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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Hermolas, und weil sie keine Gelegenheit/ ihn anzu-
sprechen/ schreibet sie ihm einen sehr höflichen Brieff/
welchen er/ zu einer Kurtzweil/ mit gleicher Müntze
bezahlet. Die Verliebten lassen sich füglich mit den
Jägern vergleichen/ welche das Gefangene verlassen/
und einem andern nacheylen; Also hatte Hortensia
Quintellum,
der sie brünstig liebete/ bereits in ihrem
Garten/ wolte aber den schönen Neapolitaner erja-
gen. Als nun Quintellus sahe/ daß ihm Hermolas
seiner Liebsten Gunst weggenommen/ lässet er ihm sa-
gen/ daß er der Hortensia müssig gehen solte/ oder ihne
zu einem abgesagten Feind haben würde; Hermolas
sagte/ er solte einen Mann finden/ der sich für der Wei-
ber Waffen (den Worten/) nicht fürchtete. Es gienge
ihm aber Quintellus mit seinen Beyständen so lange
nach/ daß er Hermolas endlich begegnete/ und ihne
Mörderischer Weise angriffe. Der Neapolitaner
stunde an einem Thor/ und schützete sich dergestalt/
daß ihm Quintellus in den Degen lauffet/ und in das
Bein verwundet/ darüber er auch zu Boden gefallen/
und Hermolas, der auch etliche geringe Wunden hat-
te/ zu entspringen Gelegenheit bekommen. Quintellus
wird zu dem Wund-Artzt getragen/ und befindet sich
sein Stich zwar gefährlich/ aber doch nicht tödtlich.
Hermolas aber muste dem Gefängnüß entfliehen/ und
sich zu Viterbo eine Zeit aufhalten/ entfernet von sei-
ner schönen Prudentia, welche den Ruff erschallen las-
sen/ daß Hermolas nach Aquila verräyset/ und nicht
mehr wiederkommen würde. Jndessen wurde Quin-
tellus
von seinen Wunden geheilet/ und ob er wol
Hermolas erstlich beschuldiget/ hat er doch nachmahls
sein Unrecht erkannt/ und ihn wieder entschuldiget/
darmit aber seine Freunde keines Weges zufrieden
seyn wollen. Hortensia machet sich heimlich in Mannes-

Kleidern

Deß Academiſchen
Hermolas, und weil ſie keine Gelegenheit/ ihn anzu-
ſprechen/ ſchreibet ſie ihm einen ſehr hoͤflichen Brieff/
welchen er/ zu einer Kurtzweil/ mit gleicher Muͤntze
bezahlet. Die Verliebten laſſen ſich fuͤglich mit den
Jaͤgern vergleichen/ welche das Gefangene verlaſſen/
und einem andern nacheylen; Alſo hatte Hortenſia
Quintellum,
der ſie bruͤnſtig liebete/ bereits in ihrem
Garten/ wolte aber den ſchoͤnen Neapolitaner erja-
gen. Als nun Quintellus ſahe/ daß ihm Hermolas
ſeiner Liebſten Gunſt weggenommen/ laͤſſet er ihm ſa-
gen/ daß er der Hortenſia muͤſſig gehen ſolte/ oder ihne
zu einem abgeſagten Feind haben wuͤrde; Hermolas
ſagte/ er ſolte einen Mann finden/ der ſich fuͤr der Wei-
ber Waffen (den Worten/) nicht fuͤrchtete. Es gienge
ihm aber Quintellus mit ſeinen Beyſtaͤnden ſo lange
nach/ daß er Hermolas endlich begegnete/ und ihne
Moͤrderiſcher Weiſe angriffe. Der Neapolitaner
ſtunde an einem Thor/ und ſchuͤtzete ſich dergeſtalt/
daß ihm Quintellus in den Degen lauffet/ und in das
Bein verwundet/ daruͤber er auch zu Boden gefallen/
und Hermolas, der auch etliche geringe Wunden hat-
te/ zu entſpringen Gelegenheit bekommen. Quintellus
wird zu dem Wund-Artzt getragen/ und befindet ſich
ſein Stich zwar gefaͤhrlich/ aber doch nicht toͤdtlich.
Hermolas aber muſte dem Gefaͤngnuͤß entfliehen/ und
ſich zu Viterbo eine Zeit aufhalten/ entfernet von ſei-
ner ſchoͤnen Prudentia, welche den Ruff erſchallen laſ-
ſen/ daß Hermolas nach Aquila verraͤyſet/ und nicht
mehr wiederkommen wuͤrde. Jndeſſen wurde Quin-
tellus
von ſeinen Wunden geheilet/ und ob er wol
Hermolas erſtlich beſchuldiget/ hat er doch nachmahls
ſein Unrecht erkannt/ und ihn wieder entſchuldiget/
darmit aber ſeine Freunde keines Weges zufrieden
ſeyn wollen. Hortenſia machet ſich heimlich in Mañes-

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[304/0316] Deß Academiſchen Hermolas, und weil ſie keine Gelegenheit/ ihn anzu- ſprechen/ ſchreibet ſie ihm einen ſehr hoͤflichen Brieff/ welchen er/ zu einer Kurtzweil/ mit gleicher Muͤntze bezahlet. Die Verliebten laſſen ſich fuͤglich mit den Jaͤgern vergleichen/ welche das Gefangene verlaſſen/ und einem andern nacheylen; Alſo hatte Hortenſia Quintellum, der ſie bruͤnſtig liebete/ bereits in ihrem Garten/ wolte aber den ſchoͤnen Neapolitaner erja- gen. Als nun Quintellus ſahe/ daß ihm Hermolas ſeiner Liebſten Gunſt weggenommen/ laͤſſet er ihm ſa- gen/ daß er der Hortenſia muͤſſig gehen ſolte/ oder ihne zu einem abgeſagten Feind haben wuͤrde; Hermolas ſagte/ er ſolte einen Mann finden/ der ſich fuͤr der Wei- ber Waffen (den Worten/) nicht fuͤrchtete. Es gienge ihm aber Quintellus mit ſeinen Beyſtaͤnden ſo lange nach/ daß er Hermolas endlich begegnete/ und ihne Moͤrderiſcher Weiſe angriffe. Der Neapolitaner ſtunde an einem Thor/ und ſchuͤtzete ſich dergeſtalt/ daß ihm Quintellus in den Degen lauffet/ und in das Bein verwundet/ daruͤber er auch zu Boden gefallen/ und Hermolas, der auch etliche geringe Wunden hat- te/ zu entſpringen Gelegenheit bekommen. Quintellus wird zu dem Wund-Artzt getragen/ und befindet ſich ſein Stich zwar gefaͤhrlich/ aber doch nicht toͤdtlich. Hermolas aber muſte dem Gefaͤngnuͤß entfliehen/ und ſich zu Viterbo eine Zeit aufhalten/ entfernet von ſei- ner ſchoͤnen Prudentia, welche den Ruff erſchallen laſ- ſen/ daß Hermolas nach Aquila verraͤyſet/ und nicht mehr wiederkommen wuͤrde. Jndeſſen wurde Quin- tellus von ſeinen Wunden geheilet/ und ob er wol Hermolas erſtlich beſchuldiget/ hat er doch nachmahls ſein Unrecht erkannt/ und ihn wieder entſchuldiget/ darmit aber ſeine Freunde keines Weges zufrieden ſeyn wollen. Hortenſia machet ſich heimlich in Mañes- Kleidern

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/316>, abgerufen am 22.07.2024.