Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
dörffe gebrauchen/ als in den Worten Causa, Religio,
da etliche schreiben Caussa, Relligio, oder ob es gnug
an einem S und L, und was dergleichen Sachen mehr
seyn/ als Accentus, Puncta, Ortographiam, Pronun-
tiation,
Form und Figur der Buchstaben/ Etymolo-
gias, Analogias, Praecepta, Regulas, Declinationes,
Modos significandi, Mutationes Casuum, Varietates
temporum, &c.
darüber sie mit grossem Ernst und
Eyfer halten/ und billich von Luciano Samosatensi
in einem sonderlichen Büchlein/ welches er von dem
Streit der zwey Buchstaben S und T geschrieben/ gar
artig außgelachet werden/ deßgleichen von Andrea
Salernitano,
welcher das Bellum Grammaticale gar
artig solchen Grammatisten zu Spott beschrieben.
Beneben diesen sind auch andere/ die wollen gar zu
gute und reine Grammatici seyn; Messala hat von
jedem Buchstaben ein besonder Buch geschrieben.
Beroaldus wil den Servium tadeln/ daß er sich mit Sa-
bini
schen/ Praenestinischen und Thuscischen Wörtern
beholffen habe. Asinius Pollio wil dem Tito Livio
Schuld geben/ er nehme den Landsmann zu sehr mit/
und wolle auch in den Worten gar zu Paduanisch
seyn. Palaemon wil gar an den Marcum Varronem,
um geringer Grammaticalischer Sachen willen. Quin-
tilianus
wil dem Senecae ein Product geben/ dieweil er
in geringen kurtzen Sententiis die Krafft und den
Nachdruck etlicher Wörter vernichtet. Valla zeucht
alle die Grammaticos, so für ihm gewesen/ herüber/
und wird von Mancinello und Poggio wieder herüber
gezogen. Uber diese finden sich endlich noch etliche
Pedanten und Schul-Füchse/ welche um ihrer bösen
Qualitäten willen billich bey Jedermann verhasset
seyn sollen die man siehet an dem eigensinnischen und
Hirnschelligen Domitiano, (NB. Domitianus a Domi-

tor

Deß Academiſchen
doͤrffe gebrauchen/ als in den Worten Cauſa, Religio,
da etliche ſchreiben Cauſſa, Relligio, oder ob es gnug
an einem S und L, und was dergleichen Sachen mehr
ſeyn/ als Accentus, Puncta, Ortographiam, Pronun-
tiation,
Form und Figur der Buchſtaben/ Etymolo-
gias, Analogias, Præcepta, Regulas, Declinationes,
Modos ſignificandi, Mutationes Caſuum, Varietates
temporum, &c.
daruͤber ſie mit groſſem Ernſt und
Eyfer halten/ und billich von Luciano Samoſatenſi
in einem ſonderlichen Buͤchlein/ welches er von dem
Streit der zwey Buchſtaben S und T geſchrieben/ gar
artig außgelachet werden/ deßgleichen von Andrea
Salernitano,
welcher das Bellum Grammaticale gar
artig ſolchen Grammatiſten zu Spott beſchrieben.
Beneben dieſen ſind auch andere/ die wollen gar zu
gute und reine Grammatici ſeyn; Meſſala hat von
jedem Buchſtaben ein beſonder Buch geſchrieben.
Beroaldus wil den Servium tadeln/ daß er ſich mit Sa-
bini
ſchen/ Præneſtiniſchen und Thuſciſchen Woͤrtern
beholffen habe. Aſinius Pollio wil dem Tito Livio
Schuld geben/ er nehme den Landsmann zu ſehr mit/
und wolle auch in den Worten gar zu Paduaniſch
ſeyn. Palæmon wil gar an den Marcum Varronem,
um geringer Gram̃aticaliſcher Sachen willen. Quin-
tilianus
wil dem Senecæ ein Product geben/ dieweil er
in geringen kurtzen Sententiis die Krafft und den
Nachdruck etlicher Woͤrter vernichtet. Valla zeucht
alle die Grammaticos, ſo fuͤr ihm geweſen/ heruͤber/
und wird von Mancinello und Poggio wieder heruͤber
gezogen. Uber dieſe finden ſich endlich noch etliche
Pedanten und Schul-Fuͤchſe/ welche um ihrer boͤſen
Qualitaͤten willen billich bey Jedermann verhaſſet
ſeyn ſollen die man ſiehet an dem eigenſinniſchen und
Hirnſchelligen Domitiano, (NB. Domitianus à Domi-

tor
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0870" n="850"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
do&#x0364;rffe gebrauchen/ als in den Worten <hi rendition="#aq">Cau&#x017F;a, Religio,</hi><lb/>
da etliche &#x017F;chreiben <hi rendition="#aq">Cau&#x017F;&#x017F;a, Relligio,</hi> oder ob es gnug<lb/>
an einem <hi rendition="#aq">S</hi> und <hi rendition="#aq">L,</hi> und was dergleichen Sachen mehr<lb/>
&#x017F;eyn/ als <hi rendition="#aq">Accentus, Puncta, Ortographiam, Pronun-<lb/>
tiation,</hi> Form und <hi rendition="#aq">Figur</hi> der Buch&#x017F;taben/ <hi rendition="#aq">Etymolo-<lb/>
gias, Analogias, Præcepta, Regulas, Declinationes,<lb/>
Modos &#x017F;ignificandi, Mutationes Ca&#x017F;uum, Varietates<lb/>
temporum, &amp;c.</hi> daru&#x0364;ber &#x017F;ie mit gro&#x017F;&#x017F;em Ern&#x017F;t und<lb/>
Eyfer halten/ und billich von <hi rendition="#aq">Luciano Samo&#x017F;aten&#x017F;i</hi><lb/>
in einem &#x017F;onderlichen Bu&#x0364;chlein/ welches er von dem<lb/>
Streit der zwey Buch&#x017F;taben <hi rendition="#aq">S</hi> und <hi rendition="#aq">T</hi> ge&#x017F;chrieben/ gar<lb/>
artig außgelachet werden/ deßgleichen von <hi rendition="#aq">Andrea<lb/>
Salernitano,</hi> welcher das <hi rendition="#aq">Bellum Grammaticale</hi> gar<lb/>
artig &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Grammati&#x017F;t</hi>en zu Spott be&#x017F;chrieben.<lb/>
Beneben die&#x017F;en &#x017F;ind auch andere/ die wollen gar zu<lb/>
gute und reine <hi rendition="#aq">Grammatici</hi> &#x017F;eyn; <hi rendition="#aq">Me&#x017F;&#x017F;ala</hi> hat von<lb/>
jedem Buch&#x017F;taben ein be&#x017F;onder Buch ge&#x017F;chrieben.<lb/><hi rendition="#aq">Beroaldus</hi> wil den <hi rendition="#aq">Servium</hi> tadeln/ daß er &#x017F;ich mit <hi rendition="#aq">Sa-<lb/>
bini</hi>&#x017F;chen/ <hi rendition="#aq">Præne&#x017F;tini</hi>&#x017F;chen und <hi rendition="#aq">Thu&#x017F;ci</hi>&#x017F;chen Wo&#x0364;rtern<lb/>
beholffen habe. <hi rendition="#aq">A&#x017F;inius Pollio</hi> wil dem <hi rendition="#aq">Tito Livio</hi><lb/>
Schuld geben/ er nehme den Landsmann zu &#x017F;ehr mit/<lb/>
und wolle auch in den Worten gar zu Paduani&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;eyn. <hi rendition="#aq">Palæmon</hi> wil gar an den <hi rendition="#aq">Marcum Varronem,</hi><lb/>
um geringer <hi rendition="#aq">Gram&#x0303;aticali</hi>&#x017F;cher Sachen willen. <hi rendition="#aq">Quin-<lb/>
tilianus</hi> wil dem <hi rendition="#aq">Senecæ</hi> ein <hi rendition="#aq">Product</hi> geben/ dieweil er<lb/>
in geringen kurtzen <hi rendition="#aq">Sententiis</hi> die Krafft und den<lb/>
Nachdruck etlicher Wo&#x0364;rter vernichtet. <hi rendition="#aq">Valla</hi> zeucht<lb/>
alle die <hi rendition="#aq">Grammaticos,</hi> &#x017F;o fu&#x0364;r ihm gewe&#x017F;en/ heru&#x0364;ber/<lb/>
und wird von <hi rendition="#aq">Mancinello</hi> und <hi rendition="#aq">Poggio</hi> wieder heru&#x0364;ber<lb/>
gezogen. Uber die&#x017F;e finden &#x017F;ich endlich noch etliche<lb/><hi rendition="#aq">Pedant</hi>en und Schul-Fu&#x0364;ch&#x017F;e/ welche um ihrer bo&#x0364;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#aq">Qualit</hi>a&#x0364;ten willen billich bey Jedermann verha&#x017F;&#x017F;et<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;ollen die man &#x017F;iehet an dem eigen&#x017F;inni&#x017F;chen und<lb/>
Hirn&#x017F;chelligen <hi rendition="#aq">Domitiano, (NB. Domitianus à Domi-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">tor</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[850/0870] Deß Academiſchen doͤrffe gebrauchen/ als in den Worten Cauſa, Religio, da etliche ſchreiben Cauſſa, Relligio, oder ob es gnug an einem S und L, und was dergleichen Sachen mehr ſeyn/ als Accentus, Puncta, Ortographiam, Pronun- tiation, Form und Figur der Buchſtaben/ Etymolo- gias, Analogias, Præcepta, Regulas, Declinationes, Modos ſignificandi, Mutationes Caſuum, Varietates temporum, &c. daruͤber ſie mit groſſem Ernſt und Eyfer halten/ und billich von Luciano Samoſatenſi in einem ſonderlichen Buͤchlein/ welches er von dem Streit der zwey Buchſtaben S und T geſchrieben/ gar artig außgelachet werden/ deßgleichen von Andrea Salernitano, welcher das Bellum Grammaticale gar artig ſolchen Grammatiſten zu Spott beſchrieben. Beneben dieſen ſind auch andere/ die wollen gar zu gute und reine Grammatici ſeyn; Meſſala hat von jedem Buchſtaben ein beſonder Buch geſchrieben. Beroaldus wil den Servium tadeln/ daß er ſich mit Sa- biniſchen/ Præneſtiniſchen und Thuſciſchen Woͤrtern beholffen habe. Aſinius Pollio wil dem Tito Livio Schuld geben/ er nehme den Landsmann zu ſehr mit/ und wolle auch in den Worten gar zu Paduaniſch ſeyn. Palæmon wil gar an den Marcum Varronem, um geringer Gram̃aticaliſcher Sachen willen. Quin- tilianus wil dem Senecæ ein Product geben/ dieweil er in geringen kurtzen Sententiis die Krafft und den Nachdruck etlicher Woͤrter vernichtet. Valla zeucht alle die Grammaticos, ſo fuͤr ihm geweſen/ heruͤber/ und wird von Mancinello und Poggio wieder heruͤber gezogen. Uber dieſe finden ſich endlich noch etliche Pedanten und Schul-Fuͤchſe/ welche um ihrer boͤſen Qualitaͤten willen billich bey Jedermann verhaſſet ſeyn ſollen die man ſiehet an dem eigenſinniſchen und Hirnſchelligen Domitiano, (NB. Domitianus à Domi- tor

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/870
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 850. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/870>, abgerufen am 23.11.2024.