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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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Menschen dazuträg und verdrieß-
lich mache?

Erläuterung.

Jch leugne nicht/ daß Menschen können ge-
funden werden/ welche die Lehre von der Unmüg-
lichkeit/ Gottes Gebot zu halten/ auf Muhtwil-
len ziehen: Fleischlich gesinnte Gemühter machen
alles zum Deckelihrer Boßheit. Sie machen die
allerseligste Warheiten zu Schein-Gründe/ sich
zu ihrem Verderben zu verblenden. (Erläute-
rung quaest. 68.) Sie mißbrauchen auf solche
Art die Barmherhigkeit/ Gedult und Langmuht
Gottes/ ja selbst die theuren Leyden unsers allerhei-
ligsten Erlösers. Daraus aber läst sich nichts
wider die Warheit folgern. Man muß in sol-
chen Fällen auf die Natur der Sachen selbst sehen.
Der Vorsatz/ gottselig zu leben/ richtet sich nach
dem Gefühl unserer Verbindlichkeit: diese aber
hat keines weges ihren Grund in unserm Ver-
mögen und Unvermögen/ sondern in der Verhält-
nus zu dem/ der uns verbinden und verpflichten
kan. GOtt verbindet freylich den Menschen nicht
weiter als die Menschlichkeit geht; aber er be-
trachtet ihn in der vollenkommensten Gestalt. Er
verlangt von ihm alles/ was zu seiner moralischen
und geistlichen Vollenkommenheit gehöret: Fehlet
dann etwas/ so bleibet solches als eine Lost im Ge-
wissen/ biß es durch die Sünden-tilgende Kraft
des Blutes JEsu weggenommen. GOtt for-

dert
L 5


Menſchen dazutraͤg und verdrieß-
lich mache?

Erlaͤuterung.

Jch leugne nicht/ daß Menſchen koͤnnen ge-
funden werden/ welche die Lehre von der Unmuͤg-
lichkeit/ Gottes Gebot zu halten/ auf Muhtwil-
len ziehen: Fleiſchlich geſinnte Gemuͤhter machen
alles zum Deckelihrer Boßheit. Sie machen die
allerſeligſte Warheiten zu Schein-Gruͤnde/ ſich
zu ihrem Verderben zu verblenden. (Erlaͤute-
rung quæſt. 68.) Sie mißbrauchen auf ſolche
Art die Barmherhigkeit/ Gedult und Langmuht
Gottes/ ja ſelbſt die theuren Leyden unſers allerhei-
ligſten Erloͤſers. Daraus aber laͤſt ſich nichts
wider die Warheit folgern. Man muß in ſol-
chen Faͤllen auf die Natur der Sachen ſelbſt ſehen.
Der Vorſatz/ gottſelig zu leben/ richtet ſich nach
dem Gefuͤhl unſerer Verbindlichkeit: dieſe aber
hat keines weges ihren Grund in unſerm Ver-
moͤgen und Unvermoͤgen/ ſondern in der Verhaͤlt-
nus zu dem/ der uns verbinden und verpflichten
kan. GOtt verbindet freylich den Menſchen nicht
weiter als die Menſchlichkeit geht; aber er be-
trachtet ihn in der vollenkommenſten Geſtalt. Er
verlangt von ihm alles/ was zu ſeiner moraliſchen
und geiſtlichen Vollenkommenheit gehoͤret: Fehlet
dann etwas/ ſo bleibet ſolches als eine Loſt im Ge-
wiſſen/ biß es durch die Suͤnden-tilgende Kraft
des Blutes JEſu weggenommen. GOtt for-

dert
L 5
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[169/0221] Menſchen dazutraͤg und verdrieß- lich mache? Erlaͤuterung. Jch leugne nicht/ daß Menſchen koͤnnen ge- funden werden/ welche die Lehre von der Unmuͤg- lichkeit/ Gottes Gebot zu halten/ auf Muhtwil- len ziehen: Fleiſchlich geſinnte Gemuͤhter machen alles zum Deckelihrer Boßheit. Sie machen die allerſeligſte Warheiten zu Schein-Gruͤnde/ ſich zu ihrem Verderben zu verblenden. (Erlaͤute- rung quæſt. 68.) Sie mißbrauchen auf ſolche Art die Barmherhigkeit/ Gedult und Langmuht Gottes/ ja ſelbſt die theuren Leyden unſers allerhei- ligſten Erloͤſers. Daraus aber laͤſt ſich nichts wider die Warheit folgern. Man muß in ſol- chen Faͤllen auf die Natur der Sachen ſelbſt ſehen. Der Vorſatz/ gottſelig zu leben/ richtet ſich nach dem Gefuͤhl unſerer Verbindlichkeit: dieſe aber hat keines weges ihren Grund in unſerm Ver- moͤgen und Unvermoͤgen/ ſondern in der Verhaͤlt- nus zu dem/ der uns verbinden und verpflichten kan. GOtt verbindet freylich den Menſchen nicht weiter als die Menſchlichkeit geht; aber er be- trachtet ihn in der vollenkommenſten Geſtalt. Er verlangt von ihm alles/ was zu ſeiner moraliſchen und geiſtlichen Vollenkommenheit gehoͤret: Fehlet dann etwas/ ſo bleibet ſolches als eine Loſt im Ge- wiſſen/ biß es durch die Suͤnden-tilgende Kraft des Blutes JEſu weggenommen. GOtt for- dert L 5

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/221>, abgerufen am 21.11.2024.