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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Leben u. Tod der Menschen. XXX. B.
Strasse offen geblieben, wie der berühmte Benignus
Winzlow an einem erwachsenen Menschen gesehen (n).

Das erunde Loch wird endlich auch bei den Amphi-
bien (o), in deren Früchten es oft war (p), blind.

§. 6.
Die Folgen von diesen verschlossenen Passagen.

Es ist die vornehmste derselben diese, daß das Blut
dadurch einen stärkern Schuß in die Lunge bekömmt.
Da nemlich der Schlagadergang grösser als beide Aeste,
der Lungenschlagader ist (a), und das Blut, welches in
den Schlagadergang gieng, nunmehr alles in die Lunge
geht, so wird dadurch die Portion, des in die Lunge ein-
strömenden Blutes, mehr als noch einmal so groß.

Aus eben dieser Ursache scheinet hiernächst auch die
Erweiterung der rechten Herzkammer zu erfolgen, indem
diese nunmehr alles Geblüte der Holadern empfängt,
und davon durch das eirunde Loch nichts verlieren kann.

Man kann sich daher vorstellen, daß diese Kammer
von dem Stosse des ausdehnenden Blutes schwächer wer-
de, und von der Dikke ihrer Wände so viel verlieren
müsse, als das Volumen Zuwachs bekommt. Es wird
nemlich diese Kammer, welche in der Frucht mit der lin-
ken Kammer beinahe einerlei Dikke hatte (b), bei erwach-
senen Personen dreimal dünner (c).

Die Lungenschlagader wird nunmehr, nach Propor-
tion der Aorte ebenfalls kleiner, weil selbige nunmehr alle

das
(n) [Spaltenumbruch] Mem. de l'Acad. ann. 1739.
p. 113. SYLVA de la saigne II.
p.
203.
(o) Jm Meerkalbe schließt sich
das eirunde Loch, und der Schlag-
adergang SCHELHAMMER bei
VALENTIN II. p. 88. es scheint
sich in allen Wallfischen zu schlies-
sen, indem keiner unter ihnen ist,
[Spaltenumbruch] welcher über eine halbe Stunde
unter dem Wasser leben könnte.
(p) Jm Taumler BARTHOL.
hist. 25. Cent. II.
(a) p. 4.
(b) MEKEL Mem. de l'Acad.
de Berlin T. XII. p.
56.
(c) Ibid. Praef. L. IV. p. 326.

Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Straſſe offen geblieben, wie der beruͤhmte Benignus
Winzlow an einem erwachſenen Menſchen geſehen (n).

Das erunde Loch wird endlich auch bei den Amphi-
bien (o), in deren Fruͤchten es oft war (p), blind.

§. 6.
Die Folgen von dieſen verſchloſſenen Paſſagen.

Es iſt die vornehmſte derſelben dieſe, daß das Blut
dadurch einen ſtaͤrkern Schuß in die Lunge bekoͤmmt.
Da nemlich der Schlagadergang groͤſſer als beide Aeſte,
der Lungenſchlagader iſt (a), und das Blut, welches in
den Schlagadergang gieng, nunmehr alles in die Lunge
geht, ſo wird dadurch die Portion, des in die Lunge ein-
ſtroͤmenden Blutes, mehr als noch einmal ſo groß.

Aus eben dieſer Urſache ſcheinet hiernaͤchſt auch die
Erweiterung der rechten Herzkammer zu erfolgen, indem
dieſe nunmehr alles Gebluͤte der Holadern empfaͤngt,
und davon durch das eirunde Loch nichts verlieren kann.

Man kann ſich daher vorſtellen, daß dieſe Kammer
von dem Stoſſe des ausdehnenden Blutes ſchwaͤcher wer-
de, und von der Dikke ihrer Waͤnde ſo viel verlieren
muͤſſe, als das Volumen Zuwachs bekommt. Es wird
nemlich dieſe Kammer, welche in der Frucht mit der lin-
ken Kammer beinahe einerlei Dikke hatte (b), bei erwach-
ſenen Perſonen dreimal duͤnner (c).

Die Lungenſchlagader wird nunmehr, nach Propor-
tion der Aorte ebenfalls kleiner, weil ſelbige nunmehr alle

das
(n) [Spaltenumbruch] Mem. de l’Acad. ann. 1739.
p. 113. SYLVA de la ſaigne II.
p.
203.
(o) Jm Meerkalbe ſchließt ſich
das eirunde Loch, und der Schlag-
adergang SCHELHAMMER bei
VALENTIN II. p. 88. es ſcheint
ſich in allen Wallfiſchen zu ſchlieſ-
ſen, indem keiner unter ihnen iſt,
[Spaltenumbruch] welcher uͤber eine halbe Stunde
unter dem Waſſer leben koͤnnte.
(p) Jm Taumler BARTHOL.
hiſt. 25. Cent. II.
(a) p. 4.
(b) MEKEL Mem. de l’Acad.
de Berlin T. XII. p.
56.
(c) Ibid. Praef. L. IV. p. 326.
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[796[798]/0850] Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B. Straſſe offen geblieben, wie der beruͤhmte Benignus Winzlow an einem erwachſenen Menſchen geſehen (n). Das erunde Loch wird endlich auch bei den Amphi- bien (o), in deren Fruͤchten es oft war (p), blind. §. 6. Die Folgen von dieſen verſchloſſenen Paſſagen. Es iſt die vornehmſte derſelben dieſe, daß das Blut dadurch einen ſtaͤrkern Schuß in die Lunge bekoͤmmt. Da nemlich der Schlagadergang groͤſſer als beide Aeſte, der Lungenſchlagader iſt (a), und das Blut, welches in den Schlagadergang gieng, nunmehr alles in die Lunge geht, ſo wird dadurch die Portion, des in die Lunge ein- ſtroͤmenden Blutes, mehr als noch einmal ſo groß. Aus eben dieſer Urſache ſcheinet hiernaͤchſt auch die Erweiterung der rechten Herzkammer zu erfolgen, indem dieſe nunmehr alles Gebluͤte der Holadern empfaͤngt, und davon durch das eirunde Loch nichts verlieren kann. Man kann ſich daher vorſtellen, daß dieſe Kammer von dem Stoſſe des ausdehnenden Blutes ſchwaͤcher wer- de, und von der Dikke ihrer Waͤnde ſo viel verlieren muͤſſe, als das Volumen Zuwachs bekommt. Es wird nemlich dieſe Kammer, welche in der Frucht mit der lin- ken Kammer beinahe einerlei Dikke hatte (b), bei erwach- ſenen Perſonen dreimal duͤnner (c). Die Lungenſchlagader wird nunmehr, nach Propor- tion der Aorte ebenfalls kleiner, weil ſelbige nunmehr alle das (n) Mem. de l’Acad. ann. 1739. p. 113. SYLVA de la ſaigne II. p. 203. (o) Jm Meerkalbe ſchließt ſich das eirunde Loch, und der Schlag- adergang SCHELHAMMER bei VALENTIN II. p. 88. es ſcheint ſich in allen Wallfiſchen zu ſchlieſ- ſen, indem keiner unter ihnen iſt, welcher uͤber eine halbe Stunde unter dem Waſſer leben koͤnnte. (p) Jm Taumler BARTHOL. hiſt. 25. Cent. II. (a) p. 4. (b) MEKEL Mem. de l’Acad. de Berlin T. XII. p. 56. (c) Ibid. Praef. L. IV. p. 326.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 796[798]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/850>, abgerufen am 22.11.2024.