Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen dern Jungfrauen von ihrer Sorte, ihr habt mir meinHertz gestohlen/ ich muß einmahl nach eurem Leibe greiffen/ um dasselbe wieder zu bekommen. Aber Ra- gonda zürnete/ daß er sothane Reden in Gegenwart junger Jungfrauen zu führen sich nicht entblödete. Dargegen fragete Rogier, ob auch etliche darunter/ denen die Ohren keuscher/ als der übrige Leichnam? Und Ragonda antwortete lachend hierauf/ daß sie lauter ehrliche Töchter unterhielte/ obgleich die Lehr- meisterin nicht allzusauber fiele. Hierauf erlustigte sich ein Jeder/ entweder mit kommt
Deß Academiſchen dern Jungfrauen von ihrer Sorte, ihr habt mir meinHertz geſtohlen/ ich muß einmahl nach eurem Leibe greiffen/ um daſſelbe wieder zu bekommen. Aber Ra- gonda zuͤrnete/ daß er ſothane Reden in Gegenwart junger Jungfrauen zu fuͤhren ſich nicht entbloͤdete. Dargegen fragete Rogier, ob auch etliche darunter/ denen die Ohren keuſcher/ als der uͤbrige Leichnam? Und Ragonda antwortete lachend hierauf/ daß ſie lauter ehrliche Toͤchter unterhielte/ obgleich die Lehr- meiſterin nicht allzuſauber fiele. Hierauf erluſtigte ſich ein Jeder/ entweder mit kommt
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Deß Academiſchen
dern Jungfrauen von ihrer Sorte, ihr habt mir mein
Hertz geſtohlen/ ich muß einmahl nach eurem Leibe
greiffen/ um daſſelbe wieder zu bekommen. Aber Ra-
gonda zuͤrnete/ daß er ſothane Reden in Gegenwart
junger Jungfrauen zu fuͤhren ſich nicht entbloͤdete.
Dargegen fragete Rogier, ob auch etliche darunter/
denen die Ohren keuſcher/ als der uͤbrige Leichnam?
Und Ragonda antwortete lachend hierauf/ daß ſie
lauter ehrliche Toͤchter unterhielte/ obgleich die Lehr-
meiſterin nicht allzuſauber fiele.
Hierauf erluſtigte ſich ein Jeder/ entweder mit
Tantzen/ oder mit Singen/ außgenommen Levion,
welcher den Mund ſtaͤts voll hatte/ worauf eine an-
dere Acht hielte/ und ihm deßwegen vorhielte/ daß er
vergeblich ſo lange Medicinam ſtudiret/ indem er den
Leib ſo gewaltig voll propffete/ ſtatt/ daß er die Geſell-
ſchafft ſolte erluſtigen helffen/ man hat euch/ ſprach
ſie/ ja wol auf eine andere Zeit ſingen und tantzen ſe-
hen/ da Meiſter Hanß auf eurer Hochzeit ſpielete.
Levion, der wol wuſte/ daß er anfaͤnglich ein Student
zu Siena geweſen/ hernach aber/ als ſeine Eltern ver-
ſtorben/ auß Mangel der Mittel/ ſich zu einem Quack-
ſalber in Dienſten begeben/ und deſſen Policinello
agiret/ von welchem er ſich wieder ab- und zu einem
ſolchen Handwerck begeben/ deſſen er ſich zu ſchaͤmen/
inmaſſen man ihn einsmahls daruͤber ertappet/ und
die Fliegen deßwegen tapffer vom Ruͤcken abgefeget
hat. Dieſer Levion, ſage ich/ befand ſich zum hoͤchſten
affrontiret/ flog derowegen von der Tafel auf/ ihr die
Ohren zu zauſſen/ ſie gieng zwar durch/ aber er erha-
ſchete ſie beym Rock/ griffe ihr nach den Ohren/ aber/
ach Jammer! er kunte keine finden/ darauf kehrete er
wieder zur Geſellſchafft/ und erzehlete/ was ihm be-
gegnet/ daher Rogier Anlaß nahm/ zu ſagen: Das
kommt
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