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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Leben u Tod der Menschen. XXX. B.

Es war aber im Ei das Wachsthum den ersten Tag
ein Sochstheil des ganzen Knochens, und den letzten
Tag fast so viel als gar nichts. Man findet nemlich
das Wachsthum immer kleiner (g), je später es erfolget.

Es werden die Knochen, welche in einer sehr zarten
Frucht vermittelst eines kleinen Röhrchens durchbort wa-
ren (h), in den ersten Monaten des Thieres geschwinde
breiter, sie erweitern die Röhre, und ändern sich nach
der Zeit wenig (i). Es werden aber die Wände der Kno-
chen dikker, wenn ihre Länge zu wachsen aufhört (k). Es
wachsen nemlich die Knochen nach dem vierten Monate
in den Thieren ungemein langsam (l). Ob es gleich
vortheilhafter wäre (m), daß der Mensch ein gleiches
Wachsthum hätte. so ist es doch bekannt, daß ein Kind,
im dritten Jahre die Hälfte von der Länge eines erwach-
senen Mannes erreiche (n), und daß also das Wachsthum
in den ersten drey Jahren nichts geringer als in den funf-
zehn folgenden ist.

Es beträgt die Frucht in den Ausmessungen des be-
rühmten Sue (o), wenn solche eben gebohren ist, acht-
zehn Zoll; im ersten Jahre zwey und zwanzig und einen
halben Zoll, und dieses ist ein Wachsthum von fünfte-
halb Linien oder ein Fünftheil der vorigen Länge.

Dahingegen ist aber im zehnten Jahre die Länge vier
und vierzig und ein halber Zoll, und wenn man das

Wachs-
(g) [Spaltenumbruch] In tab.
(h) DUVERNEY I p. 369.
(i) Du HAMEL Mem. de 1743.
p.
109.
(k) Du HAMEL p. 130.
(l) p. 130.
(m) Daher bediene ich mich
nicht der Rechnungen des JAM-
PERT de caufis in crementum li-
mitantibus,
denn es ist offenbar,
so wie nöthig, wenn man Masse
von verschiedenen Körpern nimmt,
daß einige erwachsenere Körper ge-
[Spaltenumbruch] wesen, oder ein grösseres Wachsen
genommen haben, als die jüngere
Körper; und dieses ist eine Aus-
nahme von der Regel.
(n) GOREE ontwerp. der
Menschkunde p. 80. JAMPERT.
p.
12.
(o) Mem. des Savans etrangers
T. II. p.
572. u. s. w. da diese Ta-
feln von Skeletten genommen wor-
den, so können sie nicht eben den
Fehler haben; übrigens sind sie
genau.
Leben u Tod der Menſchen. XXX. B.

Es war aber im Ei das Wachsthum den erſten Tag
ein Sochstheil des ganzen Knochens, und den letzten
Tag faſt ſo viel als gar nichts. Man findet nemlich
das Wachsthum immer kleiner (g), je ſpaͤter es erfolget.

Es werden die Knochen, welche in einer ſehr zarten
Frucht vermittelſt eines kleinen Roͤhrchens durchbort wa-
ren (h), in den erſten Monaten des Thieres geſchwinde
breiter, ſie erweitern die Roͤhre, und aͤndern ſich nach
der Zeit wenig (i). Es werden aber die Waͤnde der Kno-
chen dikker, wenn ihre Laͤnge zu wachſen aufhoͤrt (k). Es
wachſen nemlich die Knochen nach dem vierten Monate
in den Thieren ungemein langſam (l). Ob es gleich
vortheilhafter waͤre (m), daß der Menſch ein gleiches
Wachsthum haͤtte. ſo iſt es doch bekannt, daß ein Kind,
im dritten Jahre die Haͤlfte von der Laͤnge eines erwach-
ſenen Mannes erreiche (n), und daß alſo das Wachsthum
in den erſten drey Jahren nichts geringer als in den funf-
zehn folgenden iſt.

Es betraͤgt die Frucht in den Ausmeſſungen des be-
ruͤhmten Sue (o), wenn ſolche eben gebohren iſt, acht-
zehn Zoll; im erſten Jahre zwey und zwanzig und einen
halben Zoll, und dieſes iſt ein Wachsthum von fuͤnfte-
halb Linien oder ein Fuͤnftheil der vorigen Laͤnge.

Dahingegen iſt aber im zehnten Jahre die Laͤnge vier
und vierzig und ein halber Zoll, und wenn man das

Wachs-
(g) [Spaltenumbruch] In tab.
(h) DUVERNEY I p. 369.
(i) Du HAMEL Mem. de 1743.
p.
109.
(k) Du HAMEL p. 130.
(l) p. 130.
(m) Daher bediene ich mich
nicht der Rechnungen des JAM-
PERT de caufis in crementum li-
mitantibus,
denn es iſt offenbar,
ſo wie noͤthig, wenn man Maſſe
von verſchiedenen Koͤrpern nimmt,
daß einige erwachſenere Koͤrper ge-
[Spaltenumbruch] weſen, oder ein groͤſſeres Wachſen
genommen haben, als die juͤngere
Koͤrper; und dieſes iſt eine Aus-
nahme von der Regel.
(n) GOREE ontwerp. der
Menſchkunde p. 80. JAMPERT.
p.
12.
(o) Mem. des Savans etrangers
T. II. p.
572. u. ſ. w. da dieſe Ta-
feln von Skeletten genommen wor-
den, ſo koͤnnen ſie nicht eben den
Fehler haben; uͤbrigens ſind ſie
genau.
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[818[820]/0872] Leben u Tod der Menſchen. XXX. B. Es war aber im Ei das Wachsthum den erſten Tag ein Sochstheil des ganzen Knochens, und den letzten Tag faſt ſo viel als gar nichts. Man findet nemlich das Wachsthum immer kleiner (g), je ſpaͤter es erfolget. Es werden die Knochen, welche in einer ſehr zarten Frucht vermittelſt eines kleinen Roͤhrchens durchbort wa- ren (h), in den erſten Monaten des Thieres geſchwinde breiter, ſie erweitern die Roͤhre, und aͤndern ſich nach der Zeit wenig (i). Es werden aber die Waͤnde der Kno- chen dikker, wenn ihre Laͤnge zu wachſen aufhoͤrt (k). Es wachſen nemlich die Knochen nach dem vierten Monate in den Thieren ungemein langſam (l). Ob es gleich vortheilhafter waͤre (m), daß der Menſch ein gleiches Wachsthum haͤtte. ſo iſt es doch bekannt, daß ein Kind, im dritten Jahre die Haͤlfte von der Laͤnge eines erwach- ſenen Mannes erreiche (n), und daß alſo das Wachsthum in den erſten drey Jahren nichts geringer als in den funf- zehn folgenden iſt. Es betraͤgt die Frucht in den Ausmeſſungen des be- ruͤhmten Sue (o), wenn ſolche eben gebohren iſt, acht- zehn Zoll; im erſten Jahre zwey und zwanzig und einen halben Zoll, und dieſes iſt ein Wachsthum von fuͤnfte- halb Linien oder ein Fuͤnftheil der vorigen Laͤnge. Dahingegen iſt aber im zehnten Jahre die Laͤnge vier und vierzig und ein halber Zoll, und wenn man das Wachs- (g) In tab. (h) DUVERNEY I p. 369. (i) Du HAMEL Mem. de 1743. p. 109. (k) Du HAMEL p. 130. (l) p. 130. (m) Daher bediene ich mich nicht der Rechnungen des JAM- PERT de caufis in crementum li- mitantibus, denn es iſt offenbar, ſo wie noͤthig, wenn man Maſſe von verſchiedenen Koͤrpern nimmt, daß einige erwachſenere Koͤrper ge- weſen, oder ein groͤſſeres Wachſen genommen haben, als die juͤngere Koͤrper; und dieſes iſt eine Aus- nahme von der Regel. (n) GOREE ontwerp. der Menſchkunde p. 80. JAMPERT. p. 12. (o) Mem. des Savans etrangers T. II. p. 572. u. ſ. w. da dieſe Ta- feln von Skeletten genommen wor- den, ſo koͤnnen ſie nicht eben den Fehler haben; uͤbrigens ſind ſie genau.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 818[820]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/872>, abgerufen am 22.11.2024.