Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. fand sich darbey ein ansehnlicher Mensch ein/ welchersehr hoffärtige Minen hatte. Dieser blickete unsern Klingenfeld sehr unfreundlich an/ und gab gnugsam zuverstehen/ daß er seiner wenig achtete. Sie redeten über der Mahlzeit kein Wort mit einander/ als aber die Speisen abgenommen worden/ ließ der Fremd- ling eine Frantzös. Karte langen/ und nöthigte unsern Wandersmann zu einem Spiel. Dieser betrachtete zwar seines Beutels Kranckheit/ jedoch hoffete er/ durch einen ehrlichen Gewinn/ demselben etwas wie- der einzubringen/ ließ sich demnach nicht lange zum Spielen nöthigen/ sondern band mit ihm an/ aber/ weil Jener die 3. erste Spiele nach einander verlohr/ ward er zornig/ und warff die Karte untern Tisch/ be- schuldigte auch den Klingenfeld/ daß er falsch spielete. Dieser excusirte sich Anfangs mit höflichen Worten; Aber/ als der Wirth herzu kam/ und Jenem hart zu- redete/ indem er ihm vorwarff/ daß er mit allen Leuten Händel anfieng/ auch schon etliche mahl mit ihm sel- ber angebunden/ und ihn deß falschen Spielens be- schuldiget hätte/ da sprach Klingenfeld auß einem hö- hern Thon/ und sagte: Höre Kerl/ du must wissen/ daß du es nicht mit einem Bernheuter/ sondern mit ei- nem rechtschaffenen Teutschen aufgenommen hast/ du beschuldigest mich deß falschen Spielens/ das ist eben so viel/ als wann du mich für einen Betrieger hättest außgescholten/ darum must du das Spiel fer- ner continuiren/ oder mir andere Revenge geben. Jener sprang alsobald hinter dem Tisch herfür/ wisse/ A 4
Romans I. Buch. fand ſich darbey ein anſehnlicher Menſch ein/ welcherſehr hoffaͤrtige Minen hatte. Dieſer blickete unſern Klingenfeld ſehr unfreundlich an/ und gab gnugſam zuverſtehen/ daß er ſeiner wenig achtete. Sie redeten uͤber der Mahlzeit kein Wort mit einander/ als aber die Speiſen abgenommen worden/ ließ der Fremd- ling eine Frantzoͤſ. Karte langen/ und noͤthigte unſern Wandersmann zu einem Spiel. Dieſer betrachtete zwar ſeines Beutels Kranckheit/ jedoch hoffete er/ durch einen ehrlichen Gewinn/ demſelben etwas wie- der einzubringen/ ließ ſich demnach nicht lange zum Spielen noͤthigen/ ſondern band mit ihm an/ aber/ weil Jener die 3. erſte Spiele nach einander verlohr/ ward er zornig/ und warff die Karte untern Tiſch/ be- ſchuldigte auch den Klingenfeld/ daß er falſch ſpielete. Dieſer excuſirte ſich Anfangs mit hoͤflichen Worten; Aber/ als der Wirth herzu kam/ und Jenem hart zu- redete/ indem er ihm vorwarff/ daß er mit allen Leuten Haͤndel anfieng/ auch ſchon etliche mahl mit ihm ſel- ber angebunden/ und ihn deß falſchen Spielens be- ſchuldiget haͤtte/ da ſprach Klingenfeld auß einem hoͤ- hern Thon/ und ſagte: Hoͤre Kerl/ du muſt wiſſen/ daß du es nicht mit einem Bernheuter/ ſondern mit ei- nem rechtſchaffenen Teutſchen aufgenommen haſt/ du beſchuldigeſt mich deß falſchen Spielens/ das iſt eben ſo viel/ als wann du mich fuͤr einen Betrieger haͤtteſt außgeſcholten/ darum muſt du das Spiel fer- ner continuiren/ oder mir andere Revenge geben. Jener ſprang alſobald hinter dem Tiſch herfuͤr/ wiſſe/ A 4
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Romans I. Buch.
fand ſich darbey ein anſehnlicher Menſch ein/ welcher
ſehr hoffaͤrtige Minen hatte. Dieſer blickete unſern
Klingenfeld ſehr unfreundlich an/ und gab gnugſam
zuverſtehen/ daß er ſeiner wenig achtete. Sie redeten
uͤber der Mahlzeit kein Wort mit einander/ als aber
die Speiſen abgenommen worden/ ließ der Fremd-
ling eine Frantzoͤſ. Karte langen/ und noͤthigte unſern
Wandersmann zu einem Spiel. Dieſer betrachtete
zwar ſeines Beutels Kranckheit/ jedoch hoffete er/
durch einen ehrlichen Gewinn/ demſelben etwas wie-
der einzubringen/ ließ ſich demnach nicht lange zum
Spielen noͤthigen/ ſondern band mit ihm an/ aber/
weil Jener die 3. erſte Spiele nach einander verlohr/
ward er zornig/ und warff die Karte untern Tiſch/ be-
ſchuldigte auch den Klingenfeld/ daß er falſch ſpielete.
Dieſer excuſirte ſich Anfangs mit hoͤflichen Worten;
Aber/ als der Wirth herzu kam/ und Jenem hart zu-
redete/ indem er ihm vorwarff/ daß er mit allen Leuten
Haͤndel anfieng/ auch ſchon etliche mahl mit ihm ſel-
ber angebunden/ und ihn deß falſchen Spielens be-
ſchuldiget haͤtte/ da ſprach Klingenfeld auß einem hoͤ-
hern Thon/ und ſagte: Hoͤre Kerl/ du muſt wiſſen/
daß du es nicht mit einem Bernheuter/ ſondern mit ei-
nem rechtſchaffenen Teutſchen aufgenommen haſt/
du beſchuldigeſt mich deß falſchen Spielens/ das iſt
eben ſo viel/ als wann du mich fuͤr einen Betrieger
haͤtteſt außgeſcholten/ darum muſt du das Spiel fer-
ner continuiren/ oder mir andere Revenge geben.
Jener ſprang alſobald hinter dem Tiſch herfuͤr/
langete ſeinen langen Degen/ und ſprach: Kerl/ weiſt
du wol/ wie ich heiſſe? Du magſt Alexander oder
Hannibal heiſſen/ bekam er zur Antwort/ ſo ſolt du
wiſſen/ daß fuͤr deinem Namen ich mich im allerge-
ringſten nicht fuͤrchte. Wolan/ fuhr Jener fort/ ſo
wiſſe/
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