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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Leben u. Tod der Menschen. XXX. B.

Endlich gesellet sich noch eine wichtige Ursache hinzu,
um der linken Blutsäule hülfliche Hand zu leisten.

Es führte die Nabelblutadern, eine der grösten un-
ter allen Blutadern, ihr Blut in einer solchen Richtung
fort, daß sich fast das gesammte Blut derselben auf das
eirunde Loch stürzte (n).

Nun entgeht dem rechten Herzohre diese ganze und
so grosse Blutsäule: und indem die linke Säule einen
mächtigern Widerstand thut, so thut die rechte Säule
einen schwächern Anfall. Auf solche Art gelangt man
endlich zu demjenigen Gleichgewichte, vermöge dessen die
Klappe, so mitten zwischen zwo gleich starken Kräften
hängt, auf keinerlei Seite mehr nachgiebt.

Vollständig wird aber dieses Gleichgewicht niemals
eher, als bis der gunze Schlagadergang blind geworden,
und nun kein Blut mehr von der Lungenschlagader nach
der Aorte führt.

Gemeiniglich geschiehet dieses sehr bald, indem die
Säule, des, durch die Aorte kommenden Blutes über-
mäßig wächst, nachdem die Nabelblutader blind gewor-
den, und den Schlagadergang (o) gegen die Lungenschlag-
adern stößt, faltet und blind macht. Der Kopf einer
Frucht liegt vor sich herabsehend, und es berühren sich
die Ringe der Luftröhre (p) einander ganz nahe: diese
waren aber bereits den dritten Tag von ihren Berüh-
rungspunkten zurükk gewichen, und man fand die Luft-
röhre bereits viel weiter geworden (q).

Aber alsdenn wird die Klappe des eirunden Loches,
wenn alles Blut der Lungenschlagadern in die linke Vor-

kam-
(n) [Spaltenumbruch] L. XXIX.
(o) Das Blindwerden des
Schlagaderganges werden durch
den Drukk zwischen den schwellen-
[Spaltenumbruch] den bronchis befördert. Mem. de
l'Acad. 1754. p.
379.
(p) PETIT Mem. de l'Acad.
ann. 1733. p.
11.
(q) p. 7.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.

Endlich geſellet ſich noch eine wichtige Urſache hinzu,
um der linken Blutſaͤule huͤlfliche Hand zu leiſten.

Es fuͤhrte die Nabelblutadern, eine der groͤſten un-
ter allen Blutadern, ihr Blut in einer ſolchen Richtung
fort, daß ſich faſt das geſammte Blut derſelben auf das
eirunde Loch ſtuͤrzte (n).

Nun entgeht dem rechten Herzohre dieſe ganze und
ſo groſſe Blutſaͤule: und indem die linke Saͤule einen
maͤchtigern Widerſtand thut, ſo thut die rechte Saͤule
einen ſchwaͤchern Anfall. Auf ſolche Art gelangt man
endlich zu demjenigen Gleichgewichte, vermoͤge deſſen die
Klappe, ſo mitten zwiſchen zwo gleich ſtarken Kraͤften
haͤngt, auf keinerlei Seite mehr nachgiebt.

Vollſtaͤndig wird aber dieſes Gleichgewicht niemals
eher, als bis der gunze Schlagadergang blind geworden,
und nun kein Blut mehr von der Lungenſchlagader nach
der Aorte fuͤhrt.

Gemeiniglich geſchiehet dieſes ſehr bald, indem die
Saͤule, des, durch die Aorte kommenden Blutes uͤber-
maͤßig waͤchſt, nachdem die Nabelblutader blind gewor-
den, und den Schlagadergang (o) gegen die Lungenſchlag-
adern ſtoͤßt, faltet und blind macht. Der Kopf einer
Frucht liegt vor ſich herabſehend, und es beruͤhren ſich
die Ringe der Luftroͤhre (p) einander ganz nahe: dieſe
waren aber bereits den dritten Tag von ihren Beruͤh-
rungspunkten zuruͤkk gewichen, und man fand die Luft-
roͤhre bereits viel weiter geworden (q).

Aber alsdenn wird die Klappe des eirunden Loches,
wenn alles Blut der Lungenſchlagadern in die linke Vor-

kam-
(n) [Spaltenumbruch] L. XXIX.
(o) Das Blindwerden des
Schlagaderganges werden durch
den Drukk zwiſchen den ſchwellen-
[Spaltenumbruch] den bronchis befoͤrdert. Mem. de
l’Acad. 1754. p.
379.
(p) PETIT Mem. de l’Acad.
ann. 1733. p.
11.
(q) p. 7.
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[784[786]/0838] Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B. Endlich geſellet ſich noch eine wichtige Urſache hinzu, um der linken Blutſaͤule huͤlfliche Hand zu leiſten. Es fuͤhrte die Nabelblutadern, eine der groͤſten un- ter allen Blutadern, ihr Blut in einer ſolchen Richtung fort, daß ſich faſt das geſammte Blut derſelben auf das eirunde Loch ſtuͤrzte (n). Nun entgeht dem rechten Herzohre dieſe ganze und ſo groſſe Blutſaͤule: und indem die linke Saͤule einen maͤchtigern Widerſtand thut, ſo thut die rechte Saͤule einen ſchwaͤchern Anfall. Auf ſolche Art gelangt man endlich zu demjenigen Gleichgewichte, vermoͤge deſſen die Klappe, ſo mitten zwiſchen zwo gleich ſtarken Kraͤften haͤngt, auf keinerlei Seite mehr nachgiebt. Vollſtaͤndig wird aber dieſes Gleichgewicht niemals eher, als bis der gunze Schlagadergang blind geworden, und nun kein Blut mehr von der Lungenſchlagader nach der Aorte fuͤhrt. Gemeiniglich geſchiehet dieſes ſehr bald, indem die Saͤule, des, durch die Aorte kommenden Blutes uͤber- maͤßig waͤchſt, nachdem die Nabelblutader blind gewor- den, und den Schlagadergang (o) gegen die Lungenſchlag- adern ſtoͤßt, faltet und blind macht. Der Kopf einer Frucht liegt vor ſich herabſehend, und es beruͤhren ſich die Ringe der Luftroͤhre (p) einander ganz nahe: dieſe waren aber bereits den dritten Tag von ihren Beruͤh- rungspunkten zuruͤkk gewichen, und man fand die Luft- roͤhre bereits viel weiter geworden (q). Aber alsdenn wird die Klappe des eirunden Loches, wenn alles Blut der Lungenſchlagadern in die linke Vor- kam- (n) L. XXIX. (o) Das Blindwerden des Schlagaderganges werden durch den Drukk zwiſchen den ſchwellen- den bronchis befoͤrdert. Mem. de l’Acad. 1754. p. 379. (p) PETIT Mem. de l’Acad. ann. 1733. p. 11. (q) p. 7.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 784[786]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/838>, abgerufen am 22.11.2024.