Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschn. Empfängnis.
vorwächst, welche nun aufschwellen, die Seiten des
Weibchens dergestalt zusammen, daß sie dessen Eyer her-
vortreiben (o): ihre Begattung dauret sehr lange. Sie
befruchten aber theils die Eyer, welche aus dem Leibe
des Weibchens heraustreten, theils die, welche noch in
der Mutter rükkständig sind (p).

Die Vögel sind mit ihrem Liebesgeschäfte den Au-
genblikk fertig, und man kann kaum, ausser bei den gros-
sen Vögelarten, sehen, wie die männliche Ruthe dem
Weibchen beigebracht wird. Sie sizzen dabei auf dem
Rükken der Weibchen, die den Steis entblössen, um
dem Männchen seine Siege zu erleichtern.

Die meisten vierfüßige Thiere begatten sich auf ähn-
liche Art, indem das Männchen auf seine Hinterfüsse
tritt, und mit den vordern den Leib des Weibchen an
beiden Seiten feste hält, oder umarmt. Jedermann
hält auch diese Stellung für den Menschen am natürlich-
sten (q), weil sich in dieser Stellung das Eichelbändchen
an der weiblichen Ruthe, folglich empfindliche Theile an
höchst empfindlichen Theilen reiben; ich habe mich hier
nicht recht anatomisch ausgedrükkt, weil die weibliche Ru-
the ausserhalb der Scheide ihr Lager hat. Man hätte
vielleicht die Ursache davon an der vordern Säule der
Scheide finden können, welche grösser ist, und an der
sich, in dieser Lage das Bändchen der Mannsruthe und
die darneben liegende Eichel reibt. Doch sollen sich auch
die Elephanten auf menschliche Weise begatten (r).

Der Hund findet dabei durch zween Geschwülste
Hülfe, deren einer bei dem Anfange der Vorhaut, der
andere an der Eichel liegt (s); beide schwellen bei der

sehr
(o) [Spaltenumbruch] ROESEL.
(p) ROESEL.
(q) VAROL. L. IV. c. 4.
(r) STUKELEY p. 106.
(s) BUFFON. T. V. p. 272.
mit Kupfer add. TYSON. Phil.
[Spaltenumbruch] trans. n. 144. Compar. anat. p.

34. 35. vielleicht sind dies die Drü-
sen des Bibers, welche in der Be-
gattung schwellen Mem. de l'Acad.
1704. p.
55.

I. Abſchn. Empfaͤngnis.
vorwaͤchſt, welche nun aufſchwellen, die Seiten des
Weibchens dergeſtalt zuſammen, daß ſie deſſen Eyer her-
vortreiben (o): ihre Begattung dauret ſehr lange. Sie
befruchten aber theils die Eyer, welche aus dem Leibe
des Weibchens heraustreten, theils die, welche noch in
der Mutter ruͤkkſtaͤndig ſind (p).

Die Voͤgel ſind mit ihrem Liebesgeſchaͤfte den Au-
genblikk fertig, und man kann kaum, auſſer bei den groſ-
ſen Voͤgelarten, ſehen, wie die maͤnnliche Ruthe dem
Weibchen beigebracht wird. Sie ſizzen dabei auf dem
Ruͤkken der Weibchen, die den Steis entbloͤſſen, um
dem Maͤnnchen ſeine Siege zu erleichtern.

Die meiſten vierfuͤßige Thiere begatten ſich auf aͤhn-
liche Art, indem das Maͤnnchen auf ſeine Hinterfuͤſſe
tritt, und mit den vordern den Leib des Weibchen an
beiden Seiten feſte haͤlt, oder umarmt. Jedermann
haͤlt auch dieſe Stellung fuͤr den Menſchen am natuͤrlich-
ſten (q), weil ſich in dieſer Stellung das Eichelbaͤndchen
an der weiblichen Ruthe, folglich empfindliche Theile an
hoͤchſt empfindlichen Theilen reiben; ich habe mich hier
nicht recht anatomiſch ausgedruͤkkt, weil die weibliche Ru-
the auſſerhalb der Scheide ihr Lager hat. Man haͤtte
vielleicht die Urſache davon an der vordern Saͤule der
Scheide finden koͤnnen, welche groͤſſer iſt, und an der
ſich, in dieſer Lage das Baͤndchen der Mannsruthe und
die darneben liegende Eichel reibt. Doch ſollen ſich auch
die Elephanten auf menſchliche Weiſe begatten (r).

Der Hund findet dabei durch zween Geſchwuͤlſte
Huͤlfe, deren einer bei dem Anfange der Vorhaut, der
andere an der Eichel liegt (s); beide ſchwellen bei der

ſehr
(o) [Spaltenumbruch] ROESEL.
(p) ROESEL.
(q) VAROL. L. IV. c. 4.
(r) STUKELEY p. 106.
(s) BUFFON. T. V. p. 272.
mit Kupfer add. TYSON. Phil.
[Spaltenumbruch] tranſ. n. 144. Compar. anat. p.

34. 35. vielleicht ſind dies die Druͤ-
ſen des Bibers, welche in der Be-
gattung ſchwellen Mém. de l’Acad.
1704. p.
55.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0083" n="31"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chn. Empfa&#x0364;ngnis.</hi></fw><lb/>
vorwa&#x0364;ch&#x017F;t, welche nun auf&#x017F;chwellen, die Seiten des<lb/>
Weibchens derge&#x017F;talt zu&#x017F;ammen, daß &#x017F;ie de&#x017F;&#x017F;en Eyer her-<lb/>
vortreiben <note place="foot" n="(o)"><cb/><hi rendition="#aq">ROESEL.</hi></note>: ihre Begattung dauret &#x017F;ehr lange. Sie<lb/>
befruchten aber theils die Eyer, welche aus dem Leibe<lb/>
des Weibchens heraustreten, theils die, welche noch in<lb/>
der Mutter ru&#x0364;kk&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;ind <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">ROESEL.</hi></note>.</p><lb/>
              <p>Die Vo&#x0364;gel &#x017F;ind mit ihrem Liebesge&#x017F;cha&#x0364;fte den Au-<lb/>
genblikk fertig, und man kann kaum, au&#x017F;&#x017F;er bei den gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Vo&#x0364;gelarten, &#x017F;ehen, wie die ma&#x0364;nnliche Ruthe dem<lb/>
Weibchen beigebracht wird. Sie &#x017F;izzen dabei auf dem<lb/>
Ru&#x0364;kken der Weibchen, die den Steis entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, um<lb/>
dem Ma&#x0364;nnchen &#x017F;eine Siege zu erleichtern.</p><lb/>
              <p>Die mei&#x017F;ten vierfu&#x0364;ßige Thiere begatten &#x017F;ich auf a&#x0364;hn-<lb/>
liche Art, indem das Ma&#x0364;nnchen auf &#x017F;eine Hinterfu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
tritt, und mit den vordern den Leib des Weibchen an<lb/>
beiden Seiten fe&#x017F;te ha&#x0364;lt, oder umarmt. Jedermann<lb/>
ha&#x0364;lt auch die&#x017F;e Stellung fu&#x0364;r den Men&#x017F;chen am natu&#x0364;rlich-<lb/>
&#x017F;ten <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">VAROL. L. IV. c.</hi> 4.</note>, weil &#x017F;ich in die&#x017F;er Stellung das Eichelba&#x0364;ndchen<lb/>
an der weiblichen Ruthe, folglich empfindliche Theile an<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;t empfindlichen Theilen reiben; ich habe mich hier<lb/>
nicht recht anatomi&#x017F;ch ausgedru&#x0364;kkt, weil die weibliche Ru-<lb/>
the au&#x017F;&#x017F;erhalb der Scheide ihr Lager hat. Man ha&#x0364;tte<lb/>
vielleicht die Ur&#x017F;ache davon an der vordern Sa&#x0364;ule der<lb/>
Scheide finden ko&#x0364;nnen, welche gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t, und an der<lb/>
&#x017F;ich, in die&#x017F;er Lage das Ba&#x0364;ndchen der Mannsruthe und<lb/>
die darneben liegende Eichel reibt. Doch &#x017F;ollen &#x017F;ich auch<lb/>
die Elephanten auf men&#x017F;chliche Wei&#x017F;e begatten <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">STUKELEY p.</hi> 106.</note>.</p><lb/>
              <p>Der Hund findet dabei durch zween Ge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;te<lb/>
Hu&#x0364;lfe, deren einer bei dem Anfange der Vorhaut, der<lb/>
andere an der Eichel liegt <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">BUFFON. T. V. p.</hi> 272.<lb/>
mit Kupfer <hi rendition="#aq">add. TYSON. Phil.<lb/><cb/>
tran&#x017F;. n. 144. Compar. anat. p.</hi><lb/>
34. 35. vielleicht &#x017F;ind dies die Dru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en des Bibers, welche in der Be-<lb/>
gattung &#x017F;chwellen <hi rendition="#aq">Mém. de l&#x2019;Acad.<lb/>
1704. p.</hi> 55.</note>; beide &#x017F;chwellen bei der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ehr</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0083] I. Abſchn. Empfaͤngnis. vorwaͤchſt, welche nun aufſchwellen, die Seiten des Weibchens dergeſtalt zuſammen, daß ſie deſſen Eyer her- vortreiben (o): ihre Begattung dauret ſehr lange. Sie befruchten aber theils die Eyer, welche aus dem Leibe des Weibchens heraustreten, theils die, welche noch in der Mutter ruͤkkſtaͤndig ſind (p). Die Voͤgel ſind mit ihrem Liebesgeſchaͤfte den Au- genblikk fertig, und man kann kaum, auſſer bei den groſ- ſen Voͤgelarten, ſehen, wie die maͤnnliche Ruthe dem Weibchen beigebracht wird. Sie ſizzen dabei auf dem Ruͤkken der Weibchen, die den Steis entbloͤſſen, um dem Maͤnnchen ſeine Siege zu erleichtern. Die meiſten vierfuͤßige Thiere begatten ſich auf aͤhn- liche Art, indem das Maͤnnchen auf ſeine Hinterfuͤſſe tritt, und mit den vordern den Leib des Weibchen an beiden Seiten feſte haͤlt, oder umarmt. Jedermann haͤlt auch dieſe Stellung fuͤr den Menſchen am natuͤrlich- ſten (q), weil ſich in dieſer Stellung das Eichelbaͤndchen an der weiblichen Ruthe, folglich empfindliche Theile an hoͤchſt empfindlichen Theilen reiben; ich habe mich hier nicht recht anatomiſch ausgedruͤkkt, weil die weibliche Ru- the auſſerhalb der Scheide ihr Lager hat. Man haͤtte vielleicht die Urſache davon an der vordern Saͤule der Scheide finden koͤnnen, welche groͤſſer iſt, und an der ſich, in dieſer Lage das Baͤndchen der Mannsruthe und die darneben liegende Eichel reibt. Doch ſollen ſich auch die Elephanten auf menſchliche Weiſe begatten (r). Der Hund findet dabei durch zween Geſchwuͤlſte Huͤlfe, deren einer bei dem Anfange der Vorhaut, der andere an der Eichel liegt (s); beide ſchwellen bei der ſehr (o) ROESEL. (p) ROESEL. (q) VAROL. L. IV. c. 4. (r) STUKELEY p. 106. (s) BUFFON. T. V. p. 272. mit Kupfer add. TYSON. Phil. tranſ. n. 144. Compar. anat. p. 34. 35. vielleicht ſind dies die Druͤ- ſen des Bibers, welche in der Be- gattung ſchwellen Mém. de l’Acad. 1704. p. 55.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/83
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/83>, abgerufen am 25.11.2024.