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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
seit und vor sein Bett schobe/ um gleichsam in sein
rechtes Bette zu kommen/ aber am Schnauben deß
Mäyers hörete er/ daß er geirret/ gieng demnach auf
die andere Seite/ und legte sich in sein voriges Bette/
ließ auch die Wiege darvor stehen/ um durch sein Ge-
pölter den Hauß-Wirth nicht auß seinem Schlaff
aufzuwecken. Kaum hatte er sich zurecht geleget/ da
kam die Mäyerin wieder herauf/ nachdem sie die
Katz/ welche das Gepölter gemacht/ verjaget hatte/
und wolte zu ihrem Mann einsteigen/ als sie aber die
Wiege nicht mehr vorm Bette fand/ meynete sie/ sie
hätte geirret/ sprach demnach bey ihr selber: Potz
Tausend/ ich solte mich schier zu den Fremdlingen ge-
leget haben. Darauf suchte sie die Wiege/ und als
sie dieselbe gefunden/ ließ sie ihr solche für einen Weg-
Weiser nach ihrer Schlaff-Stelle dienen/ legte sich
also zu Venereo ins Bette/ und meynete/ sie läge bey
ihrem Mann/ dieser verzog nicht lang/ sondern weil
ihn ihre hübsche Gestalt bey Liecht schon in die Augen
gestochen/ machte er sich frölich mit ihr/ und verräyse-
te wol 3. mahl kurtz nach einander über Feld/ welche
Kurtzweil ihr dermassen gefiel/ daß sie ihren vermeyn-
ten Mann mit hundert Küssen und Backenstreicheln
liebelte/ und nicht wuste/ wie ihn diese Lust so schleu-
nig ankommen wäre.

Unterdessen hatte der Edelmann seine Vergnü-
gung bey der Jungfrauen sattsam erhalten/ derohal-
ben stunde er nach Mitternacht auf/ und gieng von
ihr/ um sich wieder zu Venereo zu legen/ damit seine
That nicht offenbar würde. Er ward aber/ gleich der
Frauen/ durch die Wiege verführet/ dannenhero tratt
er zu dem Bette/ wofür die Wiege nicht stunde/ und
legte sich zum Hauß-Wirth/ welcher darüber erwach-
te/ und weil er meynete/ er läge bey seinem Räyß-

Gefähr-

Deß Academiſchen
ſeit und vor ſein Bett ſchobe/ um gleichſam in ſein
rechtes Bette zu kommen/ aber am Schnauben deß
Maͤyers hoͤrete er/ daß er geirret/ gieng demnach auf
die andere Seite/ und legte ſich in ſein voriges Bette/
ließ auch die Wiege darvor ſtehen/ um durch ſein Ge-
poͤlter den Hauß-Wirth nicht auß ſeinem Schlaff
aufzuwecken. Kaum hatte er ſich zurecht geleget/ da
kam die Maͤyerin wieder herauf/ nachdem ſie die
Katz/ welche das Gepoͤlter gemacht/ verjaget hatte/
und wolte zu ihrem Mann einſteigen/ als ſie aber die
Wiege nicht mehr vorm Bette fand/ meynete ſie/ ſie
haͤtte geirret/ ſprach demnach bey ihr ſelber: Potz
Tauſend/ ich ſolte mich ſchier zu den Fremdlingen ge-
leget haben. Darauf ſuchte ſie die Wiege/ und als
ſie dieſelbe gefunden/ ließ ſie ihr ſolche fuͤr einen Weg-
Weiſer nach ihrer Schlaff-Stelle dienen/ legte ſich
alſo zu Venereo ins Bette/ und meynete/ ſie laͤge bey
ihrem Mann/ dieſer verzog nicht lang/ ſondern weil
ihn ihre huͤbſche Geſtalt bey Liecht ſchon in die Augen
geſtochen/ machte er ſich froͤlich mit ihr/ und verraͤyſe-
te wol 3. mahl kurtz nach einander uͤber Feld/ welche
Kurtzweil ihr dermaſſen gefiel/ daß ſie ihren vermeyn-
ten Mann mit hundert Kuͤſſen und Backenſtreicheln
liebelte/ und nicht wuſte/ wie ihn dieſe Luſt ſo ſchleu-
nig ankommen waͤre.

Unterdeſſen hatte der Edelmann ſeine Vergnuͤ-
gung bey der Jungfrauen ſattſam erhalten/ derohal-
ben ſtunde er nach Mitternacht auf/ und gieng von
ihr/ um ſich wieder zu Venereo zu legen/ damit ſeine
That nicht offenbar wuͤrde. Er ward aber/ gleich der
Frauen/ durch die Wiege verfuͤhret/ dannenhero tratt
er zu dem Bette/ wofuͤr die Wiege nicht ſtunde/ und
legte ſich zum Hauß-Wirth/ welcher daruͤber erwach-
te/ und weil er meynete/ er laͤge bey ſeinem Raͤyß-

Gefaͤhr-
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[618/0636] Deß Academiſchen ſeit und vor ſein Bett ſchobe/ um gleichſam in ſein rechtes Bette zu kommen/ aber am Schnauben deß Maͤyers hoͤrete er/ daß er geirret/ gieng demnach auf die andere Seite/ und legte ſich in ſein voriges Bette/ ließ auch die Wiege darvor ſtehen/ um durch ſein Ge- poͤlter den Hauß-Wirth nicht auß ſeinem Schlaff aufzuwecken. Kaum hatte er ſich zurecht geleget/ da kam die Maͤyerin wieder herauf/ nachdem ſie die Katz/ welche das Gepoͤlter gemacht/ verjaget hatte/ und wolte zu ihrem Mann einſteigen/ als ſie aber die Wiege nicht mehr vorm Bette fand/ meynete ſie/ ſie haͤtte geirret/ ſprach demnach bey ihr ſelber: Potz Tauſend/ ich ſolte mich ſchier zu den Fremdlingen ge- leget haben. Darauf ſuchte ſie die Wiege/ und als ſie dieſelbe gefunden/ ließ ſie ihr ſolche fuͤr einen Weg- Weiſer nach ihrer Schlaff-Stelle dienen/ legte ſich alſo zu Venereo ins Bette/ und meynete/ ſie laͤge bey ihrem Mann/ dieſer verzog nicht lang/ ſondern weil ihn ihre huͤbſche Geſtalt bey Liecht ſchon in die Augen geſtochen/ machte er ſich froͤlich mit ihr/ und verraͤyſe- te wol 3. mahl kurtz nach einander uͤber Feld/ welche Kurtzweil ihr dermaſſen gefiel/ daß ſie ihren vermeyn- ten Mann mit hundert Kuͤſſen und Backenſtreicheln liebelte/ und nicht wuſte/ wie ihn dieſe Luſt ſo ſchleu- nig ankommen waͤre. Unterdeſſen hatte der Edelmann ſeine Vergnuͤ- gung bey der Jungfrauen ſattſam erhalten/ derohal- ben ſtunde er nach Mitternacht auf/ und gieng von ihr/ um ſich wieder zu Venereo zu legen/ damit ſeine That nicht offenbar wuͤrde. Er ward aber/ gleich der Frauen/ durch die Wiege verfuͤhret/ dannenhero tratt er zu dem Bette/ wofuͤr die Wiege nicht ſtunde/ und legte ſich zum Hauß-Wirth/ welcher daruͤber erwach- te/ und weil er meynete/ er laͤge bey ſeinem Raͤyß- Gefaͤhr-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/636>, abgerufen am 22.11.2024.