Der Beinbruchsknorpel ist ebenfalls nichts als eine Nachahmung der Knochen; er bestehet nämlich aus ei- nem Leime, welcher aus den zerrissenen Gefässen, und den Fasern eines zerbrochnen Knochens, und aus den Gefässen des gerizzten Markes herausschwizzt, er beste- het von sich selbst, und er wird zu einem Knorpel, und es bildet sich auch, nach der Ordnung der Natur, aus eben diesem Leime, der Knorpel selbst. Er wird endlich ebenfalls zu einem Knochen, wofern seine Gefässe, sich gehörig zu erweitern, tüchtig genung sind, damit das rothe Blut in selbigen eindringen, und den Erdsaft mit sich führen könne. Diese Erde hängt sich nun an die Knochenpuncte an, welche die Färberröthe roth zu särben pflegt, ein jeder dieser Punkte verwandelt sich in denjeni- gen Knochenkern, welcher Gefässe in sich einnimmt, und von sich läst, so lange bis derselbe alles knorplige ver- drengt hat, und weiter nichts als ein Knochenwesen da- von übrig geblieben. Jndessen ist doch der Beinbruchs- knorpel allezeit ein unorganisches (z), cellulöses und schwammiges (aa), oder festes Gewächse, weil hier der Knochensaft keinen, von dem Schöpfer, formirten Bau antrift, welcher von dem Steinsafte mit Ordnung und nach der thierischen Verzierung weiter ausorganisiret werden könnte.
§. 29. Der Knochenbau im Menschen.
Die Einrichtung des Knochengebäudes weichet bei den vierfüßigen Thieren (a), oder bei den Vögeln, so wenig, als bei dem Menschen in wenigen Stükken von einander ab. Wir wollen zuerst von den anfänglichen
lan-
(z)[Spaltenumbruch]LUDWIG nat. fibr. anim.
(aa) Ein Knochengewächse HE- RISSANT. l. c. t. 2. f. 1. t. 4. f. 1.
(a)[Spaltenumbruch]
Vergl. einen Kaninchen- knochen in libr. l' acroissement. des os.
Die Frucht. XXIX. B.
Der Beinbruchsknorpel iſt ebenfalls nichts als eine Nachahmung der Knochen; er beſtehet naͤmlich aus ei- nem Leime, welcher aus den zerriſſenen Gefaͤſſen, und den Faſern eines zerbrochnen Knochens, und aus den Gefaͤſſen des gerizzten Markes herausſchwizzt, er beſte- het von ſich ſelbſt, und er wird zu einem Knorpel, und es bildet ſich auch, nach der Ordnung der Natur, aus eben dieſem Leime, der Knorpel ſelbſt. Er wird endlich ebenfalls zu einem Knochen, wofern ſeine Gefaͤſſe, ſich gehoͤrig zu erweitern, tuͤchtig genung ſind, damit das rothe Blut in ſelbigen eindringen, und den Erdſaft mit ſich fuͤhren koͤnne. Dieſe Erde haͤngt ſich nun an die Knochenpuncte an, welche die Faͤrberroͤthe roth zu ſaͤrben pflegt, ein jeder dieſer Punkte verwandelt ſich in denjeni- gen Knochenkern, welcher Gefaͤſſe in ſich einnimmt, und von ſich laͤſt, ſo lange bis derſelbe alles knorplige ver- drengt hat, und weiter nichts als ein Knochenweſen da- von uͤbrig geblieben. Jndeſſen iſt doch der Beinbruchs- knorpel allezeit ein unorganiſches (z), celluloͤſes und ſchwammiges (aa), oder feſtes Gewaͤchſe, weil hier der Knochenſaft keinen, von dem Schoͤpfer, formirten Bau antrift, welcher von dem Steinſafte mit Ordnung und nach der thieriſchen Verzierung weiter ausorganiſiret werden koͤnnte.
§. 29. Der Knochenbau im Menſchen.
Die Einrichtung des Knochengebaͤudes weichet bei den vierfuͤßigen Thieren (a), oder bei den Voͤgeln, ſo wenig, als bei dem Menſchen in wenigen Stuͤkken von einander ab. Wir wollen zuerſt von den anfaͤnglichen
lan-
(z)[Spaltenumbruch]LUDWIG nat. fibr. anim.
(aa) Ein Knochengewaͤchſe HE- RISSANT. l. c. t. 2. f. 1. t. 4. f. 1.
(a)[Spaltenumbruch]
Vergl. einen Kaninchen- knochen in libr. l’ acroiſſement. des os.
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[556[558]/0610]
Die Frucht. XXIX. B.
Der Beinbruchsknorpel iſt ebenfalls nichts als eine
Nachahmung der Knochen; er beſtehet naͤmlich aus ei-
nem Leime, welcher aus den zerriſſenen Gefaͤſſen, und
den Faſern eines zerbrochnen Knochens, und aus den
Gefaͤſſen des gerizzten Markes herausſchwizzt, er beſte-
het von ſich ſelbſt, und er wird zu einem Knorpel, und
es bildet ſich auch, nach der Ordnung der Natur, aus
eben dieſem Leime, der Knorpel ſelbſt. Er wird endlich
ebenfalls zu einem Knochen, wofern ſeine Gefaͤſſe, ſich
gehoͤrig zu erweitern, tuͤchtig genung ſind, damit das
rothe Blut in ſelbigen eindringen, und den Erdſaft mit
ſich fuͤhren koͤnne. Dieſe Erde haͤngt ſich nun an die
Knochenpuncte an, welche die Faͤrberroͤthe roth zu ſaͤrben
pflegt, ein jeder dieſer Punkte verwandelt ſich in denjeni-
gen Knochenkern, welcher Gefaͤſſe in ſich einnimmt, und
von ſich laͤſt, ſo lange bis derſelbe alles knorplige ver-
drengt hat, und weiter nichts als ein Knochenweſen da-
von uͤbrig geblieben. Jndeſſen iſt doch der Beinbruchs-
knorpel allezeit ein unorganiſches (z), celluloͤſes und
ſchwammiges (aa), oder feſtes Gewaͤchſe, weil hier der
Knochenſaft keinen, von dem Schoͤpfer, formirten Bau
antrift, welcher von dem Steinſafte mit Ordnung und
nach der thieriſchen Verzierung weiter ausorganiſiret
werden koͤnnte.
§. 29.
Der Knochenbau im Menſchen.
Die Einrichtung des Knochengebaͤudes weichet bei
den vierfuͤßigen Thieren (a), oder bei den Voͤgeln, ſo
wenig, als bei dem Menſchen in wenigen Stuͤkken von
einander ab. Wir wollen zuerſt von den anfaͤnglichen
lan-
(z)
LUDWIG nat. fibr. anim.
(aa) Ein Knochengewaͤchſe HE-
RISSANT. l. c. t. 2. f. 1. t. 4. f. 1.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 556[558]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/610>, abgerufen am 22.11.2024.
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