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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Condado aber und seine Leute giengen einen andern
Weg/ und erreichten gegen den Mittag die Stadt
Bormio, woselbst sie ein gutes Mittag-Mahl ein-
nahmen/ und darauf weiter fort ritten/ dann man sa-
gete/ daß sie diesen Abend noch bey Zeiten in ein gros-
ses Dorff kommen könten/ darinn sie eine fürtreffliche
Herberge finden würden. Aber/ wie sie geschwinde
fort ritten/ stürtzete Troll mit seinem Pferd/ welches
ein Bein zerbrach/ dannenhero muste der gute Knecht
nunmehro zu Fuß gehen. Wie er mit dem Pferd auf
der Erden lag/ rieff er den andern zu: O chari soda-
les, hic jacet in Trecco, qui modo Reuter erat.
Sie
wolten ihm zwar wieder auf das Pferd helffen/ aber
dasselbe kunte auf dem zerbrochenen Bein nicht fort-
kommen/ dannenhero nahm Troll die Pistolen zu sich/
band den Sattel hinter Venereum, und folgete zu
Fusse nach. Ob nun gleich dieses Falls Condado von
Hertzen lachen muste/ war es ihm doch leyd/ daß er
dardurch an seiner Räyse gehindert ward. Es rieth
aber Klingenfeld/ man solle fort reiten/ und deß Trol-
len in der Stadt Chur einwarten/ so könne man da-
selbst von der Räyse ein wenig außruhen/ und Troll
hätte Zeit gnug/ sachtmüthig nachzufolgen. Welcher
Fürschlag von allen gut geheissen ward/ außgenom-
men von Troll/ welcher sie bathe/ nur diesen Abend
bey ihm zu bleiben/ biß er wieder zu Menschen kom-
men sey/ alsdann wolle er schon zusehen/ wie er weiter
fortkommen möchte. Solches sagete ihm Condado
zu/ und darum ritten sie etwas langsamer/ Cavina und
Cerebacchius nahmen den armen Troll auch Wechsel-
Weise hinter sich aufs Pferd/ und schleppeten ihn ein
gut Stück Weges fort.

Es ward ihnen aber die Zeit ziemlich lang/ dan-
nenhero sich Condado mit Klingenfeld in einen Discurs

ein-

Deß Academiſchen
Condado aber und ſeine Leute giengen einen andern
Weg/ und erreichten gegen den Mittag die Stadt
Bormio, woſelbſt ſie ein gutes Mittag-Mahl ein-
nahmen/ und darauf weiter fort ritten/ dann man ſa-
gete/ daß ſie dieſen Abend noch bey Zeiten in ein groſ-
ſes Dorff kommen koͤnten/ darinn ſie eine fuͤrtreffliche
Herberge finden wuͤrden. Aber/ wie ſie geſchwinde
fort ritten/ ſtuͤrtzete Troll mit ſeinem Pferd/ welches
ein Bein zerbrach/ dannenhero muſte der gute Knecht
nunmehro zu Fuß gehen. Wie er mit dem Pferd auf
der Erden lag/ rieff er den andern zu: O chari ſoda-
les, hic jacet in Trecco, qui modo Reuter erat.
Sie
wolten ihm zwar wieder auf das Pferd helffen/ aber
daſſelbe kunte auf dem zerbrochenen Bein nicht fort-
kommen/ dannenhero nahm Troll die Piſtolen zu ſich/
band den Sattel hinter Venereum, und folgete zu
Fuſſe nach. Ob nun gleich dieſes Falls Condado von
Hertzen lachen muſte/ war es ihm doch leyd/ daß er
dardurch an ſeiner Raͤyſe gehindert ward. Es rieth
aber Klingenfeld/ man ſolle fort reiten/ und deß Trol-
len in der Stadt Chur einwarten/ ſo koͤnne man da-
ſelbſt von der Raͤyſe ein wenig außruhen/ und Troll
haͤtte Zeit gnug/ ſachtmuͤthig nachzufolgen. Welcher
Fuͤrſchlag von allen gut geheiſſen ward/ außgenom-
men von Troll/ welcher ſie bathe/ nur dieſen Abend
bey ihm zu bleiben/ biß er wieder zu Menſchen kom-
men ſey/ alsdann wolle er ſchon zuſehen/ wie er weiter
fortkommen moͤchte. Solches ſagete ihm Condado
zu/ und darum ritten ſie etwas langſamer/ Cavina und
Cerebacchius nahmen den armen Troll auch Wechſel-
Weiſe hinter ſich aufs Pferd/ und ſchleppeten ihn ein
gut Stuͤck Weges fort.

Es ward ihnen aber die Zeit ziemlich lang/ dan-
nenhero ſich Condado mit Klingenfeld in einen Diſcurs

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[528/0544] Deß Academiſchen Condado aber und ſeine Leute giengen einen andern Weg/ und erreichten gegen den Mittag die Stadt Bormio, woſelbſt ſie ein gutes Mittag-Mahl ein- nahmen/ und darauf weiter fort ritten/ dann man ſa- gete/ daß ſie dieſen Abend noch bey Zeiten in ein groſ- ſes Dorff kommen koͤnten/ darinn ſie eine fuͤrtreffliche Herberge finden wuͤrden. Aber/ wie ſie geſchwinde fort ritten/ ſtuͤrtzete Troll mit ſeinem Pferd/ welches ein Bein zerbrach/ dannenhero muſte der gute Knecht nunmehro zu Fuß gehen. Wie er mit dem Pferd auf der Erden lag/ rieff er den andern zu: O chari ſoda- les, hic jacet in Trecco, qui modo Reuter erat. Sie wolten ihm zwar wieder auf das Pferd helffen/ aber daſſelbe kunte auf dem zerbrochenen Bein nicht fort- kommen/ dannenhero nahm Troll die Piſtolen zu ſich/ band den Sattel hinter Venereum, und folgete zu Fuſſe nach. Ob nun gleich dieſes Falls Condado von Hertzen lachen muſte/ war es ihm doch leyd/ daß er dardurch an ſeiner Raͤyſe gehindert ward. Es rieth aber Klingenfeld/ man ſolle fort reiten/ und deß Trol- len in der Stadt Chur einwarten/ ſo koͤnne man da- ſelbſt von der Raͤyſe ein wenig außruhen/ und Troll haͤtte Zeit gnug/ ſachtmuͤthig nachzufolgen. Welcher Fuͤrſchlag von allen gut geheiſſen ward/ außgenom- men von Troll/ welcher ſie bathe/ nur dieſen Abend bey ihm zu bleiben/ biß er wieder zu Menſchen kom- men ſey/ alsdann wolle er ſchon zuſehen/ wie er weiter fortkommen moͤchte. Solches ſagete ihm Condado zu/ und darum ritten ſie etwas langſamer/ Cavina und Cerebacchius nahmen den armen Troll auch Wechſel- Weiſe hinter ſich aufs Pferd/ und ſchleppeten ihn ein gut Stuͤck Weges fort. Es ward ihnen aber die Zeit ziemlich lang/ dan- nenhero ſich Condado mit Klingenfeld in einen Diſcurs ein-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/544>, abgerufen am 22.11.2024.