Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.Die Frucht. XXIX. B. Stelle in der Kette der Wesen, mit ihrer netten Ein-richtung erbauen könne (b). Folg- Dieses alles scheinet zu ver- stehen zu geben, daß sich das Leben der einfachsten Thiere in ihnen selbst entzündet, und daß es von der Reizbarkeit, durch einen gewissen Grad der faul- artigen Bewegung, oder durch die Wärme erwekkt wird; fer- ner, daß diese Thierchen, wel- che ganz beweglich sind, ohne daß man Theile an ihnen er- kennen könnte, gern Heerden- weise beysammen leben, und zu Trauben, oder in Häute zusammengehen, dennoch aber auch die Freiheit haben, sich wieder einzeln zu trennen. Man weiß nicht, wie sie sich erzeu- gen, denn, ihre Trennung, nach ihrem Beysammenwoh- nen, ist keine wirkliche Erzeu- gung: es sei aber, wie es wolle, erzeugen sie ihres gleichen, so muß man glauben, daß sie sich nach der Art des voloox, von der Mutter, als Früchte tren- nen. Jch habe indessen grosse Hof- nung, daß die Versuche des Herrn von Saussure nächstens in dieser Dunkelheit ein Licht anzünden werden. Jch ersehe bereit s aus einem Schreiben dieses berümten Mannes, daß einige der Jnfusionsthiere aus der Polipenklasse sind, weil sie einen Theil von sich fahren las- [Spaltenumbruch] sen, um ein neues Thier ent- stehen zu lassen; andre aber lebendige Jungen bringen, wie wir vom voloox gesagt haben; so daß wir bei diesen Thieren nichts in unserer Theorie zu än- dern für nöthig befinden. Der berümte Spallanzini hat sich indessen alle Mühe ge- geben, zu wissen, ob sich diese Thierchen, ohne allen Verdacht, der aus der Luft kommenden Eyerchen erzeugen. Er fand, daß noch so fest verstopft schei- nende Flaschen mit gekochtem Wasser und Fleisch, oder mit Saamenkörnern, nach einigen Tagen, Thiere enthalten. Ob man gleich diese Flaschen, her- metisch versiegelte, d. i. zu- schmelzte, so waren sie doch eben so fruchtbar, so bald viel Luft dabei war. Da er aber ein mit allerhand Saamen abge- kochtes Wasser schnell in die heisse Flaschen goß, und sie bei der Lampe zuschmolz, diese Fla- schen aber noch eine Zeitlang in siedendem Wasser liegen ließ, so kam niemals was lebendiges zum Vorschein, wenn nicht das Glas Sprünge oder Fehler hatte. Er war also überzeugt, daß keine Thiere werden, wenn die Luft, womit die Flasche an- gefüllt ist, ein starkes Feuer ausgestanden. Folglich vermu- thet (b) RAI evisdom. of. God. p. 300.
Die Frucht. XXIX. B. Stelle in der Kette der Weſen, mit ihrer netten Ein-richtung erbauen koͤnne (b). Folg- Dieſes alles ſcheinet zu ver- ſtehen zu geben, daß ſich das Leben der einfachſten Thiere in ihnen ſelbſt entzuͤndet, und daß es von der Reizbarkeit, durch einen gewiſſen Grad der faul- artigen Bewegung, oder durch die Waͤrme erwekkt wird; fer- ner, daß dieſe Thierchen, wel- che ganz beweglich ſind, ohne daß man Theile an ihnen er- kennen koͤnnte, gern Heerden- weiſe beyſammen leben, und zu Trauben, oder in Haͤute zuſammengehen, dennoch aber auch die Freiheit haben, ſich wieder einzeln zu trennen. Man weiß nicht, wie ſie ſich erzeu- gen, denn, ihre Trennung, nach ihrem Beyſammenwoh- nen, iſt keine wirkliche Erzeu- gung: es ſei aber, wie es wolle, erzeugen ſie ihres gleichen, ſo muß man glauben, daß ſie ſich nach der Art des voloox, von der Mutter, als Fruͤchte tren- nen. Jch habe indeſſen groſſe Hof- nung, daß die Verſuche des Herrn von Sauſſure naͤchſtens in dieſer Dunkelheit ein Licht anzuͤnden werden. Jch erſehe bereit s aus einem Schreiben dieſes beruͤmten Mannes, daß einige der Jnfuſionsthiere aus der Polipenklaſſe ſind, weil ſie einen Theil von ſich fahren laſ- [Spaltenumbruch] ſen, um ein neues Thier ent- ſtehen zu laſſen; andre aber lebendige Jungen bringen, wie wir vom voloox geſagt haben; ſo daß wir bei dieſen Thieren nichts in unſerer Theorie zu aͤn- dern fuͤr noͤthig befinden. Der beruͤmte Spallanzini hat ſich indeſſen alle Muͤhe ge- geben, zu wiſſen, ob ſich dieſe Thierchen, ohne allen Verdacht, der aus der Luft kommenden Eyerchen erzeugen. Er fand, daß noch ſo feſt verſtopft ſchei- nende Flaſchen mit gekochtem Waſſer und Fleiſch, oder mit Saamenkoͤrnern, nach einigen Tagen, Thiere enthalten. Ob man gleich dieſe Flaſchen, her- metiſch verſiegelte, d. i. zu- ſchmelzte, ſo waren ſie doch eben ſo fruchtbar, ſo bald viel Luft dabei war. Da er aber ein mit allerhand Saamen abge- kochtes Waſſer ſchnell in die heiſſe Flaſchen goß, und ſie bei der Lampe zuſchmolz, dieſe Fla- ſchen aber noch eine Zeitlang in ſiedendem Waſſer liegen ließ, ſo kam niemals was lebendiges zum Vorſchein, wenn nicht das Glas Spruͤnge oder Fehler hatte. Er war alſo uͤberzeugt, daß keine Thiere werden, wenn die Luft, womit die Flaſche an- gefuͤllt iſt, ein ſtarkes Feuer ausgeſtanden. Folglich vermu- thet (b) RAI evisdom. of. God. p. 300.
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Die Frucht. XXIX. B.
Stelle in der Kette der Weſen, mit ihrer netten Ein-
richtung erbauen koͤnne (b).
Folg-
(a)
(b) RAI evisdom. of. God. p. 300.
(a) Dieſes alles ſcheinet zu ver-
ſtehen zu geben, daß ſich das
Leben der einfachſten Thiere in
ihnen ſelbſt entzuͤndet, und daß
es von der Reizbarkeit, durch
einen gewiſſen Grad der faul-
artigen Bewegung, oder durch
die Waͤrme erwekkt wird; fer-
ner, daß dieſe Thierchen, wel-
che ganz beweglich ſind, ohne
daß man Theile an ihnen er-
kennen koͤnnte, gern Heerden-
weiſe beyſammen leben, und
zu Trauben, oder in Haͤute
zuſammengehen, dennoch aber
auch die Freiheit haben, ſich
wieder einzeln zu trennen. Man
weiß nicht, wie ſie ſich erzeu-
gen, denn, ihre Trennung,
nach ihrem Beyſammenwoh-
nen, iſt keine wirkliche Erzeu-
gung: es ſei aber, wie es wolle,
erzeugen ſie ihres gleichen, ſo
muß man glauben, daß ſie ſich
nach der Art des voloox, von
der Mutter, als Fruͤchte tren-
nen.
Jch habe indeſſen groſſe Hof-
nung, daß die Verſuche des
Herrn von Sauſſure naͤchſtens
in dieſer Dunkelheit ein Licht
anzuͤnden werden. Jch erſehe
bereit s aus einem Schreiben
dieſes beruͤmten Mannes, daß
einige der Jnfuſionsthiere aus
der Polipenklaſſe ſind, weil ſie
einen Theil von ſich fahren laſ-
ſen, um ein neues Thier ent-
ſtehen zu laſſen; andre aber
lebendige Jungen bringen, wie
wir vom voloox geſagt haben;
ſo daß wir bei dieſen Thieren
nichts in unſerer Theorie zu aͤn-
dern fuͤr noͤthig befinden.
Der beruͤmte Spallanzini
hat ſich indeſſen alle Muͤhe ge-
geben, zu wiſſen, ob ſich dieſe
Thierchen, ohne allen Verdacht,
der aus der Luft kommenden
Eyerchen erzeugen. Er fand,
daß noch ſo feſt verſtopft ſchei-
nende Flaſchen mit gekochtem
Waſſer und Fleiſch, oder mit
Saamenkoͤrnern, nach einigen
Tagen, Thiere enthalten. Ob
man gleich dieſe Flaſchen, her-
metiſch verſiegelte, d. i. zu-
ſchmelzte, ſo waren ſie doch eben
ſo fruchtbar, ſo bald viel Luft
dabei war. Da er aber ein
mit allerhand Saamen abge-
kochtes Waſſer ſchnell in die
heiſſe Flaſchen goß, und ſie bei
der Lampe zuſchmolz, dieſe Fla-
ſchen aber noch eine Zeitlang
in ſiedendem Waſſer liegen ließ,
ſo kam niemals was lebendiges
zum Vorſchein, wenn nicht das
Glas Spruͤnge oder Fehler
hatte. Er war alſo uͤberzeugt,
daß keine Thiere werden, wenn
die Luft, womit die Flaſche an-
gefuͤllt iſt, ein ſtarkes Feuer
ausgeſtanden. Folglich vermu-
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