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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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II. Abs. Anfänge des Thieres.

Endlich erfolge das Principium des Lebens der un-
tersten Ordnung, aus dem Bau der Theile; das Em-
pfinden aber, und eigne Wollen, gehöre, nebst der
Ueberlegung der Seele an (e).

Das Principium des Lebens lasse sich bei einigen
Thieren (f) viele Jahre lang in trokkener Gestalt erhal-
ten, und durch die Wärme, oder von beigefügtem Was-
ser wieder herstellen. So sahe Ginani ein Würmchen
des Roggens (corniculati secalis, grano ghiottone)
lange Zeit leben bleiben (g). Es gebe in den Wassern
Thiere, welche, wenn man sie auftrokkne, und nach
einem ganzen Jahre mit Wasser versehe, wieder leben-
dig würden (h). Auch das Wasserinsekt, Einauge ge-
nannt, so bereits trocken geworden, erlangt, wenn man
ihm nach einigen Tagen Wasser giebt, von neuem das
Leben wieder (i). Man erzählt von einer gewissen
Schlange aus Peru (k), daß sie noch am zwölften Tage,
nachdem man sie aufgehängt gehabt, und da man sie in
Leimerde begraben, wieder zu leben anfänge.

Es liessen sich bisweilen Fischeyer bis ins sechste und
siebente Jahr aufbehalten, und es kämen bei ausgetrokk-
neten Landseen, wenn man solche von neuen ausgrübe,
und mit Wasser versehe, die vorigen Fische von selbst
wieder zum Vorschein (l).

§. 14.
Anmerkungen über diese Hipothese.

Ob dieser berühmte Mann gleich die Saamenskraft,
in ihrem Werthe läßt, und weder Anziehungskräfte

noch
(e) [Spaltenumbruch] p. 374.
(f) p. 259. fünf Jahre lang in
den Fäden ausgekeimter Gerste p.
227.
(g) Malattie delli Grani In Er-
ba p.
114.
(h) [Spaltenumbruch] LEEUWENHOECK.
(i) SCHAEFFER Wasserssola
p.
63.
(k) BOUGUER Itin. Peruv.
Introd. p. XCVII.
(l) De SERRES p. 509.
M 5
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.

Endlich erfolge das Principium des Lebens der un-
terſten Ordnung, aus dem Bau der Theile; das Em-
pfinden aber, und eigne Wollen, gehoͤre, nebſt der
Ueberlegung der Seele an (e).

Das Principium des Lebens laſſe ſich bei einigen
Thieren (f) viele Jahre lang in trokkener Geſtalt erhal-
ten, und durch die Waͤrme, oder von beigefuͤgtem Waſ-
ſer wieder herſtellen. So ſahe Ginani ein Wuͤrmchen
des Roggens (corniculati ſecalis, grano ghiottone)
lange Zeit leben bleiben (g). Es gebe in den Waſſern
Thiere, welche, wenn man ſie auftrokkne, und nach
einem ganzen Jahre mit Waſſer verſehe, wieder leben-
dig wuͤrden (h). Auch das Waſſerinſekt, Einauge ge-
nannt, ſo bereits trocken geworden, erlangt, wenn man
ihm nach einigen Tagen Waſſer giebt, von neuem das
Leben wieder (i). Man erzaͤhlt von einer gewiſſen
Schlange aus Peru (k), daß ſie noch am zwoͤlften Tage,
nachdem man ſie aufgehaͤngt gehabt, und da man ſie in
Leimerde begraben, wieder zu leben anfaͤnge.

Es lieſſen ſich bisweilen Fiſcheyer bis ins ſechſte und
ſiebente Jahr aufbehalten, und es kaͤmen bei ausgetrokk-
neten Landſeen, wenn man ſolche von neuen ausgruͤbe,
und mit Waſſer verſehe, die vorigen Fiſche von ſelbſt
wieder zum Vorſchein (l).

§. 14.
Anmerkungen uͤber dieſe Hipotheſe.

Ob dieſer beruͤhmte Mann gleich die Saamenskraft,
in ihrem Werthe laͤßt, und weder Anziehungskraͤfte

noch
(e) [Spaltenumbruch] p. 374.
(f) p. 259. fuͤnf Jahre lang in
den Faͤden ausgekeimter Gerſte p.
227.
(g) Malattie delli Grani In Er-
ba p.
114.
(h) [Spaltenumbruch] LEEUWENHOECK.
(i) SCHAEFFER Waſſerſſola
p.
63.
(k) BOUGUER Itin. Peruv.
Introd. p. XCVII.
(l) De SERRES p. 509.
M 5
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[185/0237] II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres. Endlich erfolge das Principium des Lebens der un- terſten Ordnung, aus dem Bau der Theile; das Em- pfinden aber, und eigne Wollen, gehoͤre, nebſt der Ueberlegung der Seele an (e). Das Principium des Lebens laſſe ſich bei einigen Thieren (f) viele Jahre lang in trokkener Geſtalt erhal- ten, und durch die Waͤrme, oder von beigefuͤgtem Waſ- ſer wieder herſtellen. So ſahe Ginani ein Wuͤrmchen des Roggens (corniculati ſecalis, grano ghiottone) lange Zeit leben bleiben (g). Es gebe in den Waſſern Thiere, welche, wenn man ſie auftrokkne, und nach einem ganzen Jahre mit Waſſer verſehe, wieder leben- dig wuͤrden (h). Auch das Waſſerinſekt, Einauge ge- nannt, ſo bereits trocken geworden, erlangt, wenn man ihm nach einigen Tagen Waſſer giebt, von neuem das Leben wieder (i). Man erzaͤhlt von einer gewiſſen Schlange aus Peru (k), daß ſie noch am zwoͤlften Tage, nachdem man ſie aufgehaͤngt gehabt, und da man ſie in Leimerde begraben, wieder zu leben anfaͤnge. Es lieſſen ſich bisweilen Fiſcheyer bis ins ſechſte und ſiebente Jahr aufbehalten, und es kaͤmen bei ausgetrokk- neten Landſeen, wenn man ſolche von neuen ausgruͤbe, und mit Waſſer verſehe, die vorigen Fiſche von ſelbſt wieder zum Vorſchein (l). §. 14. Anmerkungen uͤber dieſe Hipotheſe. Ob dieſer beruͤhmte Mann gleich die Saamenskraft, in ihrem Werthe laͤßt, und weder Anziehungskraͤfte noch (e) p. 374. (f) p. 259. fuͤnf Jahre lang in den Faͤden ausgekeimter Gerſte p. 227. (g) Malattie delli Grani In Er- ba p. 114. (h) LEEUWENHOECK. (i) SCHAEFFER Waſſerſſola p. 63. (k) BOUGUER Itin. Peruv. Introd. p. XCVII. (l) De SERRES p. 509. M 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/237>, abgerufen am 28.11.2024.