Schaam um etwas näher komme (b), so glaube ich doch nicht, daß das Ei, welches nicht viel über einen Zoll gros ist, die Gebärmutter aus ihrer Stelle merklich verrükken könne; und ich habe es nicht erfahren, als ich es ver- suchte.
Wir müssen indessen in dem Urtheile über das Auf- und Niedersteigen der Gebärmutter alle Behut- samkeit anwenden. Jch habe nämlich offenbar gefunden, daß bei einer und eben derselben Frauensperson, sie mochte schwanger seyn oder nicht, dieser Mund des Mor- gens frühe, und nach der Ruhe im Bette, höher liegt; daß dagegen derselbe nach denen Geschäften des Tages, und dem Herumgehen herabsinkt, und sich der Mün- dung der Scheide nähert. Folglich kann man sich auf dieses Zeichen wenig verlassen, wofern es nicht von län- gerer Dauer, und in allen Abwechselungen des Lebens beständig ist, und endlich mit dem Fortrükken der Zeit noch mehr zunimmt.
Jndessen sinket doch allmählich, und entweder spä- ter (c) oder früher der Muttermund wirklich in der Scheide herab, und man kann ihn mit dem kleinen Fin- ger fühlen. So steiget derselbe auch bei verhaltener mo- natlichen Reinigung, wie ich zuverläßig weis, hernieder, und folglich rühret diese Veränderung von dem, in der Gebärmutter verhaltenem Blute her.
Zugleich wird der Muttermund weich (d), und diese Veränderung scheint von dem ersten Anfange der Em- pfängniß fortzufahren, immer stärker zu werden, und
da-
(b)[Spaltenumbruch]Ib. daß man zu der Zeit nichts von der Schwangerschaft durchs Gefühl erkenne SMELLIE. So saget ebenfalls ROEDERER der uterus ändre sich nicht gleich t. 6. f. 1. Man sehe bei ihm p. 20.
(c) Vielleicht meynet dieses, durch seinen Ausdrukk DENYS wenn er sagt, es lasse sich der ute- [Spaltenumbruch]
rus an seinem Munde breiter füh- len p. 47. sie sinke hernieder LE- VRET p. 60. nach dem funfzigsten Tage THEBES p. 77.
(d)Nov. Act. Nat. Cur. Vol. II. obs. 99. MAURICEAU p. 97. add. art. de faire les raports p. 445. THEBES p. 7. 76. werde dikker LEVRET p. 60.
Die Frucht. XXIX. B.
Schaam um etwas naͤher komme (b), ſo glaube ich doch nicht, daß das Ei, welches nicht viel uͤber einen Zoll gros iſt, die Gebaͤrmutter aus ihrer Stelle merklich verruͤkken koͤnne; und ich habe es nicht erfahren, als ich es ver- ſuchte.
Wir muͤſſen indeſſen in dem Urtheile uͤber das Auf- und Niederſteigen der Gebaͤrmutter alle Behut- ſamkeit anwenden. Jch habe naͤmlich offenbar gefunden, daß bei einer und eben derſelben Frauensperſon, ſie mochte ſchwanger ſeyn oder nicht, dieſer Mund des Mor- gens fruͤhe, und nach der Ruhe im Bette, hoͤher liegt; daß dagegen derſelbe nach denen Geſchaͤften des Tages, und dem Herumgehen herabſinkt, und ſich der Muͤn- dung der Scheide naͤhert. Folglich kann man ſich auf dieſes Zeichen wenig verlaſſen, wofern es nicht von laͤn- gerer Dauer, und in allen Abwechſelungen des Lebens beſtaͤndig iſt, und endlich mit dem Fortruͤkken der Zeit noch mehr zunimmt.
Jndeſſen ſinket doch allmaͤhlich, und entweder ſpaͤ- ter (c) oder fruͤher der Muttermund wirklich in der Scheide herab, und man kann ihn mit dem kleinen Fin- ger fuͤhlen. So ſteiget derſelbe auch bei verhaltener mo- natlichen Reinigung, wie ich zuverlaͤßig weis, hernieder, und folglich ruͤhret dieſe Veraͤnderung von dem, in der Gebaͤrmutter verhaltenem Blute her.
Zugleich wird der Muttermund weich (d), und dieſe Veraͤnderung ſcheint von dem erſten Anfange der Em- pfaͤngniß fortzufahren, immer ſtaͤrker zu werden, und
da-
(b)[Spaltenumbruch]Ib. daß man zu der Zeit nichts von der Schwangerſchaft durchs Gefuͤhl erkenne SMELLIE. So ſaget ebenfalls ROEDERER der uterus aͤndre ſich nicht gleich t. 6. f. 1. Man ſehe bei ihm p. 20.
(c) Vielleicht meynet dieſes, durch ſeinen Ausdrukk DENYS wenn er ſagt, es laſſe ſich der ute- [Spaltenumbruch]
rus an ſeinem Munde breiter fuͤh- len p. 47. ſie ſinke hernieder LE- VRET p. 60. nach dem funfzigſten Tage THEBES p. 77.
(d)Nov. Act. Nat. Cur. Vol. II. obſ. 99. MAURICEAU p. 97. add. art. de faire les raports p. 445. THEBES p. 7. 76. werde dikker LEVRET p. 60.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0728"n="674[676]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
Schaam um etwas naͤher komme <noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#aq">Ib.</hi> daß man zu der Zeit<lb/>
nichts von der Schwangerſchaft<lb/>
durchs Gefuͤhl erkenne <hirendition="#aq">SMELLIE.</hi><lb/>
So ſaget ebenfalls <hirendition="#aq">ROEDERER</hi><lb/>
der <hirendition="#aq">uterus</hi> aͤndre ſich nicht gleich<lb/><hirendition="#aq">t. 6. f.</hi> 1. Man ſehe bei ihm <hirendition="#aq">p.</hi> 20.</note>, ſo glaube ich doch<lb/>
nicht, daß das Ei, welches nicht viel uͤber einen Zoll gros<lb/>
iſt, die Gebaͤrmutter aus ihrer Stelle merklich verruͤkken<lb/>
koͤnne; und ich habe es nicht erfahren, als ich es ver-<lb/>ſuchte.</p><lb/><p>Wir muͤſſen indeſſen in dem Urtheile uͤber das<lb/>
Auf- und Niederſteigen der Gebaͤrmutter alle Behut-<lb/>ſamkeit anwenden. Jch habe naͤmlich offenbar gefunden,<lb/>
daß bei einer und eben derſelben Frauensperſon, ſie<lb/>
mochte ſchwanger ſeyn oder nicht, dieſer Mund des Mor-<lb/>
gens fruͤhe, und nach der Ruhe im Bette, hoͤher liegt;<lb/>
daß dagegen derſelbe nach denen Geſchaͤften des Tages,<lb/>
und dem Herumgehen herabſinkt, und ſich der Muͤn-<lb/>
dung der Scheide naͤhert. Folglich kann man ſich auf<lb/>
dieſes Zeichen wenig verlaſſen, wofern es nicht von laͤn-<lb/>
gerer Dauer, und in allen Abwechſelungen des Lebens<lb/>
beſtaͤndig iſt, und endlich mit dem Fortruͤkken der Zeit<lb/>
noch mehr zunimmt.</p><lb/><p>Jndeſſen ſinket doch allmaͤhlich, und entweder ſpaͤ-<lb/>
ter <noteplace="foot"n="(c)">Vielleicht meynet dieſes,<lb/>
durch ſeinen Ausdrukk <hirendition="#aq">DENYS</hi><lb/>
wenn er ſagt, es laſſe ſich der <hirendition="#aq">ute-<lb/><cb/>
rus</hi> an ſeinem Munde breiter fuͤh-<lb/>
len <hirendition="#aq">p.</hi> 47. ſie ſinke hernieder <hirendition="#aq">LE-<lb/>
VRET p.</hi> 60. nach dem funfzigſten<lb/>
Tage <hirendition="#aq">THEBES p.</hi> 77.</note> oder fruͤher der Muttermund wirklich in der<lb/>
Scheide herab, und man kann ihn mit dem kleinen Fin-<lb/>
ger fuͤhlen. So ſteiget derſelbe auch bei verhaltener mo-<lb/>
natlichen Reinigung, wie ich zuverlaͤßig weis, hernieder,<lb/>
und folglich ruͤhret dieſe Veraͤnderung von dem, in der<lb/>
Gebaͤrmutter verhaltenem Blute her.</p><lb/><p>Zugleich wird der Muttermund weich <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">Nov. Act. Nat. Cur. Vol.<lb/>
II. obſ. 99. MAURICEAU p. 97.<lb/>
add. art. de faire les raports p.<lb/>
445. THEBES p.</hi> 7. 76. werde<lb/>
dikker <hirendition="#aq">LEVRET p.</hi> 60.</note>, und dieſe<lb/>
Veraͤnderung ſcheint von dem erſten Anfange der Em-<lb/>
pfaͤngniß fortzufahren, immer ſtaͤrker zu werden, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">da-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[674[676]/0728]
Die Frucht. XXIX. B.
Schaam um etwas naͤher komme (b), ſo glaube ich doch
nicht, daß das Ei, welches nicht viel uͤber einen Zoll gros
iſt, die Gebaͤrmutter aus ihrer Stelle merklich verruͤkken
koͤnne; und ich habe es nicht erfahren, als ich es ver-
ſuchte.
Wir muͤſſen indeſſen in dem Urtheile uͤber das
Auf- und Niederſteigen der Gebaͤrmutter alle Behut-
ſamkeit anwenden. Jch habe naͤmlich offenbar gefunden,
daß bei einer und eben derſelben Frauensperſon, ſie
mochte ſchwanger ſeyn oder nicht, dieſer Mund des Mor-
gens fruͤhe, und nach der Ruhe im Bette, hoͤher liegt;
daß dagegen derſelbe nach denen Geſchaͤften des Tages,
und dem Herumgehen herabſinkt, und ſich der Muͤn-
dung der Scheide naͤhert. Folglich kann man ſich auf
dieſes Zeichen wenig verlaſſen, wofern es nicht von laͤn-
gerer Dauer, und in allen Abwechſelungen des Lebens
beſtaͤndig iſt, und endlich mit dem Fortruͤkken der Zeit
noch mehr zunimmt.
Jndeſſen ſinket doch allmaͤhlich, und entweder ſpaͤ-
ter (c) oder fruͤher der Muttermund wirklich in der
Scheide herab, und man kann ihn mit dem kleinen Fin-
ger fuͤhlen. So ſteiget derſelbe auch bei verhaltener mo-
natlichen Reinigung, wie ich zuverlaͤßig weis, hernieder,
und folglich ruͤhret dieſe Veraͤnderung von dem, in der
Gebaͤrmutter verhaltenem Blute her.
Zugleich wird der Muttermund weich (d), und dieſe
Veraͤnderung ſcheint von dem erſten Anfange der Em-
pfaͤngniß fortzufahren, immer ſtaͤrker zu werden, und
da-
(b)
Ib. daß man zu der Zeit
nichts von der Schwangerſchaft
durchs Gefuͤhl erkenne SMELLIE.
So ſaget ebenfalls ROEDERER
der uterus aͤndre ſich nicht gleich
t. 6. f. 1. Man ſehe bei ihm p. 20.
(c) Vielleicht meynet dieſes,
durch ſeinen Ausdrukk DENYS
wenn er ſagt, es laſſe ſich der ute-
rus an ſeinem Munde breiter fuͤh-
len p. 47. ſie ſinke hernieder LE-
VRET p. 60. nach dem funfzigſten
Tage THEBES p. 77.
(d) Nov. Act. Nat. Cur. Vol.
II. obſ. 99. MAURICEAU p. 97.
add. art. de faire les raports p.
445. THEBES p. 7. 76. werde
dikker LEVRET p. 60.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 674[676]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/728>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.