Auf solche Art hat die Natur freilich jedem Jüngling seine Frau aufbehalten, indem der Ueberschuß der Manns- personen durch die Kriege und durch die, auch ohne Krie- ge, den Menschen auferlegte Lebensgeschäfte, welche mit Gefahr verbunden sind, so wie die Schifbrüche, und die wenig der Gesundheit behülfliche Künste leichtlich wie- der verzehrt wird.
Wenn es mehr Weiber gäbe, so müsten einige dar- unter die Hofnung, verheirathet zu werden, fahren las- sen. Würden mehr Männer und zwar nach einem gros- sen Verhältnisse geboren werden; so würden sie um die Weiber Krieg anfangen müssen (k), wie man an den kriegerischen Vögeln (l) gewahr wird, oder es würden die mächtigen ihre Zuflucht zu der Verschneidung der Schwachen nehmen, und so würde auf beyderley Art das Wachsthum des menschlichen Geschlechts in seinem Laufe aufgehalten werden.
Diese Harmonie würde einigermassen noch einen Zuwachs bekommen, wenn es seine Richtigkeit hat, daß unter denen Vögeln, die sich mit vielen begatten (m), mehrere Weibchen, und unter denen ehelich lebenden Vö- geln mehr Männchens geboren werden (n); man sollte dieses fast nach dem Exempel der Bienen glauben.
§. 17. Die Ueberfruchtung.
Es ist dieses eine andere Art von Zwillingen, welche sich von der vorigen Art in so fern unterscheidet, daß die
ge-
[Spaltenumbruch]hebd. 13. SATYRE. STEBES. hie und da Bresl. Samml. ann. 1724. m. Januar. DERHAM physic. theo- log. p. 176. 177. Des MARS hist. de Boulogne sur mer. p. 23. BOURGGRAV Francos. aer. aqua et loci p. 127. Conf. SVSSMILCH Göttl. ordn. T. I. p. 39. 53. T. II. p. 241. u. s. w.
(k) Dies war bei den Völkern [Spaltenumbruch]
am Oronoko die Ursache zum Krie- ge. RALEIGH in suis itineribus.
(l) Deren Männer sich durch die Kriege vermindern. WIL- LOUGHBY ibid. p. 229.
(m)WILLOUGHBY ornithol. p. 13.
(n)Idem. ibid. Gleichviel HAR- VEI p. 84. OECON. phys. Ab- handlung V. V. p. 96. 97.
Die Frucht. XXIX. B.
Auf ſolche Art hat die Natur freilich jedem Juͤngling ſeine Frau aufbehalten, indem der Ueberſchuß der Manns- perſonen durch die Kriege und durch die, auch ohne Krie- ge, den Menſchen auferlegte Lebensgeſchaͤfte, welche mit Gefahr verbunden ſind, ſo wie die Schifbruͤche, und die wenig der Geſundheit behuͤlfliche Kuͤnſte leichtlich wie- der verzehrt wird.
Wenn es mehr Weiber gaͤbe, ſo muͤſten einige dar- unter die Hofnung, verheirathet zu werden, fahren laſ- ſen. Wuͤrden mehr Maͤnner und zwar nach einem groſ- ſen Verhaͤltniſſe geboren werden; ſo wuͤrden ſie um die Weiber Krieg anfangen muͤſſen (k), wie man an den kriegeriſchen Voͤgeln (l) gewahr wird, oder es wuͤrden die maͤchtigen ihre Zuflucht zu der Verſchneidung der Schwachen nehmen, und ſo wuͤrde auf beyderley Art das Wachsthum des menſchlichen Geſchlechts in ſeinem Laufe aufgehalten werden.
Dieſe Harmonie wuͤrde einigermaſſen noch einen Zuwachs bekommen, wenn es ſeine Richtigkeit hat, daß unter denen Voͤgeln, die ſich mit vielen begatten (m), mehrere Weibchen, und unter denen ehelich lebenden Voͤ- geln mehr Maͤnnchens geboren werden (n); man ſollte dieſes faſt nach dem Exempel der Bienen glauben.
§. 17. Die Ueberfruchtung.
Es iſt dieſes eine andere Art von Zwillingen, welche ſich von der vorigen Art in ſo fern unterſcheidet, daß die
ge-
[Spaltenumbruch]hebd. 13. SATYRE. STEBES. hie und da Bresl. Samml. ann. 1724. m. Januar. DERHAM phyſic. theo- log. p. 176. 177. Des MARS hiſt. de Boulogne ſur mer. p. 23. BOURGGRAV Francoſ. aer. aqua et loci p. 127. Conf. SVSSMILCH Göttl. ordn. T. I. p. 39. 53. T. II. p. 241. u. ſ. w.
(k) Dies war bei den Voͤlkern [Spaltenumbruch]
am Oronoko die Urſache zum Krie- ge. RALEIGH in ſuis itineribus.
(l) Deren Maͤnner ſich durch die Kriege vermindern. WIL- LOUGHBY ibid. p. 229.
(m)WILLOUGHBY ornithol. p. 13.
(n)Idem. ibid. Gleichviel HAR- VEI p. 84. OECON. phyſ. Ab- handlung V. V. p. 96. 97.
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[766[768]/0820]
Die Frucht. XXIX. B.
Auf ſolche Art hat die Natur freilich jedem Juͤngling
ſeine Frau aufbehalten, indem der Ueberſchuß der Manns-
perſonen durch die Kriege und durch die, auch ohne Krie-
ge, den Menſchen auferlegte Lebensgeſchaͤfte, welche mit
Gefahr verbunden ſind, ſo wie die Schifbruͤche, und
die wenig der Geſundheit behuͤlfliche Kuͤnſte leichtlich wie-
der verzehrt wird.
Wenn es mehr Weiber gaͤbe, ſo muͤſten einige dar-
unter die Hofnung, verheirathet zu werden, fahren laſ-
ſen. Wuͤrden mehr Maͤnner und zwar nach einem groſ-
ſen Verhaͤltniſſe geboren werden; ſo wuͤrden ſie um die
Weiber Krieg anfangen muͤſſen (k), wie man an den
kriegeriſchen Voͤgeln (l) gewahr wird, oder es wuͤrden
die maͤchtigen ihre Zuflucht zu der Verſchneidung der
Schwachen nehmen, und ſo wuͤrde auf beyderley Art
das Wachsthum des menſchlichen Geſchlechts in ſeinem
Laufe aufgehalten werden.
Dieſe Harmonie wuͤrde einigermaſſen noch einen
Zuwachs bekommen, wenn es ſeine Richtigkeit hat, daß
unter denen Voͤgeln, die ſich mit vielen begatten (m),
mehrere Weibchen, und unter denen ehelich lebenden Voͤ-
geln mehr Maͤnnchens geboren werden (n); man ſollte
dieſes faſt nach dem Exempel der Bienen glauben.
§. 17.
Die Ueberfruchtung.
Es iſt dieſes eine andere Art von Zwillingen, welche
ſich von der vorigen Art in ſo fern unterſcheidet, daß die
ge-
(i)
(k) Dies war bei den Voͤlkern
am Oronoko die Urſache zum Krie-
ge. RALEIGH in ſuis itineribus.
(l) Deren Maͤnner ſich durch
die Kriege vermindern. WIL-
LOUGHBY ibid. p. 229.
(m) WILLOUGHBY ornithol.
p. 13.
(n) Idem. ibid. Gleichviel HAR-
VEI p. 84. OECON. phyſ. Ab-
handlung V. V. p. 96. 97.
(i)
hebd. 13. SATYRE. STEBES. hie
und da Bresl. Samml. ann. 1724.
m. Januar. DERHAM phyſic. theo-
log. p. 176. 177. Des MARS hiſt.
de Boulogne ſur mer. p. 23.
BOURGGRAV Francoſ. aer. aqua
et loci p. 127. Conf. SVSSMILCH
Göttl. ordn. T. I. p. 39. 53. T. II.
p. 241. u. ſ. w.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 766[768]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/820>, abgerufen am 22.11.2024.
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