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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Leben u. Tod der Menschen. XXX. B.
hohen Alter dergestalt ins Enge hinein, daß sich die ganze
Drüsen in cellulöse Fäden verwandeln, und es verschwin-
det der Saft nebst denen limphatischen Gefässen, welche
ganz einkriechen (l). Bei Greisen werden die Drüsen
des Gekröses hart (m).

Es läst sich die vergrösserte Dichtigkeit der Schlag-
adern durch die Versuche bestätigen. So wog die Schwe-
re der Aorte in einem jungen Hunde, wenn man sie ge-
gen das Wasser hält, wie 1059 (n) zu 1000: dieses Ver-
hältniß war an einem alten Hunde wie 1084 zu 1000 (o).
Bei einem Greise von hundert dreißig Jahren waren die
Gefässe hart geworden, und standen von der Hand des
Zergliederers, welcher sie mit gefärbten Säften aussprizz-
te vielmehr Gewalt aus (o*).

Doch es werden auch die Schlagadern, und es ist
dieses sonderlich was merkwürdiges, auch im hohen Al-
ter noch enger. So hat die Aorte in einem jungen
Eber (p) eine grössere Oefnung nach Proportion ihrer
Häute, als die Aorte in einem alten Eber, und die
Verhältnisse sind wie 1160 zu 1000. Eben dieses Ver-
hältniß findet auch bei jungen Hunden, gegen alte Hun-
de statt, bei ihnen ist es wie 1234 gegen 1000 (q). Man
siehet leicht ein, daß sich die erweiternde Kräfte des Her-
zens vermindert, hingegen die Kräfte der sich zusammen-
ziehenden Schlagader vermehrt haben müssen.

Diese Ursache bringt hingegen bei den Blutadern
eine ganz widrige Wirkung hervor. Es verhält sich
nämlich die Geschwindigkeit des Blutes, so durch die
Blutadern fließt, gerade wie die Schnelligkeit des Her-
zens, und verkehrt, wie der Widerstand der Schlag-

adern,
(l) [Spaltenumbruch] L. II. p. 191. L. XXIV. p.
361. von den mesentericis FISCHER
de senio
(m) FISCHER p. 44.
(n) CLIFTON. WINTRING-
HAM enquyrit. p. 25. exp.
9.
(o) [Spaltenumbruch] Exp. 10.
(o*) Phil. trans. n. 306.
(p) Exp. 11. p. 31.
(q) Ibid.

Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
hohen Alter dergeſtalt ins Enge hinein, daß ſich die ganze
Druͤſen in celluloͤſe Faͤden verwandeln, und es verſchwin-
det der Saft nebſt denen limphatiſchen Gefaͤſſen, welche
ganz einkriechen (l). Bei Greiſen werden die Druͤſen
des Gekroͤſes hart (m).

Es laͤſt ſich die vergroͤſſerte Dichtigkeit der Schlag-
adern durch die Verſuche beſtaͤtigen. So wog die Schwe-
re der Aorte in einem jungen Hunde, wenn man ſie ge-
gen das Waſſer haͤlt, wie 1059 (n) zu 1000: dieſes Ver-
haͤltniß war an einem alten Hunde wie 1084 zu 1000 (o).
Bei einem Greiſe von hundert dreißig Jahren waren die
Gefaͤſſe hart geworden, und ſtanden von der Hand des
Zergliederers, welcher ſie mit gefaͤrbten Saͤften ausſprizz-
te vielmehr Gewalt aus (o*).

Doch es werden auch die Schlagadern, und es iſt
dieſes ſonderlich was merkwuͤrdiges, auch im hohen Al-
ter noch enger. So hat die Aorte in einem jungen
Eber (p) eine groͤſſere Oefnung nach Proportion ihrer
Haͤute, als die Aorte in einem alten Eber, und die
Verhaͤltniſſe ſind wie 1160 zu 1000. Eben dieſes Ver-
haͤltniß findet auch bei jungen Hunden, gegen alte Hun-
de ſtatt, bei ihnen iſt es wie 1234 gegen 1000 (q). Man
ſiehet leicht ein, daß ſich die erweiternde Kraͤfte des Her-
zens vermindert, hingegen die Kraͤfte der ſich zuſammen-
ziehenden Schlagader vermehrt haben muͤſſen.

Dieſe Urſache bringt hingegen bei den Blutadern
eine ganz widrige Wirkung hervor. Es verhaͤlt ſich
naͤmlich die Geſchwindigkeit des Blutes, ſo durch die
Blutadern fließt, gerade wie die Schnelligkeit des Her-
zens, und verkehrt, wie der Widerſtand der Schlag-

adern,
(l) [Spaltenumbruch] L. II. p. 191. L. XXIV. p.
361. von den meſentericis FISCHER
de ſenio
(m) FISCHER p. 44.
(n) CLIFTON. WINTRING-
HAM enquyrit. p. 25. exp.
9.
(o) [Spaltenumbruch] Exp. 10.
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(q) Ibid.
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[896[898]/0950] Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B. hohen Alter dergeſtalt ins Enge hinein, daß ſich die ganze Druͤſen in celluloͤſe Faͤden verwandeln, und es verſchwin- det der Saft nebſt denen limphatiſchen Gefaͤſſen, welche ganz einkriechen (l). Bei Greiſen werden die Druͤſen des Gekroͤſes hart (m). Es laͤſt ſich die vergroͤſſerte Dichtigkeit der Schlag- adern durch die Verſuche beſtaͤtigen. So wog die Schwe- re der Aorte in einem jungen Hunde, wenn man ſie ge- gen das Waſſer haͤlt, wie 1059 (n) zu 1000: dieſes Ver- haͤltniß war an einem alten Hunde wie 1084 zu 1000 (o). Bei einem Greiſe von hundert dreißig Jahren waren die Gefaͤſſe hart geworden, und ſtanden von der Hand des Zergliederers, welcher ſie mit gefaͤrbten Saͤften ausſprizz- te vielmehr Gewalt aus (o*). Doch es werden auch die Schlagadern, und es iſt dieſes ſonderlich was merkwuͤrdiges, auch im hohen Al- ter noch enger. So hat die Aorte in einem jungen Eber (p) eine groͤſſere Oefnung nach Proportion ihrer Haͤute, als die Aorte in einem alten Eber, und die Verhaͤltniſſe ſind wie 1160 zu 1000. Eben dieſes Ver- haͤltniß findet auch bei jungen Hunden, gegen alte Hun- de ſtatt, bei ihnen iſt es wie 1234 gegen 1000 (q). Man ſiehet leicht ein, daß ſich die erweiternde Kraͤfte des Her- zens vermindert, hingegen die Kraͤfte der ſich zuſammen- ziehenden Schlagader vermehrt haben muͤſſen. Dieſe Urſache bringt hingegen bei den Blutadern eine ganz widrige Wirkung hervor. Es verhaͤlt ſich naͤmlich die Geſchwindigkeit des Blutes, ſo durch die Blutadern fließt, gerade wie die Schnelligkeit des Her- zens, und verkehrt, wie der Widerſtand der Schlag- adern, (l) L. II. p. 191. L. XXIV. p. 361. von den meſentericis FISCHER de ſenio (m) FISCHER p. 44. (n) CLIFTON. WINTRING- HAM enquyrit. p. 25. exp. 9. (o) Exp. 10. (o*) Phil. tranſ. n. 306. (p) Exp. 11. p. 31. (q) Ibid.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 896[898]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/950>, abgerufen am 23.11.2024.