Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen den Kuß mit 3. andern/ und gieng darmit wolge-muth von der schönen Helena hinauß. Der Juncker kam auf den Abend wieder nach Hause/ und war rechtschaffen müde von dem Jagen/ dannenhero ward die Tafel zeitlich gedecket/ und Venereus verrichtete darbey sein Amt mit wunderbarer Geschicklichkeit/ er empfieng aber darbey von der Helena bißweilen einen Liebes-Winck/ welcher ihm allemahl neue Lab- saal in seinem Leyden erstattete. Endlich ward die Tafel abgehoben/ und Venereus nahm auch etwas Speise und Tranck zu sich/ da inzwischen der Edel- mann mit seiner Liebsten sich zur Ruhe verfügete/ und also erwartete Venereus der bestimmten Stunde mit höchster Ungedult. Dieselbe aber kam zuletzt her- bey/ daher nahete er sich ohne Licht/ und im Dunckeln/ zur angewiesenen Kammer/ da er/ nach beschehener Zu- sage/ die Thür unverschlossen fand/ welches ihm guten Muth machte. Er schlich zur Helena, legete seine Hand sänfftiglich auf ihre Brust/ und weil sie noch nicht/ wie ihr Ehe-Juncker/ eingeschlaffen war/ er- griffe sie dieselbe/ und drückete sie feste/ ließ sie auch nicht wieder loß/ sondern hielte sie/ und warff sich et- liche mahl über und über/ daß ihr Gemahl darvon erwachete/ worbey dem Venereo nicht wol zu Muth war/ welcher wünschete/ 100. Meilen von dannen zu seyn/ dann er besorgete sich nunmehro eines schlech- ten Außganges; Er wolte demnach die Hand loß würcken/ und wieder davon schleichen/ aber die Hele- na klopffete ihm sanffte darauf/ und behielte sie feste/ sprach darnach zu ihrem erwachten Juncker: Mein Schatz/ ich lige und kan nicht schlaffen/ wisset ihr wol/ warum? Als er mit Nein geantwortet/ fragte sie ihn/ was ihn bey ihrem neulich angenommenen Tafel- Decker deuchte? Er ist ein feiner Mensch/ war seine Antwort/
Deß Academiſchen den Kuß mit 3. andern/ und gieng darmit wolge-muth von der ſchoͤnen Helena hinauß. Der Juncker kam auf den Abend wieder nach Hauſe/ und war rechtſchaffen muͤde von dem Jagen/ dañenhero ward die Tafel zeitlich gedecket/ und Venereus verrichtete darbey ſein Amt mit wunderbarer Geſchicklichkeit/ er empfieng aber darbey von der Helena bißweilen einen Liebes-Winck/ welcher ihm allemahl neue Lab- ſaal in ſeinem Leyden erſtattete. Endlich ward die Tafel abgehoben/ und Venereus nahm auch etwas Speiſe und Tranck zu ſich/ da inzwiſchen der Edel- mann mit ſeiner Liebſten ſich zur Ruhe verfuͤgete/ und alſo erwartete Venereus der beſtimmten Stunde mit hoͤchſter Ungedult. Dieſelbe aber kam zuletzt her- bey/ daher nahete er ſich ohne Licht/ und im Dunckeln/ zur angewieſenen Kam̃er/ da er/ nach beſchehener Zu- ſage/ die Thuͤr unverſchloſſen fand/ welches ihm guten Muth machte. Er ſchlich zur Helena, legete ſeine Hand ſaͤnfftiglich auf ihre Bruſt/ und weil ſie noch nicht/ wie ihr Ehe-Juncker/ eingeſchlaffen war/ er- griffe ſie dieſelbe/ und druͤckete ſie feſte/ ließ ſie auch nicht wieder loß/ ſondern hielte ſie/ und warff ſich et- liche mahl uͤber und uͤber/ daß ihr Gemahl darvon erwachete/ worbey dem Venereo nicht wol zu Muth war/ welcher wuͤnſchete/ 100. Meilen von dannen zu ſeyn/ dann er beſorgete ſich nunmehro eines ſchlech- ten Außganges; Er wolte demnach die Hand loß wuͤrcken/ und wieder davon ſchleichen/ aber die Hele- na klopffete ihm ſanffte darauf/ und behielte ſie feſte/ ſprach darnach zu ihrem erwachten Juncker: Mein Schatz/ ich lige und kan nicht ſchlaffen/ wiſſet ihr wol/ warum? Als er mit Nein geantwortet/ fragte ſie ihn/ was ihn bey ihrem neulich angenommenen Tafel- Decker deuchte? Er iſt ein feiner Menſch/ war ſeine Antwort/
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Deß Academiſchen
den Kuß mit 3. andern/ und gieng darmit wolge-
muth von der ſchoͤnen Helena hinauß. Der Juncker
kam auf den Abend wieder nach Hauſe/ und war
rechtſchaffen muͤde von dem Jagen/ dañenhero ward
die Tafel zeitlich gedecket/ und Venereus verrichtete
darbey ſein Amt mit wunderbarer Geſchicklichkeit/
er empfieng aber darbey von der Helena bißweilen
einen Liebes-Winck/ welcher ihm allemahl neue Lab-
ſaal in ſeinem Leyden erſtattete. Endlich ward die
Tafel abgehoben/ und Venereus nahm auch etwas
Speiſe und Tranck zu ſich/ da inzwiſchen der Edel-
mann mit ſeiner Liebſten ſich zur Ruhe verfuͤgete/
und alſo erwartete Venereus der beſtimmten Stunde
mit hoͤchſter Ungedult. Dieſelbe aber kam zuletzt her-
bey/ daher nahete er ſich ohne Licht/ und im Dunckeln/
zur angewieſenen Kam̃er/ da er/ nach beſchehener Zu-
ſage/ die Thuͤr unverſchloſſen fand/ welches ihm guten
Muth machte. Er ſchlich zur Helena, legete ſeine
Hand ſaͤnfftiglich auf ihre Bruſt/ und weil ſie noch
nicht/ wie ihr Ehe-Juncker/ eingeſchlaffen war/ er-
griffe ſie dieſelbe/ und druͤckete ſie feſte/ ließ ſie auch
nicht wieder loß/ ſondern hielte ſie/ und warff ſich et-
liche mahl uͤber und uͤber/ daß ihr Gemahl darvon
erwachete/ worbey dem Venereo nicht wol zu Muth
war/ welcher wuͤnſchete/ 100. Meilen von dannen zu
ſeyn/ dann er beſorgete ſich nunmehro eines ſchlech-
ten Außganges; Er wolte demnach die Hand loß
wuͤrcken/ und wieder davon ſchleichen/ aber die Hele-
na klopffete ihm ſanffte darauf/ und behielte ſie feſte/
ſprach darnach zu ihrem erwachten Juncker: Mein
Schatz/ ich lige und kan nicht ſchlaffen/ wiſſet ihr wol/
warum? Als er mit Nein geantwortet/ fragte ſie ihn/
was ihn bey ihrem neulich angenommenen Tafel-
Decker deuchte? Er iſt ein feiner Menſch/ war ſeine
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Zitationshilfe: | Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/716>, abgerufen am 22.07.2024. |