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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
schung: Jacob war ein aufrichtiger Mann/ und Die-
ner im Hauß der Lehre. Wann dem also/ (wiewol
es im Hebraeischen anders scheinet/) hat der Knabe
Jacob in diesen Dreyen studiren können. Und soll
Niemand gedencken/ die Professores hätten dazumahl
schlechte Dinge von der Religion, von den Tugen-
den/ und noch mehrern irrdischen und Himmlischen
Stücken gelehret; Dann je näher die Läuffte an die
Sündfluth reichen/ je herrlicher/ weiser/ geschwin-
der und keuscher haben die Wissenschafften geblü-
het/ seyn aber nachmahls von mancherley Winden
der Phantaseyen und Deuteleyen angehauchet wor-
den. Wem beliebet/ kan aufschlagen von den alten
Egyptern/ und finden das theure Lob/ welches sie ih-
nen und ihren Nachfolgern in vortrefflichen Wissen-
schafften erworben. Wer Lust zu lernen von dem Lauff
der Sternen/ von der Verwandelung der Elementen/
von der Krafft der Gewächsen/ von dem Unterscheid
der Thiere/ von der Grösse der Felder/ von der Höhe
der Berge/ der Tieffe der Abgründe/ der Ferne der
Länder/ den Heimlichkeiten der Schrifft/ dem Abstei-
gen der Zeiten/ und noch andern/ zog in Egypten. Un-
terdessen bleibet wahr/ die erleuchteten Patriarchen
hätten die Schulen daselbst gepflantzet/ begossen/ und
GOtt das Gedeyen darzu gegeben. Zu dem liget vor
Augen das Kiriath Sepher, die Stadt der Künsten/
darum genennet/ weil an dem Ort eine fürnehme
Gymnastische und Academische Schul gestanden.

So bald die Kinder Jsrael in das gelobte Land
eingezogen/ haben/ entweder der Löbl. Fürst Josua/
oder die tapffern Richter/ die Studien verleget in die
Stadt Abel/ welche zu dem Stamm Benjamin gehö-
rete. Solches ist offenbahr/ auß der Rede der Helden-
Frauen/ die zu Jacob sagte: Vorzeiten sprach man/

wer

Romans I. Buch.
ſchung: Jacob war ein aufrichtiger Mann/ und Die-
ner im Hauß der Lehre. Wann dem alſo/ (wiewol
es im Hebræiſchen anders ſcheinet/) hat der Knabe
Jacob in dieſen Dreyen ſtudiren koͤnnen. Und ſoll
Niemand gedencken/ die Profeſſores haͤtten dazumahl
ſchlechte Dinge von der Religion, von den Tugen-
den/ und noch mehrern irꝛdiſchen und Himmliſchen
Stuͤcken gelehret; Dann je naͤher die Laͤuffte an die
Suͤndfluth reichen/ je herꝛlicher/ weiſer/ geſchwin-
der und keuſcher haben die Wiſſenſchafften gebluͤ-
het/ ſeyn aber nachmahls von mancherley Winden
der Phantaſeyen und Deuteleyen angehauchet wor-
den. Wem beliebet/ kan aufſchlagen von den alten
Egyptern/ und finden das theure Lob/ welches ſie ih-
nen und ihren Nachfolgern in vortrefflichen Wiſſen-
ſchafften erworben. Wer Luſt zu lernen von dem Lauff
der Sternen/ von der Verwandelung der Elementen/
von der Krafft der Gewaͤchſen/ von dem Unterſcheid
der Thiere/ von der Groͤſſe der Felder/ von der Hoͤhe
der Berge/ der Tieffe der Abgruͤnde/ der Ferne der
Laͤnder/ den Heimlichkeiten der Schrifft/ dem Abſtei-
gen der Zeiten/ und noch andern/ zog in Egypten. Un-
terdeſſen bleibet wahr/ die erleuchteten Patriarchen
haͤtten die Schulen daſelbſt gepflantzet/ begoſſen/ und
GOtt das Gedeyen darzu gegeben. Zu dem liget vor
Augen das Kiriath Sepher, die Stadt der Kuͤnſten/
darum genennet/ weil an dem Ort eine fuͤrnehme
Gymnaſtiſche und Academiſche Schul geſtanden.

So bald die Kinder Jſrael in das gelobte Land
eingezogen/ haben/ entweder der Loͤbl. Fuͤrſt Joſua/
oder die tapffern Richter/ die Studien verleget in die
Stadt Abel/ welche zu dem Stam̃ Benjamin gehoͤ-
rete. Solches iſt offenbahr/ auß der Rede der Helden-
Frauen/ die zu Jacob ſagte: Vorzeiten ſprach man/

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[13/0023] Romans I. Buch. ſchung: Jacob war ein aufrichtiger Mann/ und Die- ner im Hauß der Lehre. Wann dem alſo/ (wiewol es im Hebræiſchen anders ſcheinet/) hat der Knabe Jacob in dieſen Dreyen ſtudiren koͤnnen. Und ſoll Niemand gedencken/ die Profeſſores haͤtten dazumahl ſchlechte Dinge von der Religion, von den Tugen- den/ und noch mehrern irꝛdiſchen und Himmliſchen Stuͤcken gelehret; Dann je naͤher die Laͤuffte an die Suͤndfluth reichen/ je herꝛlicher/ weiſer/ geſchwin- der und keuſcher haben die Wiſſenſchafften gebluͤ- het/ ſeyn aber nachmahls von mancherley Winden der Phantaſeyen und Deuteleyen angehauchet wor- den. Wem beliebet/ kan aufſchlagen von den alten Egyptern/ und finden das theure Lob/ welches ſie ih- nen und ihren Nachfolgern in vortrefflichen Wiſſen- ſchafften erworben. Wer Luſt zu lernen von dem Lauff der Sternen/ von der Verwandelung der Elementen/ von der Krafft der Gewaͤchſen/ von dem Unterſcheid der Thiere/ von der Groͤſſe der Felder/ von der Hoͤhe der Berge/ der Tieffe der Abgruͤnde/ der Ferne der Laͤnder/ den Heimlichkeiten der Schrifft/ dem Abſtei- gen der Zeiten/ und noch andern/ zog in Egypten. Un- terdeſſen bleibet wahr/ die erleuchteten Patriarchen haͤtten die Schulen daſelbſt gepflantzet/ begoſſen/ und GOtt das Gedeyen darzu gegeben. Zu dem liget vor Augen das Kiriath Sepher, die Stadt der Kuͤnſten/ darum genennet/ weil an dem Ort eine fuͤrnehme Gymnaſtiſche und Academiſche Schul geſtanden. So bald die Kinder Jſrael in das gelobte Land eingezogen/ haben/ entweder der Loͤbl. Fuͤrſt Joſua/ oder die tapffern Richter/ die Studien verleget in die Stadt Abel/ welche zu dem Stam̃ Benjamin gehoͤ- rete. Solches iſt offenbahr/ auß der Rede der Helden- Frauen/ die zu Jacob ſagte: Vorzeiten ſprach man/ wer

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/23>, abgerufen am 23.11.2024.