Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Romans II. Buch.
habe/ da ich doch vielmehr Condado selber allemahl
gewesen bin/ wie ich mit dem Grafen von Policastro,
der in dieser Stadt zugegen/ und mir von meinem
Herrn Vatter/ Hertzog Agostino, jüngst zugesandt
worden/ selber bezeugen kan. Uber diese Rede wur-
den Parmenio und seine Schwester sehr hoch erfreuet/
also/ daß die Prinzessin sich ankleiden ließ/ und mit
nach dem Schloß gieng/ wo man der gantzen Gesell-
schafft das Jenige/ was passiret/ erzehlete. Also ward
der Lucretia ein prächtiges Zimmer eingeraumet/ und
verlangete man Bottschafft von der Prinzessin Ta-
ranta
zu bekommen.

Allhier muß ich den Leser berichten/ daß Parme-
nio,
so bald er von der zu Boulogne empfangenen
Wunden wieder genesen/ nach Rossano gekehret/ all-
wo sich die Melicerta, oder vielmehr seine Schwester
Lucretia, die sich eine Zeitlang auß Bekümmernüß
wegen ihres Pardo zu Consenca aufgehalten/ inzwi-
schen auch wieder eingefunden hatte. Hieselbst er-
scholle das Gerücht von der ungemeinen Schönheit
der Prinzessin Taranta, wannenhero Parmenio eine
Begierde empfand/ dieselbe zu heyrathen/ damit die
Feindschafft/ so zwischen ihren beyden Häusern
schwebete/ möchte völlig aufgehoben werden. Er
räysete nach Taranta, wo sich die auch also genannte
Prinzessin aufhielte/ und trug ihr seine Liebe an/ aber
diese/ ob sie gleich der innerlichen Feindseeligkeit bey-
der Fürstl. Häuser gerne ein Ende abgesehen hätte/
wolte sich doch zu nichts resolviren/ bevor ihr Herr
Vatter darein willigte. Mit solchem Bescheid räy-
sete Parmenio wieder nach Rossano, und empfand ei-
ne grosse Liebe zu der Taranta, beredete demnach seine
Schwester Lucretia, daß sie mit ihm nach Tursis zum
Printzen Agostino räysen möchte/ damit durch ihre

Vor-
X x x 4

Romans II. Buch.
habe/ da ich doch vielmehr Condado ſelber allemahl
geweſen bin/ wie ich mit dem Grafen von Policaſtro,
der in dieſer Stadt zugegen/ und mir von meinem
Herꝛn Vatter/ Hertzog Agoſtino, juͤngſt zugeſandt
worden/ ſelber bezeugen kan. Uber dieſe Rede wur-
den Parmenio und ſeine Schweſter ſehr hoch erfreuet/
alſo/ daß die Prinzeſſin ſich ankleiden ließ/ und mit
nach dem Schloß gieng/ wo man der gantzen Geſell-
ſchafft das Jenige/ was paſſiret/ erzehlete. Alſo ward
der Lucretia ein praͤchtiges Zimmer eingeraumet/ und
verlangete man Bottſchafft von der Prinzeſſin Ta-
ranta
zu bekommen.

Allhier muß ich den Leſer berichten/ daß Parme-
nio,
ſo bald er von der zu Boulogne empfangenen
Wunden wieder geneſen/ nach Roſſano gekehret/ all-
wo ſich die Melicerta, oder vielmehr ſeine Schweſter
Lucretia, die ſich eine Zeitlang auß Bekuͤmmernuͤß
wegen ihres Pardo zu Conſença aufgehalten/ inzwi-
ſchen auch wieder eingefunden hatte. Hieſelbſt er-
ſcholle das Geruͤcht von der ungemeinen Schoͤnheit
der Prinzeſſin Taranta, wannenhero Parmenio eine
Begierde empfand/ dieſelbe zu heyrathen/ damit die
Feindſchafft/ ſo zwiſchen ihren beyden Haͤuſern
ſchwebete/ moͤchte voͤllig aufgehoben werden. Er
raͤyſete nach Taranta, wo ſich die auch alſo genannte
Prinzeſſin aufhielte/ und trug ihr ſeine Liebe an/ aber
dieſe/ ob ſie gleich der innerlichen Feindſeeligkeit bey-
der Fuͤrſtl. Haͤuſer gerne ein Ende abgeſehen haͤtte/
wolte ſich doch zu nichts reſolviren/ bevor ihr Herꝛ
Vatter darein willigte. Mit ſolchem Beſcheid raͤy-
ſete Parmenio wieder nach Roſſano, und empfand ei-
ne groſſe Liebe zu der Taranta, beredete demnach ſeine
Schweſter Lucretia, daß ſie mit ihm nach Turſis zum
Printzen Agoſtino raͤyſen moͤchte/ damit durch ihre

Vor-
X x x 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1087" n="1063"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
habe/ da ich doch vielmehr <hi rendition="#aq">Condado</hi> &#x017F;elber allemahl<lb/>
gewe&#x017F;en bin/ wie ich mit dem Grafen von <hi rendition="#aq">Polica&#x017F;tro,</hi><lb/>
der in die&#x017F;er Stadt zugegen/ und mir von meinem<lb/>
Her&#xA75B;n Vatter/ Hertzog <hi rendition="#aq">Ago&#x017F;tino,</hi> ju&#x0364;ng&#x017F;t zuge&#x017F;andt<lb/>
worden/ &#x017F;elber bezeugen kan. Uber die&#x017F;e Rede wur-<lb/>
den <hi rendition="#aq">Parmenio</hi> und &#x017F;eine Schwe&#x017F;ter &#x017F;ehr hoch erfreuet/<lb/>
al&#x017F;o/ daß die Prinze&#x017F;&#x017F;in &#x017F;ich ankleiden ließ/ und mit<lb/>
nach dem Schloß gieng/ wo man der gantzen Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chafft das Jenige/ was <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;i</hi>ret/ erzehlete. Al&#x017F;o ward<lb/>
der <hi rendition="#aq">Lucretia</hi> ein pra&#x0364;chtiges Zimmer eingeraumet/ und<lb/>
verlangete man Bott&#x017F;chafft von der Prinze&#x017F;&#x017F;in <hi rendition="#aq">Ta-<lb/>
ranta</hi> zu bekommen.</p><lb/>
          <p>Allhier muß ich den Le&#x017F;er berichten/ daß <hi rendition="#aq">Parme-<lb/>
nio,</hi> &#x017F;o bald er von der zu <hi rendition="#aq">Boulogne</hi> empfangenen<lb/>
Wunden wieder gene&#x017F;en/ nach <hi rendition="#aq">Ro&#x017F;&#x017F;ano</hi> gekehret/ all-<lb/>
wo &#x017F;ich die <hi rendition="#aq">Melicerta,</hi> oder vielmehr &#x017F;eine Schwe&#x017F;ter<lb/><hi rendition="#aq">Lucretia,</hi> die &#x017F;ich eine Zeitlang auß Beku&#x0364;mmernu&#x0364;ß<lb/>
wegen ihres <hi rendition="#aq">Pardo</hi> zu <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ença</hi> aufgehalten/ inzwi-<lb/>
&#x017F;chen auch wieder eingefunden hatte. Hie&#x017F;elb&#x017F;t er-<lb/>
&#x017F;cholle das Geru&#x0364;cht von der ungemeinen Scho&#x0364;nheit<lb/>
der Prinze&#x017F;&#x017F;in <hi rendition="#aq">Taranta,</hi> wannenhero <hi rendition="#aq">Parmenio</hi> eine<lb/>
Begierde empfand/ die&#x017F;elbe zu heyrathen/ damit die<lb/>
Feind&#x017F;chafft/ &#x017F;o zwi&#x017F;chen ihren beyden Ha&#x0364;u&#x017F;ern<lb/>
&#x017F;chwebete/ mo&#x0364;chte vo&#x0364;llig aufgehoben werden. Er<lb/>
ra&#x0364;y&#x017F;ete nach <hi rendition="#aq">Taranta,</hi> wo &#x017F;ich die auch al&#x017F;o genannte<lb/>
Prinze&#x017F;&#x017F;in aufhielte/ und trug ihr &#x017F;eine Liebe an/ aber<lb/>
die&#x017F;e/ ob &#x017F;ie gleich der innerlichen Feind&#x017F;eeligkeit bey-<lb/>
der Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Ha&#x0364;u&#x017F;er gerne ein Ende abge&#x017F;ehen ha&#x0364;tte/<lb/>
wolte &#x017F;ich doch zu nichts <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>ren/ bevor ihr Her&#xA75B;<lb/>
Vatter darein willigte. Mit &#x017F;olchem Be&#x017F;cheid ra&#x0364;y-<lb/>
&#x017F;ete <hi rendition="#aq">Parmenio</hi> wieder nach <hi rendition="#aq">Ro&#x017F;&#x017F;ano,</hi> und empfand ei-<lb/>
ne gro&#x017F;&#x017F;e Liebe zu der <hi rendition="#aq">Taranta,</hi> beredete demnach &#x017F;eine<lb/>
Schwe&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Lucretia,</hi> daß &#x017F;ie mit ihm nach <hi rendition="#aq">Tur&#x017F;is</hi> zum<lb/>
Printzen <hi rendition="#aq">Ago&#x017F;tino</hi> ra&#x0364;y&#x017F;en mo&#x0364;chte/ damit durch ihre<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x x 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Vor-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1063/1087] Romans II. Buch. habe/ da ich doch vielmehr Condado ſelber allemahl geweſen bin/ wie ich mit dem Grafen von Policaſtro, der in dieſer Stadt zugegen/ und mir von meinem Herꝛn Vatter/ Hertzog Agoſtino, juͤngſt zugeſandt worden/ ſelber bezeugen kan. Uber dieſe Rede wur- den Parmenio und ſeine Schweſter ſehr hoch erfreuet/ alſo/ daß die Prinzeſſin ſich ankleiden ließ/ und mit nach dem Schloß gieng/ wo man der gantzen Geſell- ſchafft das Jenige/ was paſſiret/ erzehlete. Alſo ward der Lucretia ein praͤchtiges Zimmer eingeraumet/ und verlangete man Bottſchafft von der Prinzeſſin Ta- ranta zu bekommen. Allhier muß ich den Leſer berichten/ daß Parme- nio, ſo bald er von der zu Boulogne empfangenen Wunden wieder geneſen/ nach Roſſano gekehret/ all- wo ſich die Melicerta, oder vielmehr ſeine Schweſter Lucretia, die ſich eine Zeitlang auß Bekuͤmmernuͤß wegen ihres Pardo zu Conſença aufgehalten/ inzwi- ſchen auch wieder eingefunden hatte. Hieſelbſt er- ſcholle das Geruͤcht von der ungemeinen Schoͤnheit der Prinzeſſin Taranta, wannenhero Parmenio eine Begierde empfand/ dieſelbe zu heyrathen/ damit die Feindſchafft/ ſo zwiſchen ihren beyden Haͤuſern ſchwebete/ moͤchte voͤllig aufgehoben werden. Er raͤyſete nach Taranta, wo ſich die auch alſo genannte Prinzeſſin aufhielte/ und trug ihr ſeine Liebe an/ aber dieſe/ ob ſie gleich der innerlichen Feindſeeligkeit bey- der Fuͤrſtl. Haͤuſer gerne ein Ende abgeſehen haͤtte/ wolte ſich doch zu nichts reſolviren/ bevor ihr Herꝛ Vatter darein willigte. Mit ſolchem Beſcheid raͤy- ſete Parmenio wieder nach Roſſano, und empfand ei- ne groſſe Liebe zu der Taranta, beredete demnach ſeine Schweſter Lucretia, daß ſie mit ihm nach Turſis zum Printzen Agoſtino raͤyſen moͤchte/ damit durch ihre Vor- X x x 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1087
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1063. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1087>, abgerufen am 26.11.2024.