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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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I. Abs. Das Wachsen des Körpers.

Zugleich muß sich die Leber, da sie jetzo um zwei Drit-
theil Blut weniger empfängt als vormals, d. i. neun
Zehntheil Blut, welches sich zu dem Blute der Pfort-
adern wie 2 zu 1 (l*) verhält, ansehnlich an ihrer Grösse
vermindern, und es ziehet sich dieselbe nach und nach un-
ter die Ribben zurükk (m). Hingegen ragt nunmehr
die Gallenblase, welche die weite Leber in sich enthielte,
nunmehr über dieses verengerte Eingeweide hinaus und
vor (n). Endlich wird der linke Lappen, der beinahe so
groß als der rechte war, weil er nunmehr vom Magen
gedrükkt wird, viel kleiner als der andere (n*). Er wird
zugleich, da er vorher sehr weich war, dichte; und dieses
wiederfährt der Leber auch noch von dem neuen Drukke
der Lunge und der Bauchmuskeln, wie auch weil die er-
weiternde Kräfte des Schlagaderblutes, denn es ist die
Nabelblutader eine aus dem Schlagadergeschlechte, sehr
abgenommen haben, und dem kleinen trägen, aber be-
ständig vorhandenem Fadengewebe Platz machen, und
von diesem werden die Leberlappen zu näheren Berüh-
rungspunkten gegen einander gezogen, so wie die Gefässe
selbst von andern Gefässen angezogen werden.

Diese Verminderung der Leber findet in der Natur
ihre guten Absichten. Sie bereitet nemlich für die Lunge
einen Platz, in welchem sich dieselbe ausdehnen kann,
und sie vermindert die Schwürigkeit, weil sie sich dem
Niedersinken des Zwerchfelles, während der Jnspiration
entgegen stellte.

§. 8.
(l*) [Spaltenumbruch] p. 482.
(m) p. 457. 458. HEUERMAN
T. IV. p.
450.
(n) L. XXIII. p. 469. HEUER-
MAN l. c.
(n*) KOLPIN fet. & adult dif-
fer. p.
21. Von den Veränderun-
[Spaltenumbruch] gen der Leber. Jn der Frucht ist
ihr linker Lappe fast so groß, als
der rechte, da er noch nicht vom
Magen gedrükkt wird; und die
Gallenblase ist eilindrischer. KOL-
PIN fet. & adult. different. p.
21.
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I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.

Zugleich muß ſich die Leber, da ſie jetzo um zwei Drit-
theil Blut weniger empfaͤngt als vormals, d. i. neun
Zehntheil Blut, welches ſich zu dem Blute der Pfort-
adern wie 2 zu 1 (l*) verhaͤlt, anſehnlich an ihrer Groͤſſe
vermindern, und es ziehet ſich dieſelbe nach und nach un-
ter die Ribben zuruͤkk (m). Hingegen ragt nunmehr
die Gallenblaſe, welche die weite Leber in ſich enthielte,
nunmehr uͤber dieſes verengerte Eingeweide hinaus und
vor (n). Endlich wird der linke Lappen, der beinahe ſo
groß als der rechte war, weil er nunmehr vom Magen
gedruͤkkt wird, viel kleiner als der andere (n*). Er wird
zugleich, da er vorher ſehr weich war, dichte; und dieſes
wiederfaͤhrt der Leber auch noch von dem neuen Drukke
der Lunge und der Bauchmuskeln, wie auch weil die er-
weiternde Kraͤfte des Schlagaderblutes, denn es iſt die
Nabelblutader eine aus dem Schlagadergeſchlechte, ſehr
abgenommen haben, und dem kleinen traͤgen, aber be-
ſtaͤndig vorhandenem Fadengewebe Platz machen, und
von dieſem werden die Leberlappen zu naͤheren Beruͤh-
rungspunkten gegen einander gezogen, ſo wie die Gefaͤſſe
ſelbſt von andern Gefaͤſſen angezogen werden.

Dieſe Verminderung der Leber findet in der Natur
ihre guten Abſichten. Sie bereitet nemlich fuͤr die Lunge
einen Platz, in welchem ſich dieſelbe ausdehnen kann,
und ſie vermindert die Schwuͤrigkeit, weil ſie ſich dem
Niederſinken des Zwerchfelles, waͤhrend der Jnſpiration
entgegen ſtellte.

§. 8.
(l*) [Spaltenumbruch] p. 482.
(m) p. 457. 458. HEUERMAN
T. IV. p.
450.
(n) L. XXIII. p. 469. HEUER-
MAN l. c.
(n*) KOLPIN fet. & adult dif-
fer. p.
21. Von den Veraͤnderun-
[Spaltenumbruch] gen der Leber. Jn der Frucht iſt
ihr linker Lappe faſt ſo groß, als
der rechte, da er noch nicht vom
Magen gedruͤkkt wird; und die
Gallenblaſe iſt eilindriſcher. KOL-
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21.
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[801[803]/0855] I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers. Zugleich muß ſich die Leber, da ſie jetzo um zwei Drit- theil Blut weniger empfaͤngt als vormals, d. i. neun Zehntheil Blut, welches ſich zu dem Blute der Pfort- adern wie 2 zu 1 (l*) verhaͤlt, anſehnlich an ihrer Groͤſſe vermindern, und es ziehet ſich dieſelbe nach und nach un- ter die Ribben zuruͤkk (m). Hingegen ragt nunmehr die Gallenblaſe, welche die weite Leber in ſich enthielte, nunmehr uͤber dieſes verengerte Eingeweide hinaus und vor (n). Endlich wird der linke Lappen, der beinahe ſo groß als der rechte war, weil er nunmehr vom Magen gedruͤkkt wird, viel kleiner als der andere (n*). Er wird zugleich, da er vorher ſehr weich war, dichte; und dieſes wiederfaͤhrt der Leber auch noch von dem neuen Drukke der Lunge und der Bauchmuskeln, wie auch weil die er- weiternde Kraͤfte des Schlagaderblutes, denn es iſt die Nabelblutader eine aus dem Schlagadergeſchlechte, ſehr abgenommen haben, und dem kleinen traͤgen, aber be- ſtaͤndig vorhandenem Fadengewebe Platz machen, und von dieſem werden die Leberlappen zu naͤheren Beruͤh- rungspunkten gegen einander gezogen, ſo wie die Gefaͤſſe ſelbſt von andern Gefaͤſſen angezogen werden. Dieſe Verminderung der Leber findet in der Natur ihre guten Abſichten. Sie bereitet nemlich fuͤr die Lunge einen Platz, in welchem ſich dieſelbe ausdehnen kann, und ſie vermindert die Schwuͤrigkeit, weil ſie ſich dem Niederſinken des Zwerchfelles, waͤhrend der Jnſpiration entgegen ſtellte. §. 8. (l*) p. 482. (m) p. 457. 458. HEUERMAN T. IV. p. 450. (n) L. XXIII. p. 469. HEUER- MAN l. c. (n*) KOLPIN fet. & adult dif- fer. p. 21. Von den Veraͤnderun- gen der Leber. Jn der Frucht iſt ihr linker Lappe faſt ſo groß, als der rechte, da er noch nicht vom Magen gedruͤkkt wird; und die Gallenblaſe iſt eilindriſcher. KOL- PIN fet. & adult. different. p. 21. E e e 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 801[803]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/855>, abgerufen am 22.11.2024.