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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Zeit niederlegete/ und deß süssen Schlaffes genosse.
Er hatte weder zu beissen/ noch zu brechen/ darzu nur
etliche wenige Pfenninge in seiner Taschen.

Der Schlaff hielte ihn so lang in Ruhe/ daß die
Sonne darüber nicht allein schlaffen gieng/ sondern
er schlieff darzu noch einen guten Theil in die Nacht
hinein/ und ich glaube/ er wäre von sich selber noch
nicht erwachet/ wo er nicht durch was sonderliches
wäre aufgemuntert worden/ nemlich: Es galoppire-
te Jemand auf einem schweren Pferd daher/ wor-
durch die Erde erschütterte/ daß sie unter ihm bebete/
wannenhero sich seine eingeschlummerte Sinnen wie-
der ermunterten/ und seine Augen erschlossen. Da-
mahl hielte der unvermuthliche Reuter still/ stieg vom
Pferd ab/ band es an einen Zweigen/ lösete die Hosen/
und verrichtete das Werck der Natur. Klingenfeld
sahe dem Handel ein wenig zu/ gedachte aber bald bey
sich selber also: Dieser Mensch ist so unverschämt/
daß er sich mir bey nahe vor die Nase setzet/ dannen-
hero thue ich ja nicht unrecht/ wann ich mich nach ei-
nem tauglichen Mittel umsehe/ um diesem unleyd-
lichen Gestanck mich fordersamst zu entziehen. Als er
dieses bey sich resolviret/ stund er auf/ und schlich in
sanfften Tritten nach dem Roß/ lösete es behende/ und
nachdem er sich darauf geschwungen/ rieff er Jenem/
dem es gehörete/ zu/ und sprach: Mein Freund/ es ist
billich/ daß ich mich behende auß diesem Gestanck/ wo-
mit du diese Gegend anjetzo erfüllet hast/ erhebe/ folge
mir nur bald nach/ und so du mich antriffst/ wil ich dir
als dann dein Roß unwegerlich wieder zustellen. Ob
nun gleich der andere mit Fluchen und Schwören
darwider protestirete/ wolte doch Klingenfeld gar
nicht darnach hören/ sondern eylete mit seinem Pferd
fort/ biß er nach etlichen wenigen Stunden in einen

tieffen

Deß Academiſchen
Zeit niederlegete/ und deß ſuͤſſen Schlaffes genoſſe.
Er hatte weder zu beiſſen/ noch zu brechen/ darzu nur
etliche wenige Pfenninge in ſeiner Taſchen.

Der Schlaff hielte ihn ſo lang in Ruhe/ daß die
Sonne daruͤber nicht allein ſchlaffen gieng/ ſondern
er ſchlieff darzu noch einen guten Theil in die Nacht
hinein/ und ich glaube/ er waͤre von ſich ſelber noch
nicht erwachet/ wo er nicht durch was ſonderliches
waͤre aufgemuntert worden/ nemlich: Es galoppire-
te Jemand auf einem ſchweren Pferd daher/ wor-
durch die Erde erſchuͤtterte/ daß ſie unter ihm bebete/
wannenhero ſich ſeine eingeſchlummerte Sinnen wie-
der ermunterten/ und ſeine Augen erſchloſſen. Da-
mahl hielte der unvermuthliche Reuter ſtill/ ſtieg vom
Pferd ab/ band es an einen Zweigen/ loͤſete die Hoſen/
und verrichtete das Werck der Natur. Klingenfeld
ſahe dem Handel ein wenig zu/ gedachte aber bald bey
ſich ſelber alſo: Dieſer Menſch iſt ſo unverſchaͤmt/
daß er ſich mir bey nahe vor die Naſe ſetzet/ dannen-
hero thue ich ja nicht unrecht/ wann ich mich nach ei-
nem tauglichen Mittel umſehe/ um dieſem unleyd-
lichen Geſtanck mich forderſamſt zu entziehen. Als er
dieſes bey ſich reſolviret/ ſtund er auf/ und ſchlich in
ſanfften Tritten nach dem Roß/ loͤſete es behende/ und
nachdem er ſich darauf geſchwungen/ rieff er Jenem/
dem es gehoͤrete/ zu/ und ſprach: Mein Freund/ es iſt
billich/ daß ich mich behende auß dieſem Geſtanck/ wo-
mit du dieſe Gegend anjetzo erfuͤllet haſt/ erhebe/ folge
mir nur bald nach/ und ſo du mich antriffſt/ wil ich dir
als dann dein Roß unwegerlich wieder zuſtellen. Ob
nun gleich der andere mit Fluchen und Schwoͤren
darwider proteſtirete/ wolte doch Klingenfeld gar
nicht darnach hoͤren/ ſondern eylete mit ſeinem Pferd
fort/ biß er nach etlichen wenigen Stunden in einen

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[2/0012] Deß Academiſchen Zeit niederlegete/ und deß ſuͤſſen Schlaffes genoſſe. Er hatte weder zu beiſſen/ noch zu brechen/ darzu nur etliche wenige Pfenninge in ſeiner Taſchen. Der Schlaff hielte ihn ſo lang in Ruhe/ daß die Sonne daruͤber nicht allein ſchlaffen gieng/ ſondern er ſchlieff darzu noch einen guten Theil in die Nacht hinein/ und ich glaube/ er waͤre von ſich ſelber noch nicht erwachet/ wo er nicht durch was ſonderliches waͤre aufgemuntert worden/ nemlich: Es galoppire- te Jemand auf einem ſchweren Pferd daher/ wor- durch die Erde erſchuͤtterte/ daß ſie unter ihm bebete/ wannenhero ſich ſeine eingeſchlummerte Sinnen wie- der ermunterten/ und ſeine Augen erſchloſſen. Da- mahl hielte der unvermuthliche Reuter ſtill/ ſtieg vom Pferd ab/ band es an einen Zweigen/ loͤſete die Hoſen/ und verrichtete das Werck der Natur. Klingenfeld ſahe dem Handel ein wenig zu/ gedachte aber bald bey ſich ſelber alſo: Dieſer Menſch iſt ſo unverſchaͤmt/ daß er ſich mir bey nahe vor die Naſe ſetzet/ dannen- hero thue ich ja nicht unrecht/ wann ich mich nach ei- nem tauglichen Mittel umſehe/ um dieſem unleyd- lichen Geſtanck mich forderſamſt zu entziehen. Als er dieſes bey ſich reſolviret/ ſtund er auf/ und ſchlich in ſanfften Tritten nach dem Roß/ loͤſete es behende/ und nachdem er ſich darauf geſchwungen/ rieff er Jenem/ dem es gehoͤrete/ zu/ und ſprach: Mein Freund/ es iſt billich/ daß ich mich behende auß dieſem Geſtanck/ wo- mit du dieſe Gegend anjetzo erfuͤllet haſt/ erhebe/ folge mir nur bald nach/ und ſo du mich antriffſt/ wil ich dir als dann dein Roß unwegerlich wieder zuſtellen. Ob nun gleich der andere mit Fluchen und Schwoͤren darwider proteſtirete/ wolte doch Klingenfeld gar nicht darnach hoͤren/ ſondern eylete mit ſeinem Pferd fort/ biß er nach etlichen wenigen Stunden in einen tieffen

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/12>, abgerufen am 24.11.2024.