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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
Brieffen/ oder Blättern/ auch nicht ohne Stutzen da-
her lesen. Dergestalt geschicht zum öfftern mahl/ daß
die Kunst aller Gunst verleuret/ und der wird zum
Artzneyen beruffen/ der von Schwären starret und
stincket. Bald darauf saget der wol-meynende
Herr: Es sey nichts schändlichers/ als wann ein
Schuster/ was unter seinen Leist/ und ein Schmidt/
was unter seinen Hammer sich nicht schicken wil/
arbeiten wolle.

Drey Professiones, meines Erachtens/ seyn schwer
bey den Universitäten: Die Professio Historiarum
tum Secularium, tum Ecclesiasticarum;
Die Professio
Eloquentiae,
und die Professio Theologiae Practicae.
Jst etwas in Facultate Juris und Medicinae unterzu-
rechnen/ wolan es geschehe: Steit-Sachen in Theo-
logia
zu erklären/ erfordert fast keine sonderliche Mü-
he an dem/ der sie redlich studiret. Kommen hervor
neue Exceptionen/ Instantien/ Argumenten/ ist der
Professor geübet ex Artibus Instrumentalibus, ihm
fliessen häuffig zu Responsiones. Aber Historias Ec-
clesiasticas
zu treiben/ ist eine verdrießliche Mühe/ und
solte billich den Jenigen gereuen/ der sie auf sich ge-
nommen; Dann/ da muß einer bewandert seyn in
den besten Patribus und Authoribus, bewandert in den
Künsten und Sprachen/ bewandert in den Propheti-
schen und Apostolischen Schrifften/ soll er von wich-
tigen Fällen die Jugend recht unterweisen. Ach!
es gehöret viel zu der Profession Eloquentiae und
Theologiae Practicae, und noch mehr zu der Profession
Historiarum tam Secularium, quam Ecclesiasticarum.

Dargegen stehet sehr heßlich/ wann Jemand die
Griechische Sprache profitiret/ und selbsten darinn
schlecht beschlagen ist/ dictiret den Studenten auf
Universitäten: Est Aoristus, est Aoristus, est tertia, est

tertia,

Romans I. Buch.
Brieffen/ oder Blaͤttern/ auch nicht ohne Stutzen da-
her leſen. Dergeſtalt geſchicht zum oͤfftern mahl/ daß
die Kunſt aller Gunſt verleuret/ und der wird zum
Artzneyen beruffen/ der von Schwaͤren ſtarret und
ſtincket. Bald darauf ſaget der wol-meynende
Herꝛ: Es ſey nichts ſchaͤndlichers/ als wann ein
Schuſter/ was unter ſeinen Leiſt/ und ein Schmidt/
was unter ſeinen Hammer ſich nicht ſchicken wil/
arbeiten wolle.

Drey Profeſſiones, meines Erachtens/ ſeyn ſchwer
bey den Univerſitaͤten: Die Profeſſio Hiſtoriarum
tùm Secularium, tùm Eccleſiaſticarum;
Die Profeſſio
Eloquentiæ,
und die Profeſſio Theologiæ Practicæ.
Jſt etwas in Facultate Juris und Medicinæ unterzu-
rechnen/ wolan es geſchehe: Steit-Sachen in Theo-
logia
zu erklaͤren/ erfordert faſt keine ſonderliche Muͤ-
he an dem/ der ſie redlich ſtudiret. Kommen hervor
neue Exceptionen/ Inſtantien/ Argumenten/ iſt der
Profeſſor geuͤbet ex Artibus Inſtrumentalibus, ihm
flieſſen haͤuffig zu Reſponſiones. Aber Hiſtorias Ec-
cleſiaſticas
zu treiben/ iſt eine verdrießliche Muͤhe/ und
ſolte billich den Jenigen gereuen/ der ſie auf ſich ge-
nommen; Dann/ da muß einer bewandert ſeyn in
den beſten Patribus und Authoribus, bewandert in den
Kuͤnſten und Sprachen/ bewandert in den Propheti-
ſchen und Apoſtoliſchen Schrifften/ ſoll er von wich-
tigen Faͤllen die Jugend recht unterweiſen. Ach!
es gehoͤret viel zu der Profeſſion Eloquentiæ und
Theologiæ Practicæ, und noch mehr zu der Profeſſion
Hiſtoriarum tàm Secularium, quàm Eccleſiaſticarum.

Dargegen ſtehet ſehr heßlich/ wann Jemand die
Griechiſche Sprache profitiret/ und ſelbſten darinn
ſchlecht beſchlagen iſt/ dictiret den Studenten auf
Univerſitaͤten: Eſt Aoriſtus, eſt Aoriſtus, eſt tertia, eſt

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[459/0473] Romans I. Buch. Brieffen/ oder Blaͤttern/ auch nicht ohne Stutzen da- her leſen. Dergeſtalt geſchicht zum oͤfftern mahl/ daß die Kunſt aller Gunſt verleuret/ und der wird zum Artzneyen beruffen/ der von Schwaͤren ſtarret und ſtincket. Bald darauf ſaget der wol-meynende Herꝛ: Es ſey nichts ſchaͤndlichers/ als wann ein Schuſter/ was unter ſeinen Leiſt/ und ein Schmidt/ was unter ſeinen Hammer ſich nicht ſchicken wil/ arbeiten wolle. Drey Profeſſiones, meines Erachtens/ ſeyn ſchwer bey den Univerſitaͤten: Die Profeſſio Hiſtoriarum tùm Secularium, tùm Eccleſiaſticarum; Die Profeſſio Eloquentiæ, und die Profeſſio Theologiæ Practicæ. Jſt etwas in Facultate Juris und Medicinæ unterzu- rechnen/ wolan es geſchehe: Steit-Sachen in Theo- logia zu erklaͤren/ erfordert faſt keine ſonderliche Muͤ- he an dem/ der ſie redlich ſtudiret. Kommen hervor neue Exceptionen/ Inſtantien/ Argumenten/ iſt der Profeſſor geuͤbet ex Artibus Inſtrumentalibus, ihm flieſſen haͤuffig zu Reſponſiones. Aber Hiſtorias Ec- cleſiaſticas zu treiben/ iſt eine verdrießliche Muͤhe/ und ſolte billich den Jenigen gereuen/ der ſie auf ſich ge- nommen; Dann/ da muß einer bewandert ſeyn in den beſten Patribus und Authoribus, bewandert in den Kuͤnſten und Sprachen/ bewandert in den Propheti- ſchen und Apoſtoliſchen Schrifften/ ſoll er von wich- tigen Faͤllen die Jugend recht unterweiſen. Ach! es gehoͤret viel zu der Profeſſion Eloquentiæ und Theologiæ Practicæ, und noch mehr zu der Profeſſion Hiſtoriarum tàm Secularium, quàm Eccleſiaſticarum. Dargegen ſtehet ſehr heßlich/ wann Jemand die Griechiſche Sprache profitiret/ und ſelbſten darinn ſchlecht beſchlagen iſt/ dictiret den Studenten auf Univerſitaͤten: Eſt Aoriſtus, eſt Aoriſtus, eſt tertia, eſt tertia,

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/473>, abgerufen am 23.11.2024.