über, nemlich über diesen Theil der Fruchtbildung, mit meinem berühmten Amtsgehülfen, einem Manne, welcher um sein Vaterland grosse Verdienste hat, nicht einerlei Gedanken hege.
Aller Anfang der Knochen kömmt von einem gallert- artiges Wesen her (m). Dieses habe ich an den lan- gen Knochen, und sogar an dem Felsenbeine bei dem Menschen, und an den übrigen Knochen der thierischen Körper beobachtet.
An den breiten Knochen siehet dieser Gallert wie eine Membran aus, z. E. an der Hirnschale (a), an der Brustbekleidung, die viele Tage lang so zart ist, daß man solche an diesem Orte gar nicht finden wollen (b). Derjenige Knochen, welcher in der anfänglich ganz zar- ten Frucht zu einem Knochen werden solte, verwan- delte sich fast ganz und gar in eine schmierige Flüßigkeit (c). Wenn nachgehends die Bekleidung der Brust mit mehr Zuverläßigkeit erblikkt wird, so scheinen die Rib- ben mit dem Ribbenfelle, mit dem Brustknochen und Muskeln, welche bei einem Vogel stark und vermögend sind, und die beide Hölungen des Brustknochens ausfül- len, weiter nichts als eine Spinnenwebenhaut (d) zu seyn, an welcher der Brustknochen einer Seits, und anderer Seits die Ribben am Rükken, mit der Zeit, knorplicht werden.
Die lange Knochen erblikkt man, sobald sie erscheinen, völlig umgrenzt: man wird nemlich die Knochen der Hüfte, der Schiene, der Fuswurzel, der Flügel, wenn man selbige am sechsten Tage, zwischen dem Fleische un- tersucht, welches keine geringe Arbeit ist, ich sage, so wird man den Hüftenknochen, nebst dem übrigen, wie einen
kri-
(a)[Spaltenumbruch]
Dies sahe ich auch an der Menschenfrucht, und am Schase den vierzigsten Tag. Fast der ganze Kopf membranöse BOEHMER steol. T. l. f. 3. 4. 5.
(b)[Spaltenumbruch]Form. du poulet. II. p. 48. 104.
(c)FOUGEROUX p. 9.
(d) Die Ribbenanfänge waren in der 214 Stunde häutig.
K k 3
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
uͤber, nemlich uͤber dieſen Theil der Fruchtbildung, mit meinem beruͤhmten Amtsgehuͤlfen, einem Manne, welcher um ſein Vaterland groſſe Verdienſte hat, nicht einerlei Gedanken hege.
Aller Anfang der Knochen koͤmmt von einem gallert- artiges Weſen her (m). Dieſes habe ich an den lan- gen Knochen, und ſogar an dem Felſenbeine bei dem Menſchen, und an den uͤbrigen Knochen der thieriſchen Koͤrper beobachtet.
An den breiten Knochen ſiehet dieſer Gallert wie eine Membran aus, z. E. an der Hirnſchale (a), an der Bruſtbekleidung, die viele Tage lang ſo zart iſt, daß man ſolche an dieſem Orte gar nicht finden wollen (b). Derjenige Knochen, welcher in der anfaͤnglich ganz zar- ten Frucht zu einem Knochen werden ſolte, verwan- delte ſich faſt ganz und gar in eine ſchmierige Fluͤßigkeit (c). Wenn nachgehends die Bekleidung der Bruſt mit mehr Zuverlaͤßigkeit erblikkt wird, ſo ſcheinen die Rib- ben mit dem Ribbenfelle, mit dem Bruſtknochen und Muskeln, welche bei einem Vogel ſtark und vermoͤgend ſind, und die beide Hoͤlungen des Bruſtknochens ausfuͤl- len, weiter nichts als eine Spinnenwebenhaut (d) zu ſeyn, an welcher der Bruſtknochen einer Seits, und anderer Seits die Ribben am Ruͤkken, mit der Zeit, knorplicht werden.
Die lange Knochen erblikkt man, ſobald ſie erſcheinen, voͤllig umgrenzt: man wird nemlich die Knochen der Huͤfte, der Schiene, der Fuswurzel, der Fluͤgel, wenn man ſelbige am ſechſten Tage, zwiſchen dem Fleiſche un- terſucht, welches keine geringe Arbeit iſt, ich ſage, ſo wird man den Huͤftenknochen, nebſt dem uͤbrigen, wie einen
kri-
(a)[Spaltenumbruch]
Dies ſahe ich auch an der Menſchenfrucht, und am Schaſe den vierzigſten Tag. Faſt der ganze Kopf membranoͤſe BOEHMER ſteol. T. l. f. 3. 4. 5.
(b)[Spaltenumbruch]Form. du poulet. II. p. 48. 104.
(c)FOUGEROUX p. 9.
(d) Die Ribbenanfaͤnge waren in der 214 Stunde haͤutig.
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[515[517]/0569]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
uͤber, nemlich uͤber dieſen Theil der Fruchtbildung, mit
meinem beruͤhmten Amtsgehuͤlfen, einem Manne, welcher
um ſein Vaterland groſſe Verdienſte hat, nicht einerlei
Gedanken hege.
Aller Anfang der Knochen koͤmmt von einem gallert-
artiges Weſen her (m). Dieſes habe ich an den lan-
gen Knochen, und ſogar an dem Felſenbeine bei dem
Menſchen, und an den uͤbrigen Knochen der thieriſchen
Koͤrper beobachtet.
An den breiten Knochen ſiehet dieſer Gallert wie eine
Membran aus, z. E. an der Hirnſchale (a), an der
Bruſtbekleidung, die viele Tage lang ſo zart iſt, daß
man ſolche an dieſem Orte gar nicht finden wollen (b).
Derjenige Knochen, welcher in der anfaͤnglich ganz zar-
ten Frucht zu einem Knochen werden ſolte, verwan-
delte ſich faſt ganz und gar in eine ſchmierige Fluͤßigkeit
(c). Wenn nachgehends die Bekleidung der Bruſt mit
mehr Zuverlaͤßigkeit erblikkt wird, ſo ſcheinen die Rib-
ben mit dem Ribbenfelle, mit dem Bruſtknochen und
Muskeln, welche bei einem Vogel ſtark und vermoͤgend
ſind, und die beide Hoͤlungen des Bruſtknochens ausfuͤl-
len, weiter nichts als eine Spinnenwebenhaut (d) zu ſeyn,
an welcher der Bruſtknochen einer Seits, und anderer
Seits die Ribben am Ruͤkken, mit der Zeit, knorplicht
werden.
Die lange Knochen erblikkt man, ſobald ſie erſcheinen,
voͤllig umgrenzt: man wird nemlich die Knochen der
Huͤfte, der Schiene, der Fuswurzel, der Fluͤgel, wenn
man ſelbige am ſechſten Tage, zwiſchen dem Fleiſche un-
terſucht, welches keine geringe Arbeit iſt, ich ſage, ſo wird
man den Huͤftenknochen, nebſt dem uͤbrigen, wie einen
kri-
(a)
Dies ſahe ich auch an der
Menſchenfrucht, und am Schaſe
den vierzigſten Tag. Faſt der ganze
Kopf membranoͤſe BOEHMER
ſteol. T. l. f. 3. 4. 5.
(b)
Form. du poulet. II. p. 48.
104.
(c) FOUGEROUX p. 9.
(d) Die Ribbenanfaͤnge waren
in der 214 Stunde haͤutig.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 515[517]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/569>, abgerufen am 22.11.2024.
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