kige Wesen aber, von dem weiblichen Eisenkraute, ent- standen gewesen seyn. Hieraus, und aus andern Ex- empeln, glaubt dieser wizzige Mann (n) die Regel ma- chen zu können, daß das markige Wesen, oder die Ner- ven von der Mutter, die rindige Theile, so wie Haut und Haare vom Vater herrühren. So sahe der be- rühmte Hauser eine Speltähre, (Dünkel, Zea) wor- an sich der eine Schuß von Haber befand.
Kölreuter befand, wie ich sogleich erwänen wer- de, bei seinen höchstgenau angestellten Erfahrungen, die ganze Sache von einer andern Beschaffenheit, in- dem ebenfalls die innere Theile einer Pflanze, die Staub- fäden, die Trompeten, die Blüthe und Frucht von dem befruchtenden Vater Veränderungen leiden.
Wenn man dieses alles mit einander vergleicht, so befinden wir uns in einer grössern Verlegenheit, als unsre Vorfahren ehedem (q). Man siehet nämlich, daß etwas von beiden Aeltern der Frucht mitgetheilet werde; und daß diese Mittheilung bei einem mehr eine Kopie von der Mutter, und bei dem andern mehr ein Abdrukk des Vaters ist. Mir deucht, wenn der Vater grösser ist, so ist auch seine Kopirung stärker (r), und wenn die Mutter grösser ist, so pflegt auch die Frucht mehr von der Mutter an sich zu haben (s). Und auf solche Art gilt hier bei den Thieren eben das, was bei den Pflanzen statt findet, indem eine gemischte Tobacks- pflanze um desto mehr Aehnlichkeit mit dem Vater be- (o) (p)
kam,
(n)[Spaltenumbruch]Ibid.
(q)SENAC. p. 23.
(r) Für den Vater sprechen, die Ancirisch. Ziegenbökke, der Widder, die Fasanen, der Hänfling, acanth.
(s) Für die Mutter, die Maul- esel, hinni; die von der Kuh und [Spaltenumbruch]
dem Esel fallende jumari, lyciscae. Die Frucht hat ein Mittelwesen von Vater und Mutter. 2. Forts. p. 16. beide Naturen scheinen gleich stark p. 37. nicht eben gerade nach der mittlern Proportionan- zahl p. 52. doch lieber nach der Mutter.
(o)Thef. anat. bot. n. 25.
(p) Jm eignen Büchgen.
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres
kige Weſen aber, von dem weiblichen Eiſenkraute, ent- ſtanden geweſen ſeyn. Hieraus, und aus andern Ex- empeln, glaubt dieſer wizzige Mann (n) die Regel ma- chen zu koͤnnen, daß das markige Weſen, oder die Ner- ven von der Mutter, die rindige Theile, ſo wie Haut und Haare vom Vater herruͤhren. So ſahe der be- ruͤhmte Hauſer eine Speltaͤhre, (Duͤnkel, Zea) wor- an ſich der eine Schuß von Haber befand.
Koͤlreuter befand, wie ich ſogleich erwaͤnen wer- de, bei ſeinen hoͤchſtgenau angeſtellten Erfahrungen, die ganze Sache von einer andern Beſchaffenheit, in- dem ebenfalls die innere Theile einer Pflanze, die Staub- faͤden, die Trompeten, die Bluͤthe und Frucht von dem befruchtenden Vater Veraͤnderungen leiden.
Wenn man dieſes alles mit einander vergleicht, ſo befinden wir uns in einer groͤſſern Verlegenheit, als unſre Vorfahren ehedem (q). Man ſiehet naͤmlich, daß etwas von beiden Aeltern der Frucht mitgetheilet werde; und daß dieſe Mittheilung bei einem mehr eine Kopie von der Mutter, und bei dem andern mehr ein Abdrukk des Vaters iſt. Mir deucht, wenn der Vater groͤſſer iſt, ſo iſt auch ſeine Kopirung ſtaͤrker (r), und wenn die Mutter groͤſſer iſt, ſo pflegt auch die Frucht mehr von der Mutter an ſich zu haben (s). Und auf ſolche Art gilt hier bei den Thieren eben das, was bei den Pflanzen ſtatt findet, indem eine gemiſchte Tobacks- pflanze um deſto mehr Aehnlichkeit mit dem Vater be- (o) (p)
kam,
(n)[Spaltenumbruch]Ibid.
(q)SENAC. p. 23.
(r) Fuͤr den Vater ſprechen, die Anciriſch. Ziegenboͤkke, der Widder, die Faſanen, der Haͤnfling, acanth.
(s) Fuͤr die Mutter, die Maul- eſel, hinni; die von der Kuh und [Spaltenumbruch]
dem Eſel fallende jumari, lyciſcae. Die Frucht hat ein Mittelweſen von Vater und Mutter. 2. Fortſ. p. 16. beide Naturen ſcheinen gleich ſtark p. 37. nicht eben gerade nach der mittlern Proportionan- zahl p. 52. doch lieber nach der Mutter.
(o)Thef. anat. bot. n. 25.
(p) Jm eignen Buͤchgen.
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II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres
kige Weſen aber, von dem weiblichen Eiſenkraute, ent-
ſtanden geweſen ſeyn. Hieraus, und aus andern Ex-
empeln, glaubt dieſer wizzige Mann (n) die Regel ma-
chen zu koͤnnen, daß das markige Weſen, oder die Ner-
ven von der Mutter, die rindige Theile, ſo wie Haut
und Haare vom Vater herruͤhren. So ſahe der be-
ruͤhmte Hauſer eine Speltaͤhre, (Duͤnkel, Zea) wor-
an ſich der eine Schuß von Haber befand.
Koͤlreuter befand, wie ich ſogleich erwaͤnen wer-
de, bei ſeinen hoͤchſtgenau angeſtellten Erfahrungen,
die ganze Sache von einer andern Beſchaffenheit, in-
dem ebenfalls die innere Theile einer Pflanze, die Staub-
faͤden, die Trompeten, die Bluͤthe und Frucht von dem
befruchtenden Vater Veraͤnderungen leiden.
Wenn man dieſes alles mit einander vergleicht, ſo
befinden wir uns in einer groͤſſern Verlegenheit, als
unſre Vorfahren ehedem (q). Man ſiehet naͤmlich,
daß etwas von beiden Aeltern der Frucht mitgetheilet
werde; und daß dieſe Mittheilung bei einem mehr eine
Kopie von der Mutter, und bei dem andern mehr ein
Abdrukk des Vaters iſt. Mir deucht, wenn der Vater
groͤſſer iſt, ſo iſt auch ſeine Kopirung ſtaͤrker (r), und
wenn die Mutter groͤſſer iſt, ſo pflegt auch die Frucht
mehr von der Mutter an ſich zu haben (s). Und auf
ſolche Art gilt hier bei den Thieren eben das, was bei
den Pflanzen ſtatt findet, indem eine gemiſchte Tobacks-
pflanze um deſto mehr Aehnlichkeit mit dem Vater be-
kam,
(o)
(p)
(n)
Ibid.
(q) SENAC. p. 23.
(r) Fuͤr den Vater ſprechen, die
Anciriſch. Ziegenboͤkke, der Widder,
die Faſanen, der Haͤnfling, acanth.
(s) Fuͤr die Mutter, die Maul-
eſel, hinni; die von der Kuh und
dem Eſel fallende jumari, lyciſcae.
Die Frucht hat ein Mittelweſen
von Vater und Mutter. 2. Fortſ.
p. 16. beide Naturen ſcheinen
gleich ſtark p. 37. nicht eben gerade
nach der mittlern Proportionan-
zahl p. 52. doch lieber nach der
Mutter.
(o) Thef. anat. bot. n. 25.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/223>, abgerufen am 29.11.2024.
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