noch einen zufälligen Zusammenfluß der Atomen für die bildende Ursache erkennt, und obgleich seine Ge- danken von den meinigen nicht sehr unterschieden sind, so finde ich bei seinen Erfahrungen doch etwas, welches sich mit meinen Betrachtungen nicht vergleichen lassen will. Es ist dieses eine körperliche Kraft, welche blos aus einem unorganischen Teige Fäden, und auch wohl ohne Aeltern, Thierchen aus sich selbst hervorbringt. Folglich finde ich in diesen Versuchen nichts anders, als in denjenigen Erfahrungen, welche ich bald anfüh- ren will, und wodurch sich die Erzeugung aus sich selbst bestätigt (a), ob ich gleich davon ganz andere Gedan-
ken
(a)[Spaltenumbruch]
Die Thierchen im faulen Wasser widersprechen einer Erzeu- gung von sich selbst. Phil. trans. n. 200. Jch habe von denjenigen Thierchen nichts entschieden, welche in dem, aus verschied- nen Körpern gemischten und faulenden Wasser wachsen. Jch glaubte, daß solche aus der Luft herkommen, es mögen nun ei- nige sehr kleine Fliegen ihre Eyer in das stinkende Wasser gelegt haben, oder die Saa- men einiger Thierchen in der Luft schwimmen, wie man lan- ge schon von den Saamen der Schwämme und Pflanzen be- merkt hat. Dieser Meinung könnte eine beständige Anmerkung zu Hülfe kommen, welche beweiset, daß keine Erzeugung von dergleichen Thierchen ohne Luft statt fin- det (a) Weisberg p. 90. Es kam unterdessen unsers berüm- [Spaltenumbruch]
ten Henrich Augnst Wris- bergs zu Götting 1765. Auf- sazz de animalculis infasoriis satura heraus, welche sich etwas näher über die Lehren des Buf- fons und Needhams erklärt. Jch finde es daher für gut, das Vornehmste aus dem Aufsazze dieses berümten Mannes in die Kürze zu ziehen. Jn einem faulen Wasser, welches mit thierischen oder ve- getabilischen macerirt und ver- dorben ist, entstehen nach vier und zwanzig Stunden. p. 85. 98. und hiernächst etwa in der acht und vierzigsten Stunde, runde kugliche Stoffe p. 52. 58. 63. 72. 73. 78. 87. 98. von einem Bau wie Blasen p. 3. so an- fänglich ruhig sind, nach und nach aber allerlei Bewegungen bekommen, so wie sie selbst ver- schieden sind, sie zittern, schwan- ken p. 18. 30. 32. 73. 76. end-
lich
Die Frucht. XXIX. B.
noch einen zufaͤlligen Zuſammenfluß der Atomen fuͤr die bildende Urſache erkennt, und obgleich ſeine Ge- danken von den meinigen nicht ſehr unterſchieden ſind, ſo finde ich bei ſeinen Erfahrungen doch etwas, welches ſich mit meinen Betrachtungen nicht vergleichen laſſen will. Es iſt dieſes eine koͤrperliche Kraft, welche blos aus einem unorganiſchen Teige Faͤden, und auch wohl ohne Aeltern, Thierchen aus ſich ſelbſt hervorbringt. Folglich finde ich in dieſen Verſuchen nichts anders, als in denjenigen Erfahrungen, welche ich bald anfuͤh- ren will, und wodurch ſich die Erzeugung aus ſich ſelbſt beſtaͤtigt (a), ob ich gleich davon ganz andere Gedan-
ken
(a)[Spaltenumbruch]
Die Thierchen im faulen Waſſer widerſprechen einer Erzeu- gung von ſich ſelbſt. Phil. tranſ. n. 200. Jch habe von denjenigen Thierchen nichts entſchieden, welche in dem, aus verſchied- nen Koͤrpern gemiſchten und faulenden Waſſer wachſen. Jch glaubte, daß ſolche aus der Luft herkommen, es moͤgen nun ei- nige ſehr kleine Fliegen ihre Eyer in das ſtinkende Waſſer gelegt haben, oder die Saa- men einiger Thierchen in der Luft ſchwimmen, wie man lan- ge ſchon von den Saamen der Schwaͤmme und Pflanzen be- merkt hat. Dieſer Meinung koͤnnte eine beſtaͤndige Anmerkung zu Huͤlfe kommen, welche beweiſet, daß keine Erzeugung von dergleichen Thierchen ohne Luft ſtatt fin- det (a) Weisberg p. 90. Es kam unterdeſſen unſers beruͤm- [Spaltenumbruch]
ten Henrich Augnſt Wris- bergs zu Goͤtting 1765. Auf- ſazz de animalculis infaſoriis ſatura heraus, welche ſich etwas naͤher uͤber die Lehren des Buf- fons und Needhams erklaͤrt. Jch finde es daher fuͤr gut, das Vornehmſte aus dem Aufſazze dieſes beruͤmten Mannes in die Kuͤrze zu ziehen. Jn einem faulen Waſſer, welches mit thieriſchen oder ve- getabiliſchen macerirt und ver- dorben iſt, entſtehen nach vier und zwanzig Stunden. p. 85. 98. und hiernaͤchſt etwa in der acht und vierzigſten Stunde, runde kugliche Stoffe p. 52. 58. 63. 72. 73. 78. 87. 98. von einem Bau wie Blaſen p. 3. ſo an- faͤnglich ruhig ſind, nach und nach aber allerlei Bewegungen bekommen, ſo wie ſie ſelbſt ver- ſchieden ſind, ſie zittern, ſchwan- ken p. 18. 30. 32. 73. 76. end-
lich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0238"n="186"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
noch einen zufaͤlligen Zuſammenfluß der Atomen fuͤr<lb/>
die bildende Urſache erkennt, und obgleich ſeine Ge-<lb/>
danken von den meinigen nicht ſehr unterſchieden ſind,<lb/>ſo finde ich bei ſeinen Erfahrungen doch etwas, welches<lb/>ſich mit meinen Betrachtungen nicht vergleichen laſſen<lb/>
will. Es iſt dieſes eine koͤrperliche Kraft, welche blos<lb/>
aus einem unorganiſchen Teige Faͤden, und auch wohl<lb/>
ohne Aeltern, Thierchen aus ſich ſelbſt hervorbringt.<lb/>
Folglich finde ich in dieſen Verſuchen nichts anders,<lb/>
als in denjenigen Erfahrungen, welche ich bald anfuͤh-<lb/>
ren will, und wodurch ſich die Erzeugung aus ſich ſelbſt<lb/>
beſtaͤtigt <notexml:id="a15"next="#a16"place="foot"n="(a)"><cb/>
Die Thierchen im faulen<lb/>
Waſſer widerſprechen einer Erzeu-<lb/>
gung von ſich ſelbſt. <hirendition="#aq">Phil. tranſ.<lb/>
n.</hi> 200.<lb/>
Jch habe von denjenigen<lb/>
Thierchen nichts entſchieden,<lb/>
welche in dem, aus verſchied-<lb/>
nen Koͤrpern gemiſchten und<lb/>
faulenden Waſſer wachſen. Jch<lb/>
glaubte, daß ſolche aus der Luft<lb/>
herkommen, es moͤgen nun ei-<lb/>
nige ſehr kleine Fliegen ihre<lb/>
Eyer in das ſtinkende Waſſer<lb/>
gelegt haben, oder die Saa-<lb/>
men einiger Thierchen in der<lb/>
Luft ſchwimmen, wie man lan-<lb/>
ge ſchon von den Saamen der<lb/>
Schwaͤmme und Pflanzen be-<lb/>
merkt hat.<lb/>
Dieſer Meinung koͤnnte eine<lb/>
beſtaͤndige Anmerkung zu Huͤlfe<lb/>
kommen, welche beweiſet, daß<lb/>
keine Erzeugung von dergleichen<lb/>
Thierchen ohne Luft ſtatt fin-<lb/>
det (a) <hirendition="#aq"><hirendition="#k">Weisberg</hi> p.</hi> 90. Es<lb/>
kam unterdeſſen unſers beruͤm-<lb/><cb/>
ten Henrich Augnſt <hirendition="#fr">Wris-<lb/>
bergs</hi> zu Goͤtting 1765. Auf-<lb/>ſazz <hirendition="#aq">de animalculis infaſoriis<lb/>ſatura</hi> heraus, welche ſich etwas<lb/>
naͤher uͤber die Lehren des <hirendition="#fr">Buf-<lb/>
fons</hi> und <hirendition="#fr">Needhams</hi> erklaͤrt.<lb/>
Jch finde es daher fuͤr gut, das<lb/>
Vornehmſte aus dem Aufſazze<lb/>
dieſes beruͤmten Mannes in die<lb/>
Kuͤrze zu ziehen.<lb/>
Jn einem faulen Waſſer,<lb/>
welches mit thieriſchen oder ve-<lb/>
getabiliſchen macerirt und ver-<lb/>
dorben iſt, entſtehen nach vier<lb/>
und zwanzig Stunden. <hirendition="#aq">p.</hi> 85.<lb/>
98. und hiernaͤchſt etwa in der<lb/>
acht und vierzigſten Stunde,<lb/>
runde kugliche Stoffe <hirendition="#aq">p.</hi> 52. 58.<lb/>
63. 72. 73. 78. 87. 98. von einem<lb/>
Bau wie Blaſen <hirendition="#aq">p.</hi> 3. ſo an-<lb/>
faͤnglich ruhig ſind, nach und<lb/>
nach aber allerlei Bewegungen<lb/>
bekommen, ſo wie ſie ſelbſt ver-<lb/>ſchieden ſind, ſie zittern, ſchwan-<lb/>
ken <hirendition="#aq">p.</hi> 18. 30. 32. 73. 76. end-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lich</fw></note>, ob ich gleich davon ganz andere Gedan-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ken</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[186/0238]
Die Frucht. XXIX. B.
noch einen zufaͤlligen Zuſammenfluß der Atomen fuͤr
die bildende Urſache erkennt, und obgleich ſeine Ge-
danken von den meinigen nicht ſehr unterſchieden ſind,
ſo finde ich bei ſeinen Erfahrungen doch etwas, welches
ſich mit meinen Betrachtungen nicht vergleichen laſſen
will. Es iſt dieſes eine koͤrperliche Kraft, welche blos
aus einem unorganiſchen Teige Faͤden, und auch wohl
ohne Aeltern, Thierchen aus ſich ſelbſt hervorbringt.
Folglich finde ich in dieſen Verſuchen nichts anders,
als in denjenigen Erfahrungen, welche ich bald anfuͤh-
ren will, und wodurch ſich die Erzeugung aus ſich ſelbſt
beſtaͤtigt (a), ob ich gleich davon ganz andere Gedan-
ken
(a)
Die Thierchen im faulen
Waſſer widerſprechen einer Erzeu-
gung von ſich ſelbſt. Phil. tranſ.
n. 200.
Jch habe von denjenigen
Thierchen nichts entſchieden,
welche in dem, aus verſchied-
nen Koͤrpern gemiſchten und
faulenden Waſſer wachſen. Jch
glaubte, daß ſolche aus der Luft
herkommen, es moͤgen nun ei-
nige ſehr kleine Fliegen ihre
Eyer in das ſtinkende Waſſer
gelegt haben, oder die Saa-
men einiger Thierchen in der
Luft ſchwimmen, wie man lan-
ge ſchon von den Saamen der
Schwaͤmme und Pflanzen be-
merkt hat.
Dieſer Meinung koͤnnte eine
beſtaͤndige Anmerkung zu Huͤlfe
kommen, welche beweiſet, daß
keine Erzeugung von dergleichen
Thierchen ohne Luft ſtatt fin-
det (a) Weisberg p. 90. Es
kam unterdeſſen unſers beruͤm-
ten Henrich Augnſt Wris-
bergs zu Goͤtting 1765. Auf-
ſazz de animalculis infaſoriis
ſatura heraus, welche ſich etwas
naͤher uͤber die Lehren des Buf-
fons und Needhams erklaͤrt.
Jch finde es daher fuͤr gut, das
Vornehmſte aus dem Aufſazze
dieſes beruͤmten Mannes in die
Kuͤrze zu ziehen.
Jn einem faulen Waſſer,
welches mit thieriſchen oder ve-
getabiliſchen macerirt und ver-
dorben iſt, entſtehen nach vier
und zwanzig Stunden. p. 85.
98. und hiernaͤchſt etwa in der
acht und vierzigſten Stunde,
runde kugliche Stoffe p. 52. 58.
63. 72. 73. 78. 87. 98. von einem
Bau wie Blaſen p. 3. ſo an-
faͤnglich ruhig ſind, nach und
nach aber allerlei Bewegungen
bekommen, ſo wie ſie ſelbſt ver-
ſchieden ſind, ſie zittern, ſchwan-
ken p. 18. 30. 32. 73. 76. end-
lich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/238>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.