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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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V. Abs. Die Geburt.
meldet haben, daß sie immer unerträglicher werden; sie
nehmen an den Lenden ihren Anfang, sie steigen nach der
Schaam herab (z), sind einem Stulzwange gleich, ent-
stehen anfänglich dann und wann (a), verursachen weni-
ger Beschwerlichkeit, sie drengen sich hieraus gleichsam
in Haufen herbei, und ermüden und übersteigen alle Ge-
dult (b).

Wenn selbige zunehmen, so verwandelt sich das Ge-
bären in gewisse Paroxismos (c), in deren jeglichen, indem
die Frucht herab gedrükkt, und der innere Mund ein
wenig erweitert wird (d), immer mehr und mehr von
den Fruchthäuten, welche bis dahin mit dem Amnions-
wasser angefüllt waren, in diesem Munde empfunden
wird, und diese zusammen gepreste Häute werden gleich-
sam darinnen zu harten Keilen (e). Man nennet dieses
wahre Geburtsschmerzen, welche auf die Geburt gerich-
tet sind (f).

Bei dem Absazze eines jeden von dergleichen Schmer-
zen, ziehet sich der Muttermund ein wenig zusammen,
die Geburtswasser steigen ein wenig in die Höhe, doch
so, daß sie nun nicht mehr so hoch, als vor diesem Schmer-
zen stehen, und auch die Mündung nicht mehr so enge,
als vor diesem Schmerzen ist.

Gemeiniglich ist diese Arbeit langsam (g): indessen
habe ich doch auch gesehen, daß sie plözzlich vorüber ge-
gangen, und daß innerhalb funfzehn Minuten (h) die
Schmerzen ihren Anfang genommen, und das Kind da
gewesen.

Ueber-
(z) [Spaltenumbruch] SLEVOGT dolor. spur. p. 8.
(a) Ankündigend nennet sie
ROEDERER p. 75. 78.
(b) Ibid.
(c) ROEDERER p. 81.
(d) Einen Zoll gegen den An-
fang der Geburt SMELLIE t. 10.
hierauf drei Zoll gros t. 11.
(e) SIEGMUNDIN p. 27.
(f) [Spaltenumbruch] Diese Schmerzen erweitern
die Mündung DEVENTER p. 62.
J. HORNE
Wehmütter p. 35. 38.
SIEGMUNDIN p.
196.
(g) Langsam, wie ein Thaler
gros der Mund, denn viermal so
gros PUZOS p. 36.
(h) STORCH Hebammenk. auch
durch eine Wehe.

V. Abſ. Die Geburt.
meldet haben, daß ſie immer unertraͤglicher werden; ſie
nehmen an den Lenden ihren Anfang, ſie ſteigen nach der
Schaam herab (z), ſind einem Stulzwange gleich, ent-
ſtehen anfaͤnglich dann und wann (a), verurſachen weni-
ger Beſchwerlichkeit, ſie drengen ſich hierauſ gleichſam
in Haufen herbei, und ermuͤden und uͤberſteigen alle Ge-
dult (b).

Wenn ſelbige zunehmen, ſo verwandelt ſich das Ge-
baͤren in gewiſſe Paroxiſmos (c), in deren jeglichen, indem
die Frucht herab gedruͤkkt, und der innere Mund ein
wenig erweitert wird (d), immer mehr und mehr von
den Fruchthaͤuten, welche bis dahin mit dem Amnions-
waſſer angefuͤllt waren, in dieſem Munde empfunden
wird, und dieſe zuſammen gepreſte Haͤute werden gleich-
ſam darinnen zu harten Keilen (e). Man nennet dieſes
wahre Geburtsſchmerzen, welche auf die Geburt gerich-
tet ſind (f).

Bei dem Abſazze eines jeden von dergleichen Schmer-
zen, ziehet ſich der Muttermund ein wenig zuſammen,
die Geburtswaſſer ſteigen ein wenig in die Hoͤhe, doch
ſo, daß ſie nun nicht mehr ſo hoch, als vor dieſem Schmer-
zen ſtehen, und auch die Muͤndung nicht mehr ſo enge,
als vor dieſem Schmerzen iſt.

Gemeiniglich iſt dieſe Arbeit langſam (g): indeſſen
habe ich doch auch geſehen, daß ſie ploͤzzlich voruͤber ge-
gangen, und daß innerhalb funfzehn Minuten (h) die
Schmerzen ihren Anfang genommen, und das Kind da
geweſen.

Ueber-
(z) [Spaltenumbruch] SLEVOGT dolor. ſpur. p. 8.
(a) Ankuͤndigend nennet ſie
ROEDERER p. 75. 78.
(b) Ibid.
(c) ROEDERER p. 81.
(d) Einen Zoll gegen den An-
fang der Geburt SMELLIE t. 10.
hierauf drei Zoll gros t. 11.
(e) SIEGMUNDIN p. 27.
(f) [Spaltenumbruch] Dieſe Schmerzen erweitern
die Muͤndung DEVENTER p. 62.
J. HORNE
Wehmuͤtter p. 35. 38.
SIEGMUNDIN p.
196.
(g) Langſam, wie ein Thaler
gros der Mund, denn viermal ſo
gros PUZOS p. 36.
(h) STORCH Hebammenk. auch
durch eine Wehe.
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[715[717]/0769] V. Abſ. Die Geburt. meldet haben, daß ſie immer unertraͤglicher werden; ſie nehmen an den Lenden ihren Anfang, ſie ſteigen nach der Schaam herab (z), ſind einem Stulzwange gleich, ent- ſtehen anfaͤnglich dann und wann (a), verurſachen weni- ger Beſchwerlichkeit, ſie drengen ſich hierauſ gleichſam in Haufen herbei, und ermuͤden und uͤberſteigen alle Ge- dult (b). Wenn ſelbige zunehmen, ſo verwandelt ſich das Ge- baͤren in gewiſſe Paroxiſmos (c), in deren jeglichen, indem die Frucht herab gedruͤkkt, und der innere Mund ein wenig erweitert wird (d), immer mehr und mehr von den Fruchthaͤuten, welche bis dahin mit dem Amnions- waſſer angefuͤllt waren, in dieſem Munde empfunden wird, und dieſe zuſammen gepreſte Haͤute werden gleich- ſam darinnen zu harten Keilen (e). Man nennet dieſes wahre Geburtsſchmerzen, welche auf die Geburt gerich- tet ſind (f). Bei dem Abſazze eines jeden von dergleichen Schmer- zen, ziehet ſich der Muttermund ein wenig zuſammen, die Geburtswaſſer ſteigen ein wenig in die Hoͤhe, doch ſo, daß ſie nun nicht mehr ſo hoch, als vor dieſem Schmer- zen ſtehen, und auch die Muͤndung nicht mehr ſo enge, als vor dieſem Schmerzen iſt. Gemeiniglich iſt dieſe Arbeit langſam (g): indeſſen habe ich doch auch geſehen, daß ſie ploͤzzlich voruͤber ge- gangen, und daß innerhalb funfzehn Minuten (h) die Schmerzen ihren Anfang genommen, und das Kind da geweſen. Ueber- (z) SLEVOGT dolor. ſpur. p. 8. (a) Ankuͤndigend nennet ſie ROEDERER p. 75. 78. (b) Ibid. (c) ROEDERER p. 81. (d) Einen Zoll gegen den An- fang der Geburt SMELLIE t. 10. hierauf drei Zoll gros t. 11. (e) SIEGMUNDIN p. 27. (f) Dieſe Schmerzen erweitern die Muͤndung DEVENTER p. 62. J. HORNE Wehmuͤtter p. 35. 38. SIEGMUNDIN p. 196. (g) Langſam, wie ein Thaler gros der Mund, denn viermal ſo gros PUZOS p. 36. (h) STORCH Hebammenk. auch durch eine Wehe.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 715[717]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/769>, abgerufen am 22.11.2024.