kammer einstürzt, endlich mit so vieler Kraft unterstüzzt, daß sie wenig oder gar kein Blut mehr in den linken Si- nus durchläßt.
§. 3. Peter Simon Rouhaults Gedanken darüber.
Dasjenige, was dieser Mann von der Verschliessung des eirunden Loches sagt, scheint viel Witz anzudeuten, und es ist diese Eigenschaft ein wesentlicher Charakter, welchen alle seine Gedanken an sich haben. Er will durch- aus nicht, daß bei dem jungen Menschen die Verände- rung der grösten Gefässe von der neuen Respiration ab- hängen soll. Es lägen schon in dem Embryon selbst solche Ursachen, welche diesen Erfolg nach und nach zu seiner Reife brächten.
Es sei in einer zarten Frucht das eirunde Loch grös- ser (a), die Aorte klein (b), der Schlagadergang mit der Aorte gleich groß (c), und die linke Kammer und das linke Ohr, viel kleiner als die rechten gleichnamige Theile, und zwar die Kammer im sechsten Monate dop- pelt so klein, der Sinus um den dritten Theil kleiner (d); aber im neunten Monate sey das rechte Herzohr kaum um den vierten oder fünften Theil grösser (e).
Doch es erweitern die Zusammenziehungen der linken engen aber viel stärkern Kammern (f), die Aorte, in- dessen daß die dreimal stärkere rechte Herzkammer die Lungenschlagader weniger ausdehnt. Auf solche Art wer- de die Lungenschlagader grösser (g), und nach eben dem Verhältnisse der Schlagadergang (h) kleiner, indem sich derselbe mühsamer ausleere; so würden die Lungenäste
so
(a)[Spaltenumbruch]L. XXIX.
(b)L. XXIX.
(c)Obs. p. 71.
(d)Reponse p. 9.
(e)[Spaltenumbruch]Reponse p. 4.
(f)p. 10.
(g)Discours p. 14.
(h)Reponse p. 11.
D d d 2
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
kammer einſtuͤrzt, endlich mit ſo vieler Kraft unterſtuͤzzt, daß ſie wenig oder gar kein Blut mehr in den linken Si- nus durchlaͤßt.
§. 3. Peter Simon Rouhaults Gedanken daruͤber.
Dasjenige, was dieſer Mann von der Verſchlieſſung des eirunden Loches ſagt, ſcheint viel Witz anzudeuten, und es iſt dieſe Eigenſchaft ein weſentlicher Charakter, welchen alle ſeine Gedanken an ſich haben. Er will durch- aus nicht, daß bei dem jungen Menſchen die Veraͤnde- rung der groͤſten Gefaͤſſe von der neuen Reſpiration ab- haͤngen ſoll. Es laͤgen ſchon in dem Embryon ſelbſt ſolche Urſachen, welche dieſen Erfolg nach und nach zu ſeiner Reife braͤchten.
Es ſei in einer zarten Frucht das eirunde Loch groͤſ- ſer (a), die Aorte klein (b), der Schlagadergang mit der Aorte gleich groß (c), und die linke Kammer und das linke Ohr, viel kleiner als die rechten gleichnamige Theile, und zwar die Kammer im ſechſten Monate dop- pelt ſo klein, der Sinus um den dritten Theil kleiner (d); aber im neunten Monate ſey das rechte Herzohr kaum um den vierten oder fuͤnften Theil groͤſſer (e).
Doch es erweitern die Zuſammenziehungen der linken engen aber viel ſtaͤrkern Kammern (f), die Aorte, in- deſſen daß die dreimal ſtaͤrkere rechte Herzkammer die Lungenſchlagader weniger ausdehnt. Auf ſolche Art wer- de die Lungenſchlagader groͤſſer (g), und nach eben dem Verhaͤltniſſe der Schlagadergang (h) kleiner, indem ſich derſelbe muͤhſamer ausleere; ſo wuͤrden die Lungenaͤſte
ſo
(a)[Spaltenumbruch]L. XXIX.
(b)L. XXIX.
(c)Obſ. p. 71.
(d)Reponſe p. 9.
(e)[Spaltenumbruch]Reponſe p. 4.
(f)p. 10.
(g)Diſcours p. 14.
(h)Reponſe p. 11.
D d d 2
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[785[787]/0839]
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
kammer einſtuͤrzt, endlich mit ſo vieler Kraft unterſtuͤzzt,
daß ſie wenig oder gar kein Blut mehr in den linken Si-
nus durchlaͤßt.
§. 3.
Peter Simon Rouhaults Gedanken daruͤber.
Dasjenige, was dieſer Mann von der Verſchlieſſung
des eirunden Loches ſagt, ſcheint viel Witz anzudeuten,
und es iſt dieſe Eigenſchaft ein weſentlicher Charakter,
welchen alle ſeine Gedanken an ſich haben. Er will durch-
aus nicht, daß bei dem jungen Menſchen die Veraͤnde-
rung der groͤſten Gefaͤſſe von der neuen Reſpiration ab-
haͤngen ſoll. Es laͤgen ſchon in dem Embryon ſelbſt
ſolche Urſachen, welche dieſen Erfolg nach und nach zu
ſeiner Reife braͤchten.
Es ſei in einer zarten Frucht das eirunde Loch groͤſ-
ſer (a), die Aorte klein (b), der Schlagadergang mit
der Aorte gleich groß (c), und die linke Kammer und
das linke Ohr, viel kleiner als die rechten gleichnamige
Theile, und zwar die Kammer im ſechſten Monate dop-
pelt ſo klein, der Sinus um den dritten Theil kleiner (d);
aber im neunten Monate ſey das rechte Herzohr kaum
um den vierten oder fuͤnften Theil groͤſſer (e).
Doch es erweitern die Zuſammenziehungen der linken
engen aber viel ſtaͤrkern Kammern (f), die Aorte, in-
deſſen daß die dreimal ſtaͤrkere rechte Herzkammer die
Lungenſchlagader weniger ausdehnt. Auf ſolche Art wer-
de die Lungenſchlagader groͤſſer (g), und nach eben dem
Verhaͤltniſſe der Schlagadergang (h) kleiner, indem ſich
derſelbe muͤhſamer ausleere; ſo wuͤrden die Lungenaͤſte
ſo
(a)
L. XXIX.
(b) L. XXIX.
(c) Obſ. p. 71.
(d) Reponſe p. 9.
(e)
Reponſe p. 4.
(f) p. 10.
(g) Diſcours p. 14.
(h) Reponſe p. 11.
D d d 2
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 785[787]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/839>, abgerufen am 22.11.2024.
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