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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.

Von Eingeweiden erscheinet nichts (k), nicht, weil
keine vorhanden seyn, denn es ist die Leber, nach Zurükk-
legung des vierten Tages (l), schon ziemlich gros, und
man würde sie ebenfalls viel weniger haben sehen kön-
nen, wenn sie eine Farbe gehabt hätte.

Auch das Gehirn hat bereits seine Blasen, die Natur
des Gehirns ist aber noch ein flüßiges Wesen (m).

Von allen Muskeln ist blos das Herz vollständig
und reizbar. Jndessen sind doch auch Muskeln unter
der Gestalt eines Schleimes da gewesen, und es erhellet
dieses, wenn man an einem Hühnchen die Gliedmaassen
von dem ersten Tage an, da man die Muskeln zu sehen
bekömmt, rükkwerts verfolgt, und zu der Zeit, wenn man
nichts als den Schleim zu sehen glaubt, mit Eßig oder
Weingeiste zur Consistenz bringt; denn auf solche Art
wird man das Fleisch undurchsichtig finden, welches bis
dahin in seinem durchsichtigen Zustande verborgen lag.
Die Sehnen sind sowohl alsdenn ganz und gar nicht
vorhanden, als auch wärend des ganzen Trächtiggehens
ungemein weich, dikke, saftig, und so wenig von dem
Muskelfleische unterschieden, daß sie weder einen Glanz
noch eine Härte haben, wodurch sich sonst die Sehnen
bei den erwachsenen Thieren vor den andern Theilen er-
heben.

Es fangen die Gliedmaassen an gesehen zu werden
(n), sie sind aber an den Leib (o) herangezogen, und
schleimartig.

Alles Fadengewebe siehet wie Schleim, und beinahe
wie Wasser aus. Daher kömmt es, daß an einer bes-
ser ausgebildeten Leber (p) die Gefässe schon als fester,

und
(k) [Spaltenumbruch] Siehe von der Leber Form.
du poulet. II. p.
123.
(l) P. I. obs. 104. Unrichtig
erst den fünften Tag SNAPE. p. 22.
(m) Obs. 70. &c. den vierten
Tag SNAPE.
(n) P. l. obs. 78.
(o) [Spaltenumbruch] Daher können an einer Men-
schenfrucht, wenn solche nicht grös-
ser als ein Fingernagel ist, sich we-
der die Aerme einander berühren,
noch die Schenkel an den Nabel
heranziehen. HARVEI p. 181.
(p) Obs. 182.
Die Frucht. XXIX. B.

Von Eingeweiden erſcheinet nichts (k), nicht, weil
keine vorhanden ſeyn, denn es iſt die Leber, nach Zuruͤkk-
legung des vierten Tages (l), ſchon ziemlich gros, und
man wuͤrde ſie ebenfalls viel weniger haben ſehen koͤn-
nen, wenn ſie eine Farbe gehabt haͤtte.

Auch das Gehirn hat bereits ſeine Blaſen, die Natur
des Gehirns iſt aber noch ein fluͤßiges Weſen (m).

Von allen Muskeln iſt blos das Herz vollſtaͤndig
und reizbar. Jndeſſen ſind doch auch Muskeln unter
der Geſtalt eines Schleimes da geweſen, und es erhellet
dieſes, wenn man an einem Huͤhnchen die Gliedmaaſſen
von dem erſten Tage an, da man die Muskeln zu ſehen
bekoͤmmt, ruͤkkwerts verfolgt, und zu der Zeit, wenn man
nichts als den Schleim zu ſehen glaubt, mit Eßig oder
Weingeiſte zur Conſiſtenz bringt; denn auf ſolche Art
wird man das Fleiſch undurchſichtig finden, welches bis
dahin in ſeinem durchſichtigen Zuſtande verborgen lag.
Die Sehnen ſind ſowohl alsdenn ganz und gar nicht
vorhanden, als auch waͤrend des ganzen Traͤchtiggehens
ungemein weich, dikke, ſaftig, und ſo wenig von dem
Muskelfleiſche unterſchieden, daß ſie weder einen Glanz
noch eine Haͤrte haben, wodurch ſich ſonſt die Sehnen
bei den erwachſenen Thieren vor den andern Theilen er-
heben.

Es fangen die Gliedmaaſſen an geſehen zu werden
(n), ſie ſind aber an den Leib (o) herangezogen, und
ſchleimartig.

Alles Fadengewebe ſiehet wie Schleim, und beinahe
wie Waſſer aus. Daher koͤmmt es, daß an einer beſ-
ſer ausgebildeten Leber (p) die Gefaͤſſe ſchon als feſter,

und
(k) [Spaltenumbruch] Siehe von der Leber Form.
du poulet. II. p.
123.
(l) P. I. obſ. 104. Unrichtig
erſt den fuͤnften Tag SNAPE. p. 22.
(m) Obſ. 70. &c. den vierten
Tag SNAPE.
(n) P. l. obſ. 78.
(o) [Spaltenumbruch] Daher koͤnnen an einer Men-
ſchenfrucht, wenn ſolche nicht groͤſ-
ſer als ein Fingernagel iſt, ſich we-
der die Aerme einander beruͤhren,
noch die Schenkel an den Nabel
heranziehen. HARVEI p. 181.
(p) Obſ. 182.
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[464[466]/0518] Die Frucht. XXIX. B. Von Eingeweiden erſcheinet nichts (k), nicht, weil keine vorhanden ſeyn, denn es iſt die Leber, nach Zuruͤkk- legung des vierten Tages (l), ſchon ziemlich gros, und man wuͤrde ſie ebenfalls viel weniger haben ſehen koͤn- nen, wenn ſie eine Farbe gehabt haͤtte. Auch das Gehirn hat bereits ſeine Blaſen, die Natur des Gehirns iſt aber noch ein fluͤßiges Weſen (m). Von allen Muskeln iſt blos das Herz vollſtaͤndig und reizbar. Jndeſſen ſind doch auch Muskeln unter der Geſtalt eines Schleimes da geweſen, und es erhellet dieſes, wenn man an einem Huͤhnchen die Gliedmaaſſen von dem erſten Tage an, da man die Muskeln zu ſehen bekoͤmmt, ruͤkkwerts verfolgt, und zu der Zeit, wenn man nichts als den Schleim zu ſehen glaubt, mit Eßig oder Weingeiſte zur Conſiſtenz bringt; denn auf ſolche Art wird man das Fleiſch undurchſichtig finden, welches bis dahin in ſeinem durchſichtigen Zuſtande verborgen lag. Die Sehnen ſind ſowohl alsdenn ganz und gar nicht vorhanden, als auch waͤrend des ganzen Traͤchtiggehens ungemein weich, dikke, ſaftig, und ſo wenig von dem Muskelfleiſche unterſchieden, daß ſie weder einen Glanz noch eine Haͤrte haben, wodurch ſich ſonſt die Sehnen bei den erwachſenen Thieren vor den andern Theilen er- heben. Es fangen die Gliedmaaſſen an geſehen zu werden (n), ſie ſind aber an den Leib (o) herangezogen, und ſchleimartig. Alles Fadengewebe ſiehet wie Schleim, und beinahe wie Waſſer aus. Daher koͤmmt es, daß an einer beſ- ſer ausgebildeten Leber (p) die Gefaͤſſe ſchon als feſter, und (k) Siehe von der Leber Form. du poulet. II. p. 123. (l) P. I. obſ. 104. Unrichtig erſt den fuͤnften Tag SNAPE. p. 22. (m) Obſ. 70. &c. den vierten Tag SNAPE. (n) P. l. obſ. 78. (o) Daher koͤnnen an einer Men- ſchenfrucht, wenn ſolche nicht groͤſ- ſer als ein Fingernagel iſt, ſich we- der die Aerme einander beruͤhren, noch die Schenkel an den Nabel heranziehen. HARVEI p. 181. (p) Obſ. 182.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 464[466]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/518>, abgerufen am 23.11.2024.