Nach einem Knaben kam allererst den fünf und drei- ßigsten Tag darauf ein Mägdchen, und nach hundert und vierzig Tagen wiederum todte Knaben zur Welt (q).
Sechs ganzer Monate verstrichen nach einer Entbin- dung, als eine Frucht zur Welt kam, welche aber sehr schwächlich war (r).
Lebendige und muntere Kinder kamen den ein und dreißigsten Julius und neunten Februar hintereinander zur Welt, ob es gleich nothwendig war, daß das letzte empfangen seyn muste, da das erste bereits etwa achtzig Tage in der Mutter gelebt hatte (s).
Man siehet nicht, wenn diese Exempel Glauben ver- dienen sollten, wie diese Früchte auf eine andere Art durch so lange Zwischenzeiten von einander getrennt werden können, wofern nicht die eine früher, und die andere spä- ter empfangen worden wäre.
Dahin gehören auch die Kaninchen (t), die Hasen (v), die Schweine (x) und die Schafe, bei denen man, wenn man sie öfnet, Früchte antrift, welche mehr oder weni- ger erwachsen sind, oder man findet wenigstens, daß wenn die Mütter ohnlängst Junge geworfen, noch an- dere Embryonen bei ihnen zurükkgeblieben (y).
Man saget daher von dem Hasen und dem gepan- zerten Ameisenbäre, daß sie überfruchten sollen (z).
Wir sehen auch keinen Gegengrund vor uns, warum wir dieses nicht zugestehen sollten. Niemals ist der Mut- termund geschlossen (a), und folglich kann nicht nur die Ueberfruchtung von dem sechsten Tage an bis zum drei-
ßig-
(q)[Spaltenumbruch]THORESBY p. 604. eine Sammlung siehe bei dem berühm- ten GRAVEL und in append. ad. Eph. Nat. Cur. Vol. 71.
(r)BROUZET. educat. medic. I. p. 38.
(s)BARTHOLIN cist. med. p. 399.
(t)COSMOPOLIT p. 8.
(v)[Spaltenumbruch]HARDER apiar. obs. 9. LEIGH. Natur. hist. of LANCAS- HIRE L. II. c. 5.
(x)Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 7. obs. 31.
(y)VARRO L. III.
(z)PLIN. L. VIII. c. 55.
(a)p. 406.
Die Frucht. XXIX. B.
Nach einem Knaben kam allererſt den fuͤnf und drei- ßigſten Tag darauf ein Maͤgdchen, und nach hundert und vierzig Tagen wiederum todte Knaben zur Welt (q).
Sechs ganzer Monate verſtrichen nach einer Entbin- dung, als eine Frucht zur Welt kam, welche aber ſehr ſchwaͤchlich war (r).
Lebendige und muntere Kinder kamen den ein und dreißigſten Julius und neunten Februar hintereinander zur Welt, ob es gleich nothwendig war, daß das letzte empfangen ſeyn muſte, da das erſte bereits etwa achtzig Tage in der Mutter gelebt hatte (s).
Man ſiehet nicht, wenn dieſe Exempel Glauben ver- dienen ſollten, wie dieſe Fruͤchte auf eine andere Art durch ſo lange Zwiſchenzeiten von einander getrennt werden koͤnnen, wofern nicht die eine fruͤher, und die andere ſpaͤ- ter empfangen worden waͤre.
Dahin gehoͤren auch die Kaninchen (t), die Haſen (v), die Schweine (x) und die Schafe, bei denen man, wenn man ſie oͤfnet, Fruͤchte antrift, welche mehr oder weni- ger erwachſen ſind, oder man findet wenigſtens, daß wenn die Muͤtter ohnlaͤngſt Junge geworfen, noch an- dere Embryonen bei ihnen zuruͤkkgeblieben (y).
Man ſaget daher von dem Haſen und dem gepan- zerten Ameiſenbaͤre, daß ſie uͤberfruchten ſollen (z).
Wir ſehen auch keinen Gegengrund vor uns, warum wir dieſes nicht zugeſtehen ſollten. Niemals iſt der Mut- termund geſchloſſen (a), und folglich kann nicht nur die Ueberfruchtung von dem ſechſten Tage an bis zum drei-
ßig-
(q)[Spaltenumbruch]THORESBY p. 604. eine Sammlung ſiehe bei dem beruͤhm- ten GRAVEL und in append. ad. Eph. Nat. Cur. Vol. 71.
(r)BROUZET. educat. medic. I. p. 38.
(s)BARTHOLIN ciſt. med. p. 399.
(t)COSMOPOLIT p. 8.
(v)[Spaltenumbruch]HARDER apiar. obſ. 9. LEIGH. Natur. hiſt. of LANCAS- HIRE L. II. c. 5.
(x)Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 7. obſ. 31.
(y)VARRO L. III.
(z)PLIN. L. VIII. c. 55.
(a)p. 406.
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[774[776]/0828]
Die Frucht. XXIX. B.
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ßigſten Tag darauf ein Maͤgdchen, und nach hundert
und vierzig Tagen wiederum todte Knaben zur Welt (q).
Sechs ganzer Monate verſtrichen nach einer Entbin-
dung, als eine Frucht zur Welt kam, welche aber ſehr
ſchwaͤchlich war (r).
Lebendige und muntere Kinder kamen den ein und
dreißigſten Julius und neunten Februar hintereinander
zur Welt, ob es gleich nothwendig war, daß das letzte
empfangen ſeyn muſte, da das erſte bereits etwa achtzig
Tage in der Mutter gelebt hatte (s).
Man ſiehet nicht, wenn dieſe Exempel Glauben ver-
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ſo lange Zwiſchenzeiten von einander getrennt werden
koͤnnen, wofern nicht die eine fruͤher, und die andere ſpaͤ-
ter empfangen worden waͤre.
Dahin gehoͤren auch die Kaninchen (t), die Haſen (v),
die Schweine (x) und die Schafe, bei denen man, wenn
man ſie oͤfnet, Fruͤchte antrift, welche mehr oder weni-
ger erwachſen ſind, oder man findet wenigſtens, daß
wenn die Muͤtter ohnlaͤngſt Junge geworfen, noch an-
dere Embryonen bei ihnen zuruͤkkgeblieben (y).
Man ſaget daher von dem Haſen und dem gepan-
zerten Ameiſenbaͤre, daß ſie uͤberfruchten ſollen (z).
Wir ſehen auch keinen Gegengrund vor uns, warum
wir dieſes nicht zugeſtehen ſollten. Niemals iſt der Mut-
termund geſchloſſen (a), und folglich kann nicht nur die
Ueberfruchtung von dem ſechſten Tage an bis zum drei-
ßig-
(q)
THORESBY p. 604. eine
Sammlung ſiehe bei dem beruͤhm-
ten GRAVEL und in append. ad.
Eph. Nat. Cur. Vol. 71.
(r) BROUZET. educat. medic.
I. p. 38.
(s) BARTHOLIN ciſt. med.
p. 399.
(t) COSMOPOLIT p. 8.
(v)
HARDER apiar. obſ. 9.
LEIGH. Natur. hiſt. of LANCAS-
HIRE L. II. c. 5.
(x) Eph. Nat. Cur. Dec. II.
ann. 7. obſ. 31.
(y) VARRO L. III.
(z) PLIN. L. VIII. c. 55.
(a) p. 406.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 774[776]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/828>, abgerufen am 22.11.2024.
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