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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.
fässen eines lebendigen Thieres unmöglich mit umlaufen
können, dennoch aus dem Leime der Limphe entstehen,
indem man sie durch eine geringe Durchseihung zuwege
bringen kann (p). Und aus diesen Fäden lassen sich end-
lich ganze Häute (q) machen, die zwar keine Gefässe ent-
halten, im übrigen aber den wirklichen Membranen nicht
unähnlich sind.

Endlich stekkt in der Limphe ein zarter Schleim von
weniger Consistenz, er ist aber demohngeachtet doch zähe,
gerinnt aber nicht (r).

Jn dem Dotter herrscht ein Oel (s), welches man
bereits in den ältesten Zeiten kannte. Es läßt sich der-
selbe nemlich fast ganz und gar zu einem brennbaren Oele
auflösen. Er verwandelt sich nach der Abrauchung in
ein gelbes Wesen, so dem Geigenharze oder Bernsteine
nicht unähnlich ist, und hart und zerreiblich ist.

Doch es giebet auch in dem Blute der vierfüßigen
Thiere (t) ähnliche Grundstoffe, eine rothe Fettigkeit, eine
Limphe (v), Schleim und Wasser. Der Milch fehlen
eben diese Elemente nicht (x): folglich mag eine Limphe
oder Blut, oder Milch, oder ein Mengsel von diesem
allem der Frucht zugeführet werden, so bekömmt doch die
zarte Frucht dadurch eine ölige, gallertartige, schleimige,
und wäßrige Materie.

Da diese Limphe zu den Gerinnungen noch geschikk-
ter als das Blut ist, und am Feuer, oder von dem Wein-
geiste noch stärker als das Blut gerinnt: und da die
Frucht, wenn selbige wohl genährt und sehr schnell zu-
nimmt, weis von Farbe ist; da überdem viele Thiere,
die sehr schnell wachsen, ohne Blut sind, keines aber

ohne
(p) [Spaltenumbruch] Vergleichet damit insonder-
heit CI. KRONAUER. de natura
& compositione sanguinis humani
p 16. n.
24.
(q) L V. p. 128. 129.
(r) Ibid. p. 131. 132.
(s) [Spaltenumbruch] DOSSIE I. p. 470. &c.
(t) L. VII. p. 368. u. s. f.
(v) Die Limphe ist es, welche
ernähret BOSSE assimilat. p. 15.
(x) L. XXVIII. p. 25.

Die Frucht. XXIX. B.
faͤſſen eines lebendigen Thieres unmoͤglich mit umlaufen
koͤnnen, dennoch aus dem Leime der Limphe entſtehen,
indem man ſie durch eine geringe Durchſeihung zuwege
bringen kann (p). Und aus dieſen Faͤden laſſen ſich end-
lich ganze Haͤute (q) machen, die zwar keine Gefaͤſſe ent-
halten, im uͤbrigen aber den wirklichen Membranen nicht
unaͤhnlich ſind.

Endlich ſtekkt in der Limphe ein zarter Schleim von
weniger Conſiſtenz, er iſt aber demohngeachtet doch zaͤhe,
gerinnt aber nicht (r).

Jn dem Dotter herrſcht ein Oel (s), welches man
bereits in den aͤlteſten Zeiten kannte. Es laͤßt ſich der-
ſelbe nemlich faſt ganz und gar zu einem brennbaren Oele
aufloͤſen. Er verwandelt ſich nach der Abrauchung in
ein gelbes Weſen, ſo dem Geigenharze oder Bernſteine
nicht unaͤhnlich iſt, und hart und zerreiblich iſt.

Doch es giebet auch in dem Blute der vierfuͤßigen
Thiere (t) aͤhnliche Grundſtoffe, eine rothe Fettigkeit, eine
Limphe (v), Schleim und Waſſer. Der Milch fehlen
eben dieſe Elemente nicht (x): folglich mag eine Limphe
oder Blut, oder Milch, oder ein Mengſel von dieſem
allem der Frucht zugefuͤhret werden, ſo bekoͤmmt doch die
zarte Frucht dadurch eine oͤlige, gallertartige, ſchleimige,
und waͤßrige Materie.

Da dieſe Limphe zu den Gerinnungen noch geſchikk-
ter als das Blut iſt, und am Feuer, oder von dem Wein-
geiſte noch ſtaͤrker als das Blut gerinnt: und da die
Frucht, wenn ſelbige wohl genaͤhrt und ſehr ſchnell zu-
nimmt, weis von Farbe iſt; da uͤberdem viele Thiere,
die ſehr ſchnell wachſen, ohne Blut ſind, keines aber

ohne
(p) [Spaltenumbruch] Vergleichet damit inſonder-
heit CI. KRONAUER. de natura
& compoſitione ſanguinis humani
p 16. n.
24.
(q) L V. p. 128. 129.
(r) Ibid. p. 131. 132.
(s) [Spaltenumbruch] DOSSIE I. p. 470. &c.
(t) L. VII. p. 368. u. ſ. f.
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[432[434]/0486] Die Frucht. XXIX. B. faͤſſen eines lebendigen Thieres unmoͤglich mit umlaufen koͤnnen, dennoch aus dem Leime der Limphe entſtehen, indem man ſie durch eine geringe Durchſeihung zuwege bringen kann (p). Und aus dieſen Faͤden laſſen ſich end- lich ganze Haͤute (q) machen, die zwar keine Gefaͤſſe ent- halten, im uͤbrigen aber den wirklichen Membranen nicht unaͤhnlich ſind. Endlich ſtekkt in der Limphe ein zarter Schleim von weniger Conſiſtenz, er iſt aber demohngeachtet doch zaͤhe, gerinnt aber nicht (r). Jn dem Dotter herrſcht ein Oel (s), welches man bereits in den aͤlteſten Zeiten kannte. Es laͤßt ſich der- ſelbe nemlich faſt ganz und gar zu einem brennbaren Oele aufloͤſen. Er verwandelt ſich nach der Abrauchung in ein gelbes Weſen, ſo dem Geigenharze oder Bernſteine nicht unaͤhnlich iſt, und hart und zerreiblich iſt. Doch es giebet auch in dem Blute der vierfuͤßigen Thiere (t) aͤhnliche Grundſtoffe, eine rothe Fettigkeit, eine Limphe (v), Schleim und Waſſer. Der Milch fehlen eben dieſe Elemente nicht (x): folglich mag eine Limphe oder Blut, oder Milch, oder ein Mengſel von dieſem allem der Frucht zugefuͤhret werden, ſo bekoͤmmt doch die zarte Frucht dadurch eine oͤlige, gallertartige, ſchleimige, und waͤßrige Materie. Da dieſe Limphe zu den Gerinnungen noch geſchikk- ter als das Blut iſt, und am Feuer, oder von dem Wein- geiſte noch ſtaͤrker als das Blut gerinnt: und da die Frucht, wenn ſelbige wohl genaͤhrt und ſehr ſchnell zu- nimmt, weis von Farbe iſt; da uͤberdem viele Thiere, die ſehr ſchnell wachſen, ohne Blut ſind, keines aber ohne (p) Vergleichet damit inſonder- heit CI. KRONAUER. de natura & compoſitione ſanguinis humani p 16. n. 24. (q) L V. p. 128. 129. (r) Ibid. p. 131. 132. (s) DOSSIE I. p. 470. &c. (t) L. VII. p. 368. u. ſ. f. (v) Die Limphe iſt es, welche ernaͤhret BOSSE aſſimilat. p. 15. (x) L. XXVIII. p. 25.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 432[434]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/486>, abgerufen am 23.11.2024.