darms rechnen, wodurch es geschieht, daß der linke Theil des lezzten Blinddarms beinahe ganz und gar verschwin- det, und sich der rechte ansehnlich erweitert, und nun- mehr zu demjenigen Anhängsel wird, welches das lezzte und äusserste Ende des Blinddarms war. Solcherge- stalt vereinigen sich auch besondere, einander entgegen gesezzte Knochen an der Frucht allmählich vermittelst des Fadengewebes, so daß nunmehr der obere und untere Kiefer, ein einziger Kinnbakken wird. Wenn dieser Zug schwach ist, so bleiben die Knochen des obern Kinn- bakkens getheilt, und der Gaumen gespalten, indem sich mit diesem Uebel die Hasenscharte zu vereinigen pflegt.
Ansehnlich ist das Beyspiel, welches man vom Her- zen hernimmt (e). Es liegt fast das halbe Herzohr, wel- ches wegen der Grösse des eyförmigen Loches noch immer das einzige Ohr ist, ausserhalb dem Herzen, wenn man zum ersten male das punctum saliens erblikkt (f).
Eben dieser Theil des Herzohres ziehet sich sogleich zwischen das Fleisch des Herzens zurükke (g), und zwar wie ich glaube, vermittelst des Fadengewebes; bis das- selbe den fechsten Tag (h) ins Herz zurükke getreten, und nunmehr der blosse Theil des Herzohres viel kleiner, hin- gegen das eyförmige Loch, nachdem das Ohr gegen das Herz hin gezogen, nunmehr kürzer wird.
Eben so ziehen sich auch die Stämme der grossen Herz- adern in das Herz hinein (i).
Und so bildet sich das, durch die vereinigte Kraft der Ausspannung und des Zusammenziehens aufgelöste Herz der Frucht, welches wie ein gewundener Canal anzuse- hen war, in ein einziges zweikammriges und zweiöhriges Muskelorganon umgebildet.
Doch
(e)[Spaltenumbruch]Form. du poulet. II. p. 98. 99.
(f)p. 75.
(g)[Spaltenumbruch]p. 77.
(h)Ibid.
(i)p. 86.
Die Frucht. XXIX. B.
darms rechnen, wodurch es geſchieht, daß der linke Theil des lezzten Blinddarms beinahe ganz und gar verſchwin- det, und ſich der rechte anſehnlich erweitert, und nun- mehr zu demjenigen Anhaͤngſel wird, welches das lezzte und aͤuſſerſte Ende des Blinddarms war. Solcherge- ſtalt vereinigen ſich auch beſondere, einander entgegen geſezzte Knochen an der Frucht allmaͤhlich vermittelſt des Fadengewebes, ſo daß nunmehr der obere und untere Kiefer, ein einziger Kinnbakken wird. Wenn dieſer Zug ſchwach iſt, ſo bleiben die Knochen des obern Kinn- bakkens getheilt, und der Gaumen geſpalten, indem ſich mit dieſem Uebel die Haſenſcharte zu vereinigen pflegt.
Anſehnlich iſt das Beyſpiel, welches man vom Her- zen hernimmt (e). Es liegt faſt das halbe Herzohr, wel- ches wegen der Groͤſſe des eyfoͤrmigen Loches noch immer das einzige Ohr iſt, auſſerhalb dem Herzen, wenn man zum erſten male das punctum ſaliens erblikkt (f).
Eben dieſer Theil des Herzohres ziehet ſich ſogleich zwiſchen das Fleiſch des Herzens zuruͤkke (g), und zwar wie ich glaube, vermittelſt des Fadengewebes; bis daſ- ſelbe den fechſten Tag (h) ins Herz zuruͤkke getreten, und nunmehr der bloſſe Theil des Herzohres viel kleiner, hin- gegen das eyfoͤrmige Loch, nachdem das Ohr gegen das Herz hin gezogen, nunmehr kuͤrzer wird.
Eben ſo ziehen ſich auch die Staͤmme der groſſen Herz- adern in das Herz hinein (i).
Und ſo bildet ſich das, durch die vereinigte Kraft der Ausſpannung und des Zuſammenziehens aufgeloͤſte Herz der Frucht, welches wie ein gewundener Canal anzuſe- hen war, in ein einziges zweikammriges und zweioͤhriges Muskelorganon umgebildet.
Doch
(e)[Spaltenumbruch]Form. du poulet. II. p. 98. 99.
(f)p. 75.
(g)[Spaltenumbruch]p. 77.
(h)Ibid.
(i)p. 86.
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[502[504]/0556]
Die Frucht. XXIX. B.
darms rechnen, wodurch es geſchieht, daß der linke Theil
des lezzten Blinddarms beinahe ganz und gar verſchwin-
det, und ſich der rechte anſehnlich erweitert, und nun-
mehr zu demjenigen Anhaͤngſel wird, welches das lezzte
und aͤuſſerſte Ende des Blinddarms war. Solcherge-
ſtalt vereinigen ſich auch beſondere, einander entgegen
geſezzte Knochen an der Frucht allmaͤhlich vermittelſt des
Fadengewebes, ſo daß nunmehr der obere und untere
Kiefer, ein einziger Kinnbakken wird. Wenn dieſer
Zug ſchwach iſt, ſo bleiben die Knochen des obern Kinn-
bakkens getheilt, und der Gaumen geſpalten, indem ſich
mit dieſem Uebel die Haſenſcharte zu vereinigen pflegt.
Anſehnlich iſt das Beyſpiel, welches man vom Her-
zen hernimmt (e). Es liegt faſt das halbe Herzohr, wel-
ches wegen der Groͤſſe des eyfoͤrmigen Loches noch immer
das einzige Ohr iſt, auſſerhalb dem Herzen, wenn man
zum erſten male das punctum ſaliens erblikkt (f).
Eben dieſer Theil des Herzohres ziehet ſich ſogleich
zwiſchen das Fleiſch des Herzens zuruͤkke (g), und zwar
wie ich glaube, vermittelſt des Fadengewebes; bis daſ-
ſelbe den fechſten Tag (h) ins Herz zuruͤkke getreten, und
nunmehr der bloſſe Theil des Herzohres viel kleiner, hin-
gegen das eyfoͤrmige Loch, nachdem das Ohr gegen das
Herz hin gezogen, nunmehr kuͤrzer wird.
Eben ſo ziehen ſich auch die Staͤmme der groſſen Herz-
adern in das Herz hinein (i).
Und ſo bildet ſich das, durch die vereinigte Kraft der
Ausſpannung und des Zuſammenziehens aufgeloͤſte Herz
der Frucht, welches wie ein gewundener Canal anzuſe-
hen war, in ein einziges zweikammriges und zweioͤhriges
Muskelorganon umgebildet.
Doch
(e)
Form. du poulet. II. p. 98.
99.
(f) p. 75.
(g)
p. 77.
(h) Ibid.
(i) p. 86.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 502[504]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/556>, abgerufen am 31.10.2024.
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