Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.dert in seinem Gesetz alles/ was einen vollenkom- menen Menschen darstellt/ und was derselbe bey dem rechten Gebrauch seiner Freyheit gedencken/ wollen und ausüben würde. Wir sollen voll- kommen seyn/ gleich wie unser Vater im Him- mel vollkommen ist. Matth. V. 48. Jst der Mensch durch den Fall in den Stand des Unvermögens gerahten; so kan dadurch so wenig seine Verbind- lichkeit geschwächet werden/ als unmöglich Got- tes Recht/ den vollenkommenen Gehorsam zu fo- dern/ deswegen wird aufhören können. Das Ge- fühl sündlicher Schwachheiten macht die Wie- dergebohrne so gar nicht träge/ daß sie vielmehr wider dieselbe desto eyfriger kämpffen und streiten/ je gewisser sie überzeugt/ daß sie durch den Bey- stand des H. Geistes mehr und mehr siegen und überwinden werden. Es ist solchemnach ein Be- weißthum sowohl einer schlechten Einsicht in die göttliche Warheit/ als auch einer grossen Boßheit des Hertzens/ wenn J. C. Dippel die Evangelische Lehre von menschlichem Unvermögen/ dem Gesetz Gottes völligen Gehorsam zu leisten/ zu denen fal- schen Lehren und höllischen Meynungen/ wie er sie nennet/ rechnet/ durch welche Christus so von seinem Thron herun- ter gesetzet/ daß der heutige Christus/ wie er angesehen und geprediget wird/ vielmehr ein Teufel und Versucher zum Argen deneu Gemühtern werden muß/ als eine Ursache der Seligkeit. dem. Evang. p. 112. Wie es auch einen sehr düstern und verworrnen Begriff von denen Gründen/ die uns zur Heiligkeit des Lebens bewe- gen sollen/ zu erkennen gibt/ wenn er schreibt: So
dert in ſeinem Geſetz alles/ was einen vollenkom- menen Menſchen darſtellt/ und was derſelbe bey dem rechten Gebrauch ſeiner Freyheit gedencken/ wollen und ausuͤben wuͤrde. Wir ſollen voll- kommen ſeyn/ gleich wie unſer Vater im Him- mel vollkommen iſt. Matth. V. 48. Jſt der Menſch durch den Fall in den Stand des Unvermoͤgens gerahten; ſo kan dadurch ſo wenig ſeine Verbind- lichkeit geſchwaͤchet werden/ als unmoͤglich Got- tes Recht/ den vollenkommenen Gehorſam zu fo- dern/ deswegen wird aufhoͤren koͤnnen. Das Ge- fuͤhl ſuͤndlicher Schwachheiten macht die Wie- dergebohrne ſo gar nicht traͤge/ daß ſie vielmehr wider dieſelbe deſto eyfriger kaͤmpffen und ſtreiten/ je gewiſſer ſie uͤberzeugt/ daß ſie durch den Bey- ſtand des H. Geiſtes mehr und mehr ſiegen und uͤberwinden werden. Es iſt ſolchemnach ein Be- weißthum ſowohl einer ſchlechten Einſicht in die goͤttliche Warheit/ als auch einer groſſen Boßheit des Hertzens/ wenn J. C. Dippel die Evangeliſche Lehre von menſchlichem Unvermoͤgen/ dem Geſetz Gottes voͤlligen Gehorſam zu leiſten/ zu denen fal- ſchen Lehren und hoͤlliſchen Meynungen/ wie er ſie nennet/ rechnet/ durch welche Chriſtus ſo von ſeinem Thron herun- ter geſetzet/ daß der heutige Chriſtus/ wie er angeſehen und geprediget wird/ vielmehr ein Teufel und Verſucher zum Argen deneu Gemuͤhtern werden muß/ als eine Urſache der Seligkeit. dem. Evang. p. 112. Wie es auch einen ſehr duͤſtern und verworrnen Begriff von denen Gruͤnden/ die uns zur Heiligkeit des Lebens bewe- gen ſollen/ zu erkennen gibt/ wenn er ſchreibt: So
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0222" n="170"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> dert in ſeinem Geſetz alles/ was einen vollenkom-<lb/> menen Menſchen darſtellt/ und was derſelbe bey<lb/> dem rechten Gebrauch ſeiner Freyheit gedencken/<lb/> wollen und ausuͤben wuͤrde. <hi rendition="#fr">Wir ſollen voll-<lb/> kommen ſeyn/ gleich wie unſer Vater im Him-<lb/> mel vollkommen iſt.</hi> <hi rendition="#aq">Matth. V.</hi> 48. Jſt der Menſch<lb/> durch den Fall in den Stand des Unvermoͤgens<lb/> gerahten; ſo kan dadurch ſo wenig ſeine Verbind-<lb/> lichkeit geſchwaͤchet werden/ als unmoͤglich Got-<lb/> tes Recht/ den vollenkommenen Gehorſam zu fo-<lb/> dern/ deswegen wird aufhoͤren koͤnnen. Das Ge-<lb/> fuͤhl ſuͤndlicher Schwachheiten macht die Wie-<lb/> dergebohrne ſo gar nicht traͤge/ daß ſie vielmehr<lb/> wider dieſelbe deſto eyfriger kaͤmpffen und ſtreiten/<lb/> je gewiſſer ſie uͤberzeugt/ daß ſie durch den Bey-<lb/> ſtand des H. Geiſtes mehr und mehr ſiegen und<lb/> uͤberwinden werden. Es iſt ſolchemnach ein Be-<lb/> weißthum ſowohl einer ſchlechten Einſicht in die<lb/> goͤttliche Warheit/ als auch einer groſſen Boßheit<lb/> des Hertzens/ wenn <hi rendition="#aq">J. C. Dippel</hi> die Evangeliſche<lb/> Lehre von menſchlichem Unvermoͤgen/ dem Geſetz<lb/> Gottes voͤlligen Gehorſam zu leiſten/ <hi rendition="#fr">zu denen fal-<lb/> ſchen Lehren und hoͤlliſchen Meynungen/</hi> wie er ſie nennet/<lb/><hi rendition="#fr">rechnet/ durch welche Chriſtus ſo von ſeinem Thron herun-<lb/> ter geſetzet/ daß der heutige Chriſtus/ wie er angeſehen und<lb/> geprediget wird/ vielmehr ein Teufel und Verſucher zum<lb/> Argen deneu Gemuͤhtern werden muß/ als eine Urſache der<lb/> Seligkeit.</hi> <hi rendition="#aq">dem. Evang. p.</hi> 112. Wie es auch einen<lb/> ſehr duͤſtern und verworrnen Begriff von denen<lb/> Gruͤnden/ die uns zur Heiligkeit des Lebens bewe-<lb/> gen ſollen/ zu erkennen gibt/ wenn er ſchreibt:<lb/> <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [170/0222]
dert in ſeinem Geſetz alles/ was einen vollenkom-
menen Menſchen darſtellt/ und was derſelbe bey
dem rechten Gebrauch ſeiner Freyheit gedencken/
wollen und ausuͤben wuͤrde. Wir ſollen voll-
kommen ſeyn/ gleich wie unſer Vater im Him-
mel vollkommen iſt. Matth. V. 48. Jſt der Menſch
durch den Fall in den Stand des Unvermoͤgens
gerahten; ſo kan dadurch ſo wenig ſeine Verbind-
lichkeit geſchwaͤchet werden/ als unmoͤglich Got-
tes Recht/ den vollenkommenen Gehorſam zu fo-
dern/ deswegen wird aufhoͤren koͤnnen. Das Ge-
fuͤhl ſuͤndlicher Schwachheiten macht die Wie-
dergebohrne ſo gar nicht traͤge/ daß ſie vielmehr
wider dieſelbe deſto eyfriger kaͤmpffen und ſtreiten/
je gewiſſer ſie uͤberzeugt/ daß ſie durch den Bey-
ſtand des H. Geiſtes mehr und mehr ſiegen und
uͤberwinden werden. Es iſt ſolchemnach ein Be-
weißthum ſowohl einer ſchlechten Einſicht in die
goͤttliche Warheit/ als auch einer groſſen Boßheit
des Hertzens/ wenn J. C. Dippel die Evangeliſche
Lehre von menſchlichem Unvermoͤgen/ dem Geſetz
Gottes voͤlligen Gehorſam zu leiſten/ zu denen fal-
ſchen Lehren und hoͤlliſchen Meynungen/ wie er ſie nennet/
rechnet/ durch welche Chriſtus ſo von ſeinem Thron herun-
ter geſetzet/ daß der heutige Chriſtus/ wie er angeſehen und
geprediget wird/ vielmehr ein Teufel und Verſucher zum
Argen deneu Gemuͤhtern werden muß/ als eine Urſache der
Seligkeit. dem. Evang. p. 112. Wie es auch einen
ſehr duͤſtern und verworrnen Begriff von denen
Gruͤnden/ die uns zur Heiligkeit des Lebens bewe-
gen ſollen/ zu erkennen gibt/ wenn er ſchreibt:
So
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |