufgezogen kommen/ recitiren/ exponiren und
gloſſiren ſie denſelben mit Magiſtraliſcher Kunſt/ daß
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Zitationshilfe: | Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 851. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/871>, abgerufen am 22.07.2024. |