und es waren ihre Knochen gemeiniglich verdreht, indem sie nicht dikk genug waren, und dem Zuge der Muskeln schlecht widerstanden.
Bei den Thieren hängt gemeiniglich die Grösse von den Nahrungsmitteln ab. So sind die Kühe in der Schweiz (e) und in Friesland sehr groß. Da man sel- bige nach Preussen und zu einem magerern Heu brachte; so nahmen sie auch die dasige Landesart an sich: und so sind die Pferde in Frießland, in Holstein (f), bei dem hohen Grase groß, diejenigen hingegen, welche auf fel- sigen Jnseln von einem ganz kurzen Grase leben müssen, hingegen nur ganz klein.
Eines der allergrösten Thiere ist der Wallfisch, des- sen höchstes Maaß sich fast bis auf hundert Fuß er- strekkt (g). Auf den Wallfisch folgt der Meerlöwe, und die Meerkuh in den Meeren: auf dem Lande aber der Elephant, ob dieser gleich viel kleiner als die Meer- thiere ist.
Viel grösser als die Thiere sind die Bäume, sie leben daher auch, wie ich vermuthe, viel länger, und es be- wegt sich auch der Saft in ihnen viel langsamer. Der Baum Bacbab (h) und unsere Tanne übertreffen den Wallfisch noch an Grösse, und der gedachte Baum auch sogar an Dikke, indem derselbe fünf und zwanzig Fuß dikk ist (i). Es wächst auch eben dieser Baum geschwin- de, so lange er noch jung ist, hierauf langsamer, und endlich steht derselbige völlig in seinem Wachsthume stille (k).
§. 18.
(e)[Spaltenumbruch]STOELLER Wachsthum p. 33.
(f)Conf. Hanover. Beyträge ann. 1759. p. 370.
(g)Des LANDES I. p. 111.
(h)[Spaltenumbruch]ADANSON Senegal. p. 66. Memoirs de l'Acad. ann. 1761.
(i) Wurzeln von hundert und zwölf Fuß.
(k)ADANSON ibid.
H h h 3
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
und es waren ihre Knochen gemeiniglich verdreht, indem ſie nicht dikk genug waren, und dem Zuge der Muskeln ſchlecht widerſtanden.
Bei den Thieren haͤngt gemeiniglich die Groͤſſe von den Nahrungsmitteln ab. So ſind die Kuͤhe in der Schweiz (e) und in Friesland ſehr groß. Da man ſel- bige nach Preuſſen und zu einem magerern Heu brachte; ſo nahmen ſie auch die daſige Landesart an ſich: und ſo ſind die Pferde in Frießland, in Holſtein (f), bei dem hohen Graſe groß, diejenigen hingegen, welche auf fel- ſigen Jnſeln von einem ganz kurzen Graſe leben muͤſſen, hingegen nur ganz klein.
Eines der allergroͤſten Thiere iſt der Wallfiſch, deſ- ſen hoͤchſtes Maaß ſich faſt bis auf hundert Fuß er- ſtrekkt (g). Auf den Wallfiſch folgt der Meerloͤwe, und die Meerkuh in den Meeren: auf dem Lande aber der Elephant, ob dieſer gleich viel kleiner als die Meer- thiere iſt.
Viel groͤſſer als die Thiere ſind die Baͤume, ſie leben daher auch, wie ich vermuthe, viel laͤnger, und es be- wegt ſich auch der Saft in ihnen viel langſamer. Der Baum Bacbab (h) und unſere Tanne uͤbertreffen den Wallfiſch noch an Groͤſſe, und der gedachte Baum auch ſogar an Dikke, indem derſelbe fuͤnf und zwanzig Fuß dikk iſt (i). Es waͤchſt auch eben dieſer Baum geſchwin- de, ſo lange er noch jung iſt, hierauf langſamer, und endlich ſteht derſelbige voͤllig in ſeinem Wachsthume ſtille (k).
§. 18.
(e)[Spaltenumbruch]STOELLER Wachsthum p. 33.
(f)Conf. Hanover. Beyträge ann. 1759. p. 370.
(g)Des LANDES I. p. 111.
(h)[Spaltenumbruch]ADANSON Senegal. p. 66. Memoirs de l’Acad. ann. 1761.
(i) Wurzeln von hundert und zwoͤlf Fuß.
(k)ADANSON ibid.
H h h 3
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[851[853]/0905]
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
und es waren ihre Knochen gemeiniglich verdreht, indem
ſie nicht dikk genug waren, und dem Zuge der Muskeln
ſchlecht widerſtanden.
Bei den Thieren haͤngt gemeiniglich die Groͤſſe von
den Nahrungsmitteln ab. So ſind die Kuͤhe in der
Schweiz (e) und in Friesland ſehr groß. Da man ſel-
bige nach Preuſſen und zu einem magerern Heu brachte;
ſo nahmen ſie auch die daſige Landesart an ſich: und ſo
ſind die Pferde in Frießland, in Holſtein (f), bei dem
hohen Graſe groß, diejenigen hingegen, welche auf fel-
ſigen Jnſeln von einem ganz kurzen Graſe leben muͤſſen,
hingegen nur ganz klein.
Eines der allergroͤſten Thiere iſt der Wallfiſch, deſ-
ſen hoͤchſtes Maaß ſich faſt bis auf hundert Fuß er-
ſtrekkt (g). Auf den Wallfiſch folgt der Meerloͤwe, und
die Meerkuh in den Meeren: auf dem Lande aber der
Elephant, ob dieſer gleich viel kleiner als die Meer-
thiere iſt.
Viel groͤſſer als die Thiere ſind die Baͤume, ſie leben
daher auch, wie ich vermuthe, viel laͤnger, und es be-
wegt ſich auch der Saft in ihnen viel langſamer. Der
Baum Bacbab (h) und unſere Tanne uͤbertreffen den
Wallfiſch noch an Groͤſſe, und der gedachte Baum auch
ſogar an Dikke, indem derſelbe fuͤnf und zwanzig Fuß
dikk iſt (i). Es waͤchſt auch eben dieſer Baum geſchwin-
de, ſo lange er noch jung iſt, hierauf langſamer, und
endlich ſteht derſelbige voͤllig in ſeinem Wachsthume
ſtille (k).
§. 18.
(e)
STOELLER Wachsthum
p. 33.
(f) Conf. Hanover. Beyträge
ann. 1759. p. 370.
(g) Des LANDES I. p. 111.
(h)
ADANSON Senegal. p. 66.
Memoirs de l’Acad. ann. 1761.
(i) Wurzeln von hundert und
zwoͤlf Fuß.
(k) ADANSON ibid.
H h h 3
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 851[853]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/905>, abgerufen am 22.11.2024.
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