Endlich verbindet sich das Knochenhäutchen, sowohl von oben als von unten, vermittelst des Fadengewebes (z). Doch weis man auch, daß die Markröhre ein grosses Stükk des Beinbruchknorpels (a), und zwar an der- jenigen Stelle hervorbringt, wo kein wirklich so zu nen- nendes Knochenhäutchen liegt; man weis auch, daß aus dem Marke neue Gefässe erzeugt werden (b), und daß sich diese Röhre mit dem ausgetretenen Safte (c) anfül- let, dergleichen man von keinem Knochenhäutchen zu er- warten hat (d).
Ob schon das Knochenhäutchen in einem grossen Stükke von Schienenknochen losgegangen war, so wis- sen wir doch, daß dieses Uebel geheilet worden, daß der Knochen wieder gewachsen (e), und daß folglich ein Kno- chen ohne Knochenhäutchen leben und bestehen kann.
Man siehet, daß das Wesen eines Beinbruchknor- pels nicht von einer solchen Beschaffenheit sei, als man von einer Membran zu erwarten hat. Man weis, daß sich selbiger in einem kochenden Wasser (f), und endlich von der Fieberhizze auflösen kann (g); dieses läßt sich leicht von einem verdikkten Safte, aber keinesweges von einer Membran vermuthen.
Man weis ferner, daß es, ausser dem Zufalle eines Beinbruches, auch noch andre Urkunden von einem Safte giebt, welcher sich in Knochen verwandelt. Die- ses sind diejenige Rinden, welche sich um die Wirbelbeine bei sehr alten Personen ansezzen (h); ein Wachs, wel- ches aus verdorbnen Knochen hervorschwizzt (i); ein Tropfstein, der sich in einem Kanale anlegte, den eine
Blei-
(z)[Spaltenumbruch]SCHWENKE l. c. p. 45. BORDENAVE p. 220.
(a)DETLEF p. 37. &c.
(b)HUNTER bei dem REI- MAR tum. artic.
(c)p. 317.
(d)Journ. de Medec. ann. 1757. m. Mars.
(e)[Spaltenumbruch]RAVATON.
(f)WAGRET obs. de mede- cine p. 197.
(g)REISSEISEN artic. anal. p. 13.
(h)p. 318.
(i)Le DRAN obs. p. 139.
Die Frucht. XXIX. B.
Endlich verbindet ſich das Knochenhaͤutchen, ſowohl von oben als von unten, vermittelſt des Fadengewebes (z). Doch weis man auch, daß die Markroͤhre ein groſſes Stuͤkk des Beinbruchknorpels (a), und zwar an der- jenigen Stelle hervorbringt, wo kein wirklich ſo zu nen- nendes Knochenhaͤutchen liegt; man weis auch, daß aus dem Marke neue Gefaͤſſe erzeugt werden (b), und daß ſich dieſe Roͤhre mit dem ausgetretenen Safte (c) anfuͤl- let, dergleichen man von keinem Knochenhaͤutchen zu er- warten hat (d).
Ob ſchon das Knochenhaͤutchen in einem groſſen Stuͤkke von Schienenknochen losgegangen war, ſo wiſ- ſen wir doch, daß dieſes Uebel geheilet worden, daß der Knochen wieder gewachſen (e), und daß folglich ein Kno- chen ohne Knochenhaͤutchen leben und beſtehen kann.
Man ſiehet, daß das Weſen eines Beinbruchknor- pels nicht von einer ſolchen Beſchaffenheit ſei, als man von einer Membran zu erwarten hat. Man weis, daß ſich ſelbiger in einem kochenden Waſſer (f), und endlich von der Fieberhizze aufloͤſen kann (g); dieſes laͤßt ſich leicht von einem verdikkten Safte, aber keinesweges von einer Membran vermuthen.
Man weis ferner, daß es, auſſer dem Zufalle eines Beinbruches, auch noch andre Urkunden von einem Safte giebt, welcher ſich in Knochen verwandelt. Die- ſes ſind diejenige Rinden, welche ſich um die Wirbelbeine bei ſehr alten Perſonen anſezzen (h); ein Wachs, wel- ches aus verdorbnen Knochen hervorſchwizzt (i); ein Tropfſtein, der ſich in einem Kanale anlegte, den eine
Blei-
(z)[Spaltenumbruch]SCHWENKE l. c. p. 45. BORDENAVE p. 220.
(a)DETLEF p. 37. &c.
(b)HUNTER bei dem REI- MAR tum. artic.
(c)p. 317.
(d)Journ. de Medec. ann. 1757. m. Mars.
(e)[Spaltenumbruch]RAVATON.
(f)WAGRET obſ. de mede- cine p. 197.
(g)REISSEISEN artic. anal. p. 13.
(h)p. 318.
(i)Le DRAN obſ. p. 139.
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[582[584]/0636]
Die Frucht. XXIX. B.
Endlich verbindet ſich das Knochenhaͤutchen, ſowohl
von oben als von unten, vermittelſt des Fadengewebes (z).
Doch weis man auch, daß die Markroͤhre ein groſſes
Stuͤkk des Beinbruchknorpels (a), und zwar an der-
jenigen Stelle hervorbringt, wo kein wirklich ſo zu nen-
nendes Knochenhaͤutchen liegt; man weis auch, daß aus
dem Marke neue Gefaͤſſe erzeugt werden (b), und daß
ſich dieſe Roͤhre mit dem ausgetretenen Safte (c) anfuͤl-
let, dergleichen man von keinem Knochenhaͤutchen zu er-
warten hat (d).
Ob ſchon das Knochenhaͤutchen in einem groſſen
Stuͤkke von Schienenknochen losgegangen war, ſo wiſ-
ſen wir doch, daß dieſes Uebel geheilet worden, daß der
Knochen wieder gewachſen (e), und daß folglich ein Kno-
chen ohne Knochenhaͤutchen leben und beſtehen kann.
Man ſiehet, daß das Weſen eines Beinbruchknor-
pels nicht von einer ſolchen Beſchaffenheit ſei, als man
von einer Membran zu erwarten hat. Man weis, daß
ſich ſelbiger in einem kochenden Waſſer (f), und endlich
von der Fieberhizze aufloͤſen kann (g); dieſes laͤßt ſich
leicht von einem verdikkten Safte, aber keinesweges von
einer Membran vermuthen.
Man weis ferner, daß es, auſſer dem Zufalle eines
Beinbruches, auch noch andre Urkunden von einem
Safte giebt, welcher ſich in Knochen verwandelt. Die-
ſes ſind diejenige Rinden, welche ſich um die Wirbelbeine
bei ſehr alten Perſonen anſezzen (h); ein Wachs, wel-
ches aus verdorbnen Knochen hervorſchwizzt (i); ein
Tropfſtein, der ſich in einem Kanale anlegte, den eine
Blei-
(z)
SCHWENKE l. c. p. 45.
BORDENAVE p. 220.
(a) DETLEF p. 37. &c.
(b) HUNTER bei dem REI-
MAR tum. artic.
(c) p. 317.
(d) Journ. de Medec. ann. 1757.
m. Mars.
(e)
RAVATON.
(f) WAGRET obſ. de mede-
cine p. 197.
(g) REISSEISEN artic. anal.
p. 13.
(h) p. 318.
(i) Le DRAN obſ. p. 139.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 582[584]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/636>, abgerufen am 22.11.2024.
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