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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Leben u. Tod der Menschen. XXX. B.
es läst sich dieselbe nicht durchs Aufblasen in Fächer ver-
wandeln (b).

Vor kurzem zeigte der berühmte la Sone (c), daß
die Schlagadern im Hunde, ob er gleich ein kleineres
Thier ist, dennoch viel härter als im Menschen sind. Jch
habe mich oft gewundert, daß die Knochen an einem jun-
gen Hunde, oder an einer einjährigen Kazze, um so viel
härter, als bei erwachsenen Menschen sind, und daß sie
mehr weisse undurchsichtige Theile enthalten, aus denen
der gesammte Unterscheid der Fasern und Platten sich
verlor.

So sind auch die ganzen Körper der Thiere, und
selbst ihr Gehirn härter, und es wird dasselbe leichter
callöse (d). Jch habe die Schlagadern in den grossen
Thieren, z. E. bei dem Pferde, beinahe knorplich befunden.

Wenn nun die Verhärtung die Ursache von dem ho-
hen Alter und Tode ist, so muß sich selbige bei dem Men-
schen später einstellen, weil das ganze Wesen desselben
viel weicher, und nicht einmal bei einem abgelebten Greise
so hart ist, als man sie bei einem zehnjährigen Pferde
bemerkt.

Folglich scheinet mir das hohe Alter für den Men-
schen natürlicherweise bestimmt zu seyn, ob er gleich sein
Leben durch etwa einen Zufall, ohne daß davon der Grund
in dem Bau des Körpers liegen sollte, öfters vor der
Zeit endigt, wenn er nemlich dasjenige hohe Alter nicht
erreicht, zu dem ihn die Natur bestimmt gehabt. Selbst
der langsamere Pulsschlag bei alten ist ein Mittel zu ih-
rer Lebensverlängerung, indem derselbe die Auszehrung
vermindert.

Schon schwerer würde es seyn, den Punkt der Jahre
selbst festzusezzen. Jedoch wenn die Thiere (e) achtmal

län-
(b) [Spaltenumbruch] VATER Mus. progr. p. 55.
(c) Mem. de 1754. p. 205.
(d) HARTLEY of man. p. 407.
(e) [Spaltenumbruch] An einem Pferde von 50
Jahren alt.

Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
es laͤſt ſich dieſelbe nicht durchs Aufblaſen in Faͤcher ver-
wandeln (b).

Vor kurzem zeigte der beruͤhmte la Sone (c), daß
die Schlagadern im Hunde, ob er gleich ein kleineres
Thier iſt, dennoch viel haͤrter als im Menſchen ſind. Jch
habe mich oft gewundert, daß die Knochen an einem jun-
gen Hunde, oder an einer einjaͤhrigen Kazze, um ſo viel
haͤrter, als bei erwachſenen Menſchen ſind, und daß ſie
mehr weiſſe undurchſichtige Theile enthalten, aus denen
der geſammte Unterſcheid der Faſern und Platten ſich
verlor.

So ſind auch die ganzen Koͤrper der Thiere, und
ſelbſt ihr Gehirn haͤrter, und es wird daſſelbe leichter
calloͤſe (d). Jch habe die Schlagadern in den groſſen
Thieren, z. E. bei dem Pferde, beinahe knorplich befunden.

Wenn nun die Verhaͤrtung die Urſache von dem ho-
hen Alter und Tode iſt, ſo muß ſich ſelbige bei dem Men-
ſchen ſpaͤter einſtellen, weil das ganze Weſen deſſelben
viel weicher, und nicht einmal bei einem abgelebten Greiſe
ſo hart iſt, als man ſie bei einem zehnjaͤhrigen Pferde
bemerkt.

Folglich ſcheinet mir das hohe Alter fuͤr den Men-
ſchen natuͤrlicherweiſe beſtimmt zu ſeyn, ob er gleich ſein
Leben durch etwa einen Zufall, ohne daß davon der Grund
in dem Bau des Koͤrpers liegen ſollte, oͤfters vor der
Zeit endigt, wenn er nemlich dasjenige hohe Alter nicht
erreicht, zu dem ihn die Natur beſtimmt gehabt. Selbſt
der langſamere Pulsſchlag bei alten iſt ein Mittel zu ih-
rer Lebensverlaͤngerung, indem derſelbe die Auszehrung
vermindert.

Schon ſchwerer wuͤrde es ſeyn, den Punkt der Jahre
ſelbſt feſtzuſezzen. Jedoch wenn die Thiere (e) achtmal

laͤn-
(b) [Spaltenumbruch] VATER Muſ. progr. p. 55.
(c) Mem. de 1754. p. 205.
(d) HARTLEY of man. p. 407.
(e) [Spaltenumbruch] An einem Pferde von 50
Jahren alt.
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[938[940]/0992] Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B. es laͤſt ſich dieſelbe nicht durchs Aufblaſen in Faͤcher ver- wandeln (b). Vor kurzem zeigte der beruͤhmte la Sone (c), daß die Schlagadern im Hunde, ob er gleich ein kleineres Thier iſt, dennoch viel haͤrter als im Menſchen ſind. Jch habe mich oft gewundert, daß die Knochen an einem jun- gen Hunde, oder an einer einjaͤhrigen Kazze, um ſo viel haͤrter, als bei erwachſenen Menſchen ſind, und daß ſie mehr weiſſe undurchſichtige Theile enthalten, aus denen der geſammte Unterſcheid der Faſern und Platten ſich verlor. So ſind auch die ganzen Koͤrper der Thiere, und ſelbſt ihr Gehirn haͤrter, und es wird daſſelbe leichter calloͤſe (d). Jch habe die Schlagadern in den groſſen Thieren, z. E. bei dem Pferde, beinahe knorplich befunden. Wenn nun die Verhaͤrtung die Urſache von dem ho- hen Alter und Tode iſt, ſo muß ſich ſelbige bei dem Men- ſchen ſpaͤter einſtellen, weil das ganze Weſen deſſelben viel weicher, und nicht einmal bei einem abgelebten Greiſe ſo hart iſt, als man ſie bei einem zehnjaͤhrigen Pferde bemerkt. Folglich ſcheinet mir das hohe Alter fuͤr den Men- ſchen natuͤrlicherweiſe beſtimmt zu ſeyn, ob er gleich ſein Leben durch etwa einen Zufall, ohne daß davon der Grund in dem Bau des Koͤrpers liegen ſollte, oͤfters vor der Zeit endigt, wenn er nemlich dasjenige hohe Alter nicht erreicht, zu dem ihn die Natur beſtimmt gehabt. Selbſt der langſamere Pulsſchlag bei alten iſt ein Mittel zu ih- rer Lebensverlaͤngerung, indem derſelbe die Auszehrung vermindert. Schon ſchwerer wuͤrde es ſeyn, den Punkt der Jahre ſelbſt feſtzuſezzen. Jedoch wenn die Thiere (e) achtmal laͤn- (b) VATER Muſ. progr. p. 55. (c) Mem. de 1754. p. 205. (d) HARTLEY of man. p. 407. (e) An einem Pferde von 50 Jahren alt.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 938[940]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/992>, abgerufen am 23.11.2024.