Puti, das ist/ lauter reine Grammatici seyn wollen/ oder unter die Pedanten/ das ist/ unter die Schul- Füchs zehlen soll. Dieses sind die/ so wol einen gantzen Tag auf dem Marckt/ oder in einem Laden/ oder sonst bey einer Gesellschafft/ gelehrter Leute stehen/ und di- sputiren. Ja/ zancken sich um geringer und nichtiger Grammaticalischer Sachen willen/ mit vollem Ge- schrey und Eyfer/ als wann Leib und Leben daran ge- legen wäre/ und füllen Jedermann die Ohren so voll/ daß sie auch einem Schmidt bey seinem Amboß über- drüssig und beschwerlich seyn möchten. Da schwöret man bey dem Polluce und Hercule, und bey allen Göttern/ die müssen auch darmit bemühet seyn/ und ist manchmahl nur darum zu thun/ ob man die Buch- staben V und Z allein im Griechischen/ oder auch in den Lateinischen Wörtern brauchen soll; Ob man die Animam Aristotelis, die er Entelechiam nennet/ mit einem D oder T schreiben solle/ ob H auch ein Buchstaben sey/ oder nur eine Nota Aspirationis, ob man deß Buchstabens X bedörffe oder nicht/ sinte- mahl man vor Zeiten an statt desselben CS gebraucht/ und Pacs, Lecs geschrieben/ da man jetzunder Pax und Lex außmacht. Item, ob der Name Ulysses mit einem X Ulyxes, oder zweyen SS soll geschrieben werden. Item, ob nur 3. Partes Orationis seyn/ nemlich Nomen, Verbum, und Conjunctio, wie Aristoteles und Theo- dorus wollen; Oder ob deren 4. wie die Stoici vorge- ben/ welche die Articulos von den Conjunctionibus unterscheiden. Item, ob man die Andere/ so lang her- nach seyn gesetzt worden/ auch für Partes Orationis halten soll/ wie Aristarchus und Palaemon solches ha- ben wollen. Item, ob der Pronominum 15. wie Priscianus wil/ oder deren mehr seyn/ wie Diomedes und Pho- cas wollen. Item, ob man auch doppelte Buchstaben
dörffe
H h h
Romans II. Buch.
Puti, das iſt/ lauter reine Grammatici ſeyn wollen/ oder unter die Pedanten/ das iſt/ unter die Schul- Fuͤchs zehlen ſoll. Dieſes ſind die/ ſo wol einen gantzen Tag auf dem Marckt/ oder in einem Laden/ oder ſonſt bey einer Geſellſchafft/ gelehrter Leute ſtehen/ und di- ſputiren. Ja/ zancken ſich um geringer und nichtiger Grammaticaliſcher Sachen willen/ mit vollem Ge- ſchrey und Eyfer/ als wann Leib und Leben daran ge- legen waͤre/ und fuͤllen Jedermann die Ohren ſo voll/ daß ſie auch einem Schmidt bey ſeinem Amboß uͤber- druͤſſig und beſchwerlich ſeyn moͤchten. Da ſchwoͤret man bey dem Polluce und Hercule, und bey allen Goͤttern/ die muͤſſen auch darmit bemuͤhet ſeyn/ und iſt manchmahl nur darum zu thun/ ob man die Buch- ſtaben V und Z allein im Griechiſchen/ oder auch in den Lateiniſchen Woͤrtern brauchen ſoll; Ob man die Animam Ariſtotelis, die er Entelechiam nennet/ mit einem D oder T ſchreiben ſolle/ ob H auch ein Buchſtaben ſey/ oder nur eine Nota Aſpirationis, ob man deß Buchſtabens X bedoͤrffe oder nicht/ ſinte- mahl man vor Zeiten an ſtatt deſſelben CS gebraucht/ und Pacs, Lecs geſchrieben/ da man jetzunder Pax und Lex außmacht. Item, ob der Name Ulyſſes mit einem X Ulyxes, oder zweyen SS ſoll geſchrieben werden. Item, ob nur 3. Partes Orationis ſeyn/ nemlich Nomen, Verbum, und Conjunctio, wie Ariſtoteles und Theo- dorus wollen; Oder ob deren 4. wie die Stoici vorge- ben/ welche die Articulos von den Conjunctionibus unterſcheiden. Item, ob man die Andere/ ſo lang her- nach ſeyn geſetzt worden/ auch fuͤr Partes Orationis halten ſoll/ wie Ariſtarchus und Palæmon ſolches ha- ben wollen. Item, ob der Pronominum 15. wie Priſcianus wil/ oder deren mehr ſeyn/ wie Diomedes und Pho- cas wollen. Item, ob man auch doppelte Buchſtaben
doͤrffe
H h h
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0869"n="849"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Romans <hirendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><hirendition="#aq">Puti,</hi> das iſt/ lauter reine <hirendition="#aq">Grammatici</hi>ſeyn wollen/<lb/>
oder unter die <hirendition="#aq">Pedant</hi>en/ das iſt/ unter die Schul-<lb/>
Fuͤchs zehlen ſoll. Dieſes ſind die/ ſo wol einen gantzen<lb/>
Tag auf dem Marckt/ oder in einem Laden/ oder ſonſt<lb/>
bey einer Geſellſchafft/ gelehrter Leute ſtehen/ und <hirendition="#aq">di-<lb/>ſputi</hi>ren. Ja/ zancken ſich um geringer und nichtiger<lb/><hirendition="#aq">Grammaticali</hi>ſcher Sachen willen/ mit vollem Ge-<lb/>ſchrey und Eyfer/ als wann Leib und Leben daran ge-<lb/>
legen waͤre/ und fuͤllen Jedermann die Ohren ſo voll/<lb/>
daß ſie auch einem Schmidt bey ſeinem Amboß uͤber-<lb/>
druͤſſig und beſchwerlich ſeyn moͤchten. Da ſchwoͤret<lb/>
man bey dem <hirendition="#aq">Polluce</hi> und <hirendition="#aq">Hercule,</hi> und bey allen<lb/>
Goͤttern/ die muͤſſen auch darmit bemuͤhet ſeyn/ und<lb/>
iſt manchmahl nur darum zu thun/ ob man die Buch-<lb/>ſtaben <hirendition="#aq">V</hi> und <hirendition="#aq">Z</hi> allein im Griechiſchen/ oder auch in<lb/>
den Lateiniſchen Woͤrtern brauchen ſoll; Ob man<lb/>
die <hirendition="#aq">Animam Ariſtotelis,</hi> die er <hirendition="#aq">Entelechiam</hi> nennet/<lb/>
mit einem <hirendition="#aq">D</hi> oder <hirendition="#aq">T</hi>ſchreiben ſolle/ ob <hirendition="#aq">H</hi> auch ein<lb/>
Buchſtaben ſey/ oder nur eine <hirendition="#aq">Nota Aſpirationis,</hi> ob<lb/>
man deß Buchſtabens <hirendition="#aq">X</hi> bedoͤrffe oder nicht/ ſinte-<lb/>
mahl man vor Zeiten an ſtatt deſſelben <hirendition="#aq">CS</hi> gebraucht/<lb/>
und <hirendition="#aq">Pacs, Lecs</hi> geſchrieben/ da man jetzunder <hirendition="#aq">Pax</hi> und<lb/><hirendition="#aq">Lex</hi> außmacht. <hirendition="#aq">Item,</hi> ob der Name <hirendition="#aq">Ulyſſes</hi> mit einem<lb/><hirendition="#aq">X Ulyxes,</hi> oder zweyen <hirendition="#aq">SS</hi>ſoll geſchrieben werden.<lb/><hirendition="#aq">Item,</hi> ob nur 3. <hirendition="#aq">Partes Orationis</hi>ſeyn/ nemlich <hirendition="#aq">Nomen,<lb/>
Verbum,</hi> und <hirendition="#aq">Conjunctio,</hi> wie <hirendition="#aq">Ariſtoteles</hi> und <hirendition="#aq">Theo-<lb/>
dorus</hi> wollen; Oder ob deren 4. wie die <hirendition="#aq">Stoici</hi> vorge-<lb/>
ben/ welche die <hirendition="#aq">Articulos</hi> von den <hirendition="#aq">Conjunctionibus</hi><lb/>
unterſcheiden. <hirendition="#aq">Item,</hi> ob man die Andere/ ſo lang her-<lb/>
nach ſeyn geſetzt worden/ auch fuͤr <hirendition="#aq">Partes Orationis</hi><lb/>
halten ſoll/ wie <hirendition="#aq">Ariſtarchus</hi> und <hirendition="#aq">Palæmon</hi>ſolches ha-<lb/>
ben wollen. <hirendition="#aq">Item,</hi> ob der <hirendition="#aq">Pronominum</hi> 15. wie <hirendition="#aq">Priſcianus</hi><lb/>
wil/ oder deren mehr ſeyn/ wie <hirendition="#aq">Diomedes</hi> und <hirendition="#aq">Pho-<lb/>
cas</hi> wollen. <hirendition="#aq">Item,</hi> ob man auch doppelte Buchſtaben<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H h h</fw><fwplace="bottom"type="catch">doͤrffe</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[849/0869]
Romans II. Buch.
Puti, das iſt/ lauter reine Grammatici ſeyn wollen/
oder unter die Pedanten/ das iſt/ unter die Schul-
Fuͤchs zehlen ſoll. Dieſes ſind die/ ſo wol einen gantzen
Tag auf dem Marckt/ oder in einem Laden/ oder ſonſt
bey einer Geſellſchafft/ gelehrter Leute ſtehen/ und di-
ſputiren. Ja/ zancken ſich um geringer und nichtiger
Grammaticaliſcher Sachen willen/ mit vollem Ge-
ſchrey und Eyfer/ als wann Leib und Leben daran ge-
legen waͤre/ und fuͤllen Jedermann die Ohren ſo voll/
daß ſie auch einem Schmidt bey ſeinem Amboß uͤber-
druͤſſig und beſchwerlich ſeyn moͤchten. Da ſchwoͤret
man bey dem Polluce und Hercule, und bey allen
Goͤttern/ die muͤſſen auch darmit bemuͤhet ſeyn/ und
iſt manchmahl nur darum zu thun/ ob man die Buch-
ſtaben V und Z allein im Griechiſchen/ oder auch in
den Lateiniſchen Woͤrtern brauchen ſoll; Ob man
die Animam Ariſtotelis, die er Entelechiam nennet/
mit einem D oder T ſchreiben ſolle/ ob H auch ein
Buchſtaben ſey/ oder nur eine Nota Aſpirationis, ob
man deß Buchſtabens X bedoͤrffe oder nicht/ ſinte-
mahl man vor Zeiten an ſtatt deſſelben CS gebraucht/
und Pacs, Lecs geſchrieben/ da man jetzunder Pax und
Lex außmacht. Item, ob der Name Ulyſſes mit einem
X Ulyxes, oder zweyen SS ſoll geſchrieben werden.
Item, ob nur 3. Partes Orationis ſeyn/ nemlich Nomen,
Verbum, und Conjunctio, wie Ariſtoteles und Theo-
dorus wollen; Oder ob deren 4. wie die Stoici vorge-
ben/ welche die Articulos von den Conjunctionibus
unterſcheiden. Item, ob man die Andere/ ſo lang her-
nach ſeyn geſetzt worden/ auch fuͤr Partes Orationis
halten ſoll/ wie Ariſtarchus und Palæmon ſolches ha-
ben wollen. Item, ob der Pronominum 15. wie Priſcianus
wil/ oder deren mehr ſeyn/ wie Diomedes und Pho-
cas wollen. Item, ob man auch doppelte Buchſtaben
doͤrffe
H h h
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 849. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/869>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.