weide die Reihe am spätesten kam, dadurch zu ihrem Wachsthume gelanget. Es ist aber eben diese neue Leich- tigkeit, welche das Blut gewonnen, um in die rechte Kammer, und in die Lunge zu kommen, wie es scheint, die beständige Ursache von der grössern Engigkeit des eirunden Loches. Daher kömmt es nämlich, daß im lin- ken Sinus mehr Blut befindlich ist, und dem, von der rechten Seite her, ankommenden Blute (g) stärkern Wi- derstand entgegen sezzt: und dies wird von Tage zu Tage zu einer immer grössern Ursache, warum die rechte Herz- kammer zu wachsen fortfährt. Da aber alles an der Frucht ungemein biegsam ist, so wird die Thätigkeit des dahin gehenden Blutes so gros werden, daß endlich die rechte Herzkammer, mit seiner Schlagader, so gros, als die linke wird, und selbige um etwas an Grösse über- trift (h).
§. 48. Der Schlagadergang.
Das Blut begiebt sich von dem linken Sinus in die gleichnamige Kammer, und in die Aorte hinein.
Diejenige Menge Blutes aber, welche von der Na- belblutader durch das eirunde Loch nicht hindurch kom- men konnte, wie auch derjenige Theil des Blutes, wel- cher von dem Kopfe und von den obern Gliedern, durch die obere Holader zurükke kömmt, tritt in die rechte Kam- mer ein, welche wir als nunmehr entstanden annehmen, und strömet in die Lungenschlagader herüber.
Diese Schlagader aber verhält sich in der Frucht, ganz anders, als in dem erwachsenen Thiere. Jn die- ser verändert sich nämlich der vornehmste Stamm der
Lun-
(g)[Spaltenumbruch]p. 380.
(h)[Spaltenumbruch]L. IV. p. 326.
Die Frucht. XXIX. B.
weide die Reihe am ſpaͤteſten kam, dadurch zu ihrem Wachsthume gelanget. Es iſt aber eben dieſe neue Leich- tigkeit, welche das Blut gewonnen, um in die rechte Kammer, und in die Lunge zu kommen, wie es ſcheint, die beſtaͤndige Urſache von der groͤſſern Engigkeit des eirunden Loches. Daher koͤmmt es naͤmlich, daß im lin- ken Sinus mehr Blut befindlich iſt, und dem, von der rechten Seite her, ankommenden Blute (g) ſtaͤrkern Wi- derſtand entgegen ſezzt: und dies wird von Tage zu Tage zu einer immer groͤſſern Urſache, warum die rechte Herz- kammer zu wachſen fortfaͤhrt. Da aber alles an der Frucht ungemein biegſam iſt, ſo wird die Thaͤtigkeit des dahin gehenden Blutes ſo gros werden, daß endlich die rechte Herzkammer, mit ſeiner Schlagader, ſo gros, als die linke wird, und ſelbige um etwas an Groͤſſe uͤber- trift (h).
§. 48. Der Schlagadergang.
Das Blut begiebt ſich von dem linken Sinus in die gleichnamige Kammer, und in die Aorte hinein.
Diejenige Menge Blutes aber, welche von der Na- belblutader durch das eirunde Loch nicht hindurch kom- men konnte, wie auch derjenige Theil des Blutes, wel- cher von dem Kopfe und von den obern Gliedern, durch die obere Holader zuruͤkke koͤmmt, tritt in die rechte Kam- mer ein, welche wir als nunmehr entſtanden annehmen, und ſtroͤmet in die Lungenſchlagader heruͤber.
Dieſe Schlagader aber verhaͤlt ſich in der Frucht, ganz anders, als in dem erwachſenen Thiere. Jn die- ſer veraͤndert ſich naͤmlich der vornehmſte Stamm der
Lun-
(g)[Spaltenumbruch]p. 380.
(h)[Spaltenumbruch]L. IV. p. 326.
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[634[636]/0688]
Die Frucht. XXIX. B.
weide die Reihe am ſpaͤteſten kam, dadurch zu ihrem
Wachsthume gelanget. Es iſt aber eben dieſe neue Leich-
tigkeit, welche das Blut gewonnen, um in die rechte
Kammer, und in die Lunge zu kommen, wie es ſcheint,
die beſtaͤndige Urſache von der groͤſſern Engigkeit des
eirunden Loches. Daher koͤmmt es naͤmlich, daß im lin-
ken Sinus mehr Blut befindlich iſt, und dem, von der
rechten Seite her, ankommenden Blute (g) ſtaͤrkern Wi-
derſtand entgegen ſezzt: und dies wird von Tage zu Tage
zu einer immer groͤſſern Urſache, warum die rechte Herz-
kammer zu wachſen fortfaͤhrt. Da aber alles an der
Frucht ungemein biegſam iſt, ſo wird die Thaͤtigkeit des
dahin gehenden Blutes ſo gros werden, daß endlich die
rechte Herzkammer, mit ſeiner Schlagader, ſo gros, als
die linke wird, und ſelbige um etwas an Groͤſſe uͤber-
trift (h).
§. 48.
Der Schlagadergang.
Das Blut begiebt ſich von dem linken Sinus in die
gleichnamige Kammer, und in die Aorte hinein.
Diejenige Menge Blutes aber, welche von der Na-
belblutader durch das eirunde Loch nicht hindurch kom-
men konnte, wie auch derjenige Theil des Blutes, wel-
cher von dem Kopfe und von den obern Gliedern, durch
die obere Holader zuruͤkke koͤmmt, tritt in die rechte Kam-
mer ein, welche wir als nunmehr entſtanden annehmen,
und ſtroͤmet in die Lungenſchlagader heruͤber.
Dieſe Schlagader aber verhaͤlt ſich in der Frucht,
ganz anders, als in dem erwachſenen Thiere. Jn die-
ſer veraͤndert ſich naͤmlich der vornehmſte Stamm der
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 634[636]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/688>, abgerufen am 22.11.2024.
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