in das schwammige Wesen der Nabelschnur, welche um so vielmahl länger und geräumiger und dehnbarer, als bei irgend einem andern Thiere ist, ich sage, daß es sich in dieses schwammige Wesen, in welches sich die Blasen- schnur zu endigen scheint, verlaufen könne.
Es scheinet die sehr grosse Leichtigkeit, mit welcher das Blut in die ungemein grosse Nabelschlagader ein- dringt, dadurch angehalten zu werden, damit keine grosse Quantität auf die Eingeweide des Bauches drükken möge. Wir wissen auch, daß nur wenig Galle, welche mehr, als ein Schleim aussieht, von der Natur zubereitet wird: und daher kann man sich auch billig vorstellen, daß sie weniger Harn absondert.
So können die Wasser, welche während der Schwan- gerschaft (f) fortgehen, aus der Gebärmutter, die sie nebst der Frucht enthält, oder aus einer Wassersucht (g) dersel- ben, aus Wasserblasen herkommen (h), und dieses ist eben keine ungewöhnliche Eigenschaft des Fadengewebes; so kann sich auch zwischen der Mittelhaut und der innern Fruchthaut (i), oder zwischen den beiden Blättern der äuf- sern Fruchthaut (k), oder zwischen den Blättern des am- nii(l), oder zwischen dem chorion und der mittlern Frucht- haut (m), ein fehlerhaftes Wasser anhäufen: oder endlich aus einer Rizze der Häute ergiessen (n). Und obgleich bei einer gesunden Frauensperson das Fadengewebe diese
Räu-
(f)[Spaltenumbruch]p. 209.
(g)SOLINGEN ampt. der vroedvrouw. p. 353. MAURICEAU p. 178. GUILLEMEAU p. 361. ASTROG. morb. mulier. III. p. 342. PUZOS p. 87. LITTRE.
(h)STORCH de molis cas. 12. de abortu p. 9.
(i) Gallert LITTRE ann. 1701. p. 190. ROUHAULT ann. 1714. p. 145. Wasser nach dem FAN- TON p. 234.
(k)[Spaltenumbruch]
Vielleicht ist dies das Was- ser des chorii ROLFINK de fetu. STAHLII. p. 514. 515. und die Wasser zwischen den Blättern des chorii RUYSCHII Thes. 5. n. 51. X. n. 155.
(l)BORBSTAETT de fetu n. 7.
(m)DIEMERBROECK p. 215.
(n)MAURICEAU p. 178. obs. 367. post. p. 94.
Z 2
III. Abſ. Die Nachgeburt.
in das ſchwammige Weſen der Nabelſchnur, welche um ſo vielmahl laͤnger und geraͤumiger und dehnbarer, als bei irgend einem andern Thiere iſt, ich ſage, daß es ſich in dieſes ſchwammige Weſen, in welches ſich die Blaſen- ſchnur zu endigen ſcheint, verlaufen koͤnne.
Es ſcheinet die ſehr groſſe Leichtigkeit, mit welcher das Blut in die ungemein groſſe Nabelſchlagader ein- dringt, dadurch angehalten zu werden, damit keine groſſe Quantitaͤt auf die Eingeweide des Bauches druͤkken moͤge. Wir wiſſen auch, daß nur wenig Galle, welche mehr, als ein Schleim ausſieht, von der Natur zubereitet wird: und daher kann man ſich auch billig vorſtellen, daß ſie weniger Harn abſondert.
So koͤnnen die Waſſer, welche waͤhrend der Schwan- gerſchaft (f) fortgehen, aus der Gebaͤrmutter, die ſie nebſt der Frucht enthaͤlt, oder aus einer Waſſerſucht (g) derſel- ben, aus Waſſerblaſen herkommen (h), und dieſes iſt eben keine ungewoͤhnliche Eigenſchaft des Fadengewebes; ſo kann ſich auch zwiſchen der Mittelhaut und der innern Fruchthaut (i), oder zwiſchen den beiden Blaͤttern der aͤuf- ſern Fruchthaut (k), oder zwiſchen den Blaͤttern des am- nii(l), oder zwiſchen dem chorion und der mittlern Frucht- haut (m), ein fehlerhaftes Waſſer anhaͤufen: oder endlich aus einer Rizze der Haͤute ergieſſen (n). Und obgleich bei einer geſunden Frauensperſon das Fadengewebe dieſe
Raͤu-
(f)[Spaltenumbruch]p. 209.
(g)SOLINGEN ampt. der vroedvrouw. p. 353. MAURICEAU p. 178. GUILLEMEAU p. 361. ASTROG. morb. mulier. III. p. 342. PUZOS p. 87. LITTRE.
(h)STORCH de molis caſ. 12. de abortu p. 9.
(i) Gallert LITTRE ann. 1701. p. 190. ROUHAULT ann. 1714. p. 145. Waſſer nach dem FAN- TON p. 234.
(k)[Spaltenumbruch]
Vielleicht iſt dies das Waſ- ſer des chorii ROLFINK de fetu. STAHLII. p. 514. 515. und die Waſſer zwiſchen den Blaͤttern des chorii RUYSCHII Theſ. 5. n. 51. X. n. 155.
(l)BORBSTAETT de fetu n. 7.
(m)DIEMERBROECK p. 215.
(n)MAURICEAU p. 178. obſ. 367. poſt. p. 94.
Z 2
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[355/0407]
III. Abſ. Die Nachgeburt.
in das ſchwammige Weſen der Nabelſchnur, welche um
ſo vielmahl laͤnger und geraͤumiger und dehnbarer, als
bei irgend einem andern Thiere iſt, ich ſage, daß es ſich
in dieſes ſchwammige Weſen, in welches ſich die Blaſen-
ſchnur zu endigen ſcheint, verlaufen koͤnne.
Es ſcheinet die ſehr groſſe Leichtigkeit, mit welcher
das Blut in die ungemein groſſe Nabelſchlagader ein-
dringt, dadurch angehalten zu werden, damit keine groſſe
Quantitaͤt auf die Eingeweide des Bauches druͤkken
moͤge. Wir wiſſen auch, daß nur wenig Galle, welche
mehr, als ein Schleim ausſieht, von der Natur zubereitet
wird: und daher kann man ſich auch billig vorſtellen,
daß ſie weniger Harn abſondert.
So koͤnnen die Waſſer, welche waͤhrend der Schwan-
gerſchaft (f) fortgehen, aus der Gebaͤrmutter, die ſie nebſt
der Frucht enthaͤlt, oder aus einer Waſſerſucht (g) derſel-
ben, aus Waſſerblaſen herkommen (h), und dieſes iſt eben
keine ungewoͤhnliche Eigenſchaft des Fadengewebes; ſo
kann ſich auch zwiſchen der Mittelhaut und der innern
Fruchthaut (i), oder zwiſchen den beiden Blaͤttern der aͤuf-
ſern Fruchthaut (k), oder zwiſchen den Blaͤttern des am-
nii (l), oder zwiſchen dem chorion und der mittlern Frucht-
haut (m), ein fehlerhaftes Waſſer anhaͤufen: oder endlich
aus einer Rizze der Haͤute ergieſſen (n). Und obgleich
bei einer geſunden Frauensperſon das Fadengewebe dieſe
Raͤu-
(f)
p. 209.
(g) SOLINGEN ampt. der
vroedvrouw. p. 353. MAURICEAU
p. 178. GUILLEMEAU p. 361.
ASTROG. morb. mulier. III. p.
342. PUZOS p. 87. LITTRE.
(h) STORCH de molis caſ. 12.
de abortu p. 9.
(i) Gallert LITTRE ann. 1701.
p. 190. ROUHAULT ann. 1714.
p. 145. Waſſer nach dem FAN-
TON p. 234.
(k)
Vielleicht iſt dies das Waſ-
ſer des chorii ROLFINK de fetu.
STAHLII. p. 514. 515. und die
Waſſer zwiſchen den Blaͤttern des
chorii RUYSCHII Theſ. 5. n. 51.
X. n. 155.
(l) BORBSTAETT de fetu n. 7.
(m) DIEMERBROECK p. 215.
(n) MAURICEAU p. 178. obſ.
367. poſt. p. 94.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/407>, abgerufen am 23.11.2024.
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