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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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daran tragen und folglich es bestraffen müsse. Sind
diese Gedancken von der göttl. Straffe des mora-
li
schen Ubels richtig und gewiß; so muß die Mey-
nung/ welche sich J. C. Dippel von derselben ge-
macht/ irrig und verwirrt seyn. Er kan gar nicht
leugnen/ daß das Ubel des Leydens in der Welt
sey: er wil aber keinesweges/ daß solches als ein
Wirckung und Folge des göttl. Mißgefallens an
dem Bösen anzusehen. Nach seiner Meynung
sind der gröste Theil der Leyden natürliche Straf-
fen und folgen für sich selbst aus der Sünde: der-
gestalt daß GOtt überall nichts dazu beytrage/
die eigentlichen Straffen/ sagte er/ machen ohne
Zuthun einer andern Creatur oder des Schöpf-
fers den Sünder zeitlich sowohl als ewig un-
glückselig und elend.
vera demonstr. Theol. p. 86.
sie kommen aus der Sünden selbst und nicht
von GOtt dem höchsten Gut.
p. 91. Wann
aber dem Menschen etwas begegne/ was ohn sein
Zuthun dem eigenen Leben beschwerlich/ so seyn
solches gar keine Straffen/ sondern in der
That die gröste Wohlthaten/ die GOtt der
Creatur in ihrem ausgelassenen Lauff zum
Verderben beweisen kan/ um sie in sich selbst
zurück zu führen/ und ihren Geist auf die ewi-
gen Güter zu lencken.
p. 86. Deßfals glaubt
er auch/ daß GOtt in der Sündfluht das äus-
serste Mittel seiner Liebe vorgekehrt/ den
Geist mit Gewalt aus dem Verderben der irr-
dischen Lüste zu reissen.
p. 13.

Es



daran tragen und folglich es beſtraffen muͤſſe. Sind
dieſe Gedancken von der goͤttl. Straffe des mora-
li
ſchen Ubels richtig und gewiß; ſo muß die Mey-
nung/ welche ſich J. C. Dippel von derſelben ge-
macht/ irrig und verwirrt ſeyn. Er kan gar nicht
leugnen/ daß das Ubel des Leydens in der Welt
ſey: er wil aber keinesweges/ daß ſolches als ein
Wirckung und Folge des goͤttl. Mißgefallens an
dem Boͤſen anzuſehen. Nach ſeiner Meynung
ſind der groͤſte Theil der Leyden natuͤrliche Straf-
fen und folgen fuͤr ſich ſelbſt aus der Suͤnde: der-
geſtalt daß GOtt uͤberall nichts dazu beytrage/
die eigentlichen Straffen/ ſagte er/ machen ohne
Zuthun einer andern Creatur oder des Schoͤpf-
fers den Suͤnder zeitlich ſowohl als ewig un-
gluͤckſelig und elend.
vera demonſtr. Theol. p. 86.
ſie kommen aus der Suͤnden ſelbſt und nicht
von GOtt dem hoͤchſten Gut.
p. 91. Wann
aber dem Menſchen etwas begegne/ was ohn ſein
Zuthun dem eigenen Leben beſchwerlich/ ſo ſeyn
ſolches gar keine Straffen/ ſondern in der
That die groͤſte Wohlthaten/ die GOtt der
Creatur in ihrem ausgelaſſenen Lauff zum
Verderben beweiſen kan/ um ſie in ſich ſelbſt
zuruͤck zu fuͤhren/ und ihren Geiſt auf die ewi-
gen Guͤter zu lencken.
p. 86. Deßfals glaubt
er auch/ daß GOtt in der Suͤndfluht das aͤuſ-
ſerſte Mittel ſeiner Liebe vorgekehrt/ den
Geiſt mit Gewalt aus dem Verderben der irr-
diſchen Luͤſte zu reiſſen.
p. 13.

Es
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[50/0102] daran tragen und folglich es beſtraffen muͤſſe. Sind dieſe Gedancken von der goͤttl. Straffe des mora- liſchen Ubels richtig und gewiß; ſo muß die Mey- nung/ welche ſich J. C. Dippel von derſelben ge- macht/ irrig und verwirrt ſeyn. Er kan gar nicht leugnen/ daß das Ubel des Leydens in der Welt ſey: er wil aber keinesweges/ daß ſolches als ein Wirckung und Folge des goͤttl. Mißgefallens an dem Boͤſen anzuſehen. Nach ſeiner Meynung ſind der groͤſte Theil der Leyden natuͤrliche Straf- fen und folgen fuͤr ſich ſelbſt aus der Suͤnde: der- geſtalt daß GOtt uͤberall nichts dazu beytrage/ die eigentlichen Straffen/ ſagte er/ machen ohne Zuthun einer andern Creatur oder des Schoͤpf- fers den Suͤnder zeitlich ſowohl als ewig un- gluͤckſelig und elend. vera demonſtr. Theol. p. 86. ſie kommen aus der Suͤnden ſelbſt und nicht von GOtt dem hoͤchſten Gut. p. 91. Wann aber dem Menſchen etwas begegne/ was ohn ſein Zuthun dem eigenen Leben beſchwerlich/ ſo ſeyn ſolches gar keine Straffen/ ſondern in der That die groͤſte Wohlthaten/ die GOtt der Creatur in ihrem ausgelaſſenen Lauff zum Verderben beweiſen kan/ um ſie in ſich ſelbſt zuruͤck zu fuͤhren/ und ihren Geiſt auf die ewi- gen Guͤter zu lencken. p. 86. Deßfals glaubt er auch/ daß GOtt in der Suͤndfluht das aͤuſ- ſerſte Mittel ſeiner Liebe vorgekehrt/ den Geiſt mit Gewalt aus dem Verderben der irr- diſchen Luͤſte zu reiſſen. p. 13. Es

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/102>, abgerufen am 21.11.2024.