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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.
werfen, und sie ist also einer Seits dem Rande nahe,
anderer Seits hingegen von dem Rande ungemein weit
entfernt.

Es ist diese Jnserirung der Natur (d) ungemein zu-
träglich. Gienge sie in die Mitte des Kuchens, so würde
Gefahr dabei seyn, weil alsdenn der Kuchen mit einer
gleichgrossen Kraft, in seiner ganzen Oberfläche, zu der
Zeit Widerstand thun würde, wenn man ihn nach der
Geburt aus der Gebärmutter herauszieht (e).

So ist auch der Winkel, unter welchem die Nabel-
schnur in den Kuchen geht, gemeiniglich an der einen
Seite spizz, und an der andern stumpf (f).

Die Bekleidung der Nabelschnur ist ungemein feste,
elastisch (g) und halbknorplich: sie entstehet nicht vom
Darmfelle (h), welches sich vollständig und undurchlöchert,
unter der Nabelschnur zeigt; auch nicht von der Haut
des Unterleibes, denn diese wächset nebst der Oberhaut,
durch einen merkwürdigen Ring an die ganze abgeson-
derte Nabelschnur an.

Jndessen erzeugt sich doch auch nicht selten an diesem
Orte (i) ein Bruch, und es giebet hier, das sonst schwa-
che Darmfell dergestalt nach, daß die Därme der Frucht
in die Nabelschnur hervorschiessen.

Das andere Ende der Nabelschnur ist eine Fortsez-
zung von dem amnio (k), und von der Mittelfruchthaut.

Sie
(d) [Spaltenumbruch] RUYSCH Thes. VIII. n. 15.
ROEDERER fet. perfect. n.
17.
(e) RUYSCH obs. 97. Advers.
anat. Dec. II. ann. 10. musc. uter.
p.
10.
(f) HOBOKEN p. 44.
(g) Die Dikke sehe man nach
beim BOEHMER delig. umbil. fu-
nic. necess. f.
2.
(h) [Spaltenumbruch] ROUHAULT observ. p. 25.
(i) SOLINGEN Anmerk. III.
DOUGLAS de perit. n. 28. AL-
BIN adnot. L. I. p. 76. ROEDE-
RER fet. perfect.
der Bauch gegen
die Nabelschnur zu einem Ge-
schwulste erhoben. WRISBERG.
embryo.
(k) HOBOKEN p. 28.

Die Frucht. XXIX. B.
werfen, und ſie iſt alſo einer Seits dem Rande nahe,
anderer Seits hingegen von dem Rande ungemein weit
entfernt.

Es iſt dieſe Jnſerirung der Natur (d) ungemein zu-
traͤglich. Gienge ſie in die Mitte des Kuchens, ſo wuͤrde
Gefahr dabei ſeyn, weil alsdenn der Kuchen mit einer
gleichgroſſen Kraft, in ſeiner ganzen Oberflaͤche, zu der
Zeit Widerſtand thun wuͤrde, wenn man ihn nach der
Geburt aus der Gebaͤrmutter herauszieht (e).

So iſt auch der Winkel, unter welchem die Nabel-
ſchnur in den Kuchen geht, gemeiniglich an der einen
Seite ſpizz, und an der andern ſtumpf (f).

Die Bekleidung der Nabelſchnur iſt ungemein feſte,
elaſtiſch (g) und halbknorplich: ſie entſtehet nicht vom
Darmfelle (h), welches ſich vollſtaͤndig und undurchloͤchert,
unter der Nabelſchnur zeigt; auch nicht von der Haut
des Unterleibes, denn dieſe waͤchſet nebſt der Oberhaut,
durch einen merkwuͤrdigen Ring an die ganze abgeſon-
derte Nabelſchnur an.

Jndeſſen erzeugt ſich doch auch nicht ſelten an dieſem
Orte (i) ein Bruch, und es giebet hier, das ſonſt ſchwa-
che Darmfell dergeſtalt nach, daß die Daͤrme der Frucht
in die Nabelſchnur hervorſchieſſen.

Das andere Ende der Nabelſchnur iſt eine Fortſez-
zung von dem amnio (k), und von der Mittelfruchthaut.

Sie
(d) [Spaltenumbruch] RUYSCH Theſ. VIII. n. 15.
ROEDERER fet. perfect. n.
17.
(e) RUYSCH obſ. 97. Adverſ.
anat. Dec. II. ann. 10. muſc. uter.
p.
10.
(f) HOBOKEN p. 44.
(g) Die Dikke ſehe man nach
beim BOEHMER delig. umbil. fu-
nic. neceſſ. f.
2.
(h) [Spaltenumbruch] ROUHAULT obſerv. p. 25.
(i) SOLINGEN Anmerk. III.
DOUGLAS de perit. n. 28. AL-
BIN adnot. L. I. p. 76. ROEDE-
RER fet. perfect.
der Bauch gegen
die Nabelſchnur zu einem Ge-
ſchwulſte erhoben. WRISBERG.
embryo.
(k) HOBOKEN p. 28.
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[362/0414] Die Frucht. XXIX. B. werfen, und ſie iſt alſo einer Seits dem Rande nahe, anderer Seits hingegen von dem Rande ungemein weit entfernt. Es iſt dieſe Jnſerirung der Natur (d) ungemein zu- traͤglich. Gienge ſie in die Mitte des Kuchens, ſo wuͤrde Gefahr dabei ſeyn, weil alsdenn der Kuchen mit einer gleichgroſſen Kraft, in ſeiner ganzen Oberflaͤche, zu der Zeit Widerſtand thun wuͤrde, wenn man ihn nach der Geburt aus der Gebaͤrmutter herauszieht (e). So iſt auch der Winkel, unter welchem die Nabel- ſchnur in den Kuchen geht, gemeiniglich an der einen Seite ſpizz, und an der andern ſtumpf (f). Die Bekleidung der Nabelſchnur iſt ungemein feſte, elaſtiſch (g) und halbknorplich: ſie entſtehet nicht vom Darmfelle (h), welches ſich vollſtaͤndig und undurchloͤchert, unter der Nabelſchnur zeigt; auch nicht von der Haut des Unterleibes, denn dieſe waͤchſet nebſt der Oberhaut, durch einen merkwuͤrdigen Ring an die ganze abgeſon- derte Nabelſchnur an. Jndeſſen erzeugt ſich doch auch nicht ſelten an dieſem Orte (i) ein Bruch, und es giebet hier, das ſonſt ſchwa- che Darmfell dergeſtalt nach, daß die Daͤrme der Frucht in die Nabelſchnur hervorſchieſſen. Das andere Ende der Nabelſchnur iſt eine Fortſez- zung von dem amnio (k), und von der Mittelfruchthaut. Sie (d) RUYSCH Theſ. VIII. n. 15. ROEDERER fet. perfect. n. 17. (e) RUYSCH obſ. 97. Adverſ. anat. Dec. II. ann. 10. muſc. uter. p. 10. (f) HOBOKEN p. 44. (g) Die Dikke ſehe man nach beim BOEHMER delig. umbil. fu- nic. neceſſ. f. 2. (h) ROUHAULT obſerv. p. 25. (i) SOLINGEN Anmerk. III. DOUGLAS de perit. n. 28. AL- BIN adnot. L. I. p. 76. ROEDE- RER fet. perfect. der Bauch gegen die Nabelſchnur zu einem Ge- ſchwulſte erhoben. WRISBERG. embryo. (k) HOBOKEN p. 28.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/414>, abgerufen am 17.05.2024.